One-way von Marmaris nach Kemer vom 25. August bis 1. September 2006
Unser diesjährige Segeltörn sollte uns entlang der lykischen Küste führen, an der schroffe Felsen und das Meer unvermittelt aufeinandertreffen. Die Küste erstreckt sich von Marmaris bis nach Antalya. In der Antike siedelten die Lykier in dieser Gegend. Sie waren vermutlich um 1400 v. Chr. Aus Kreta gekommen und gründeten hier ein eigenständiges, wohlhabendes Reich. Sie hinterließen monumentale Felsengräber, die in die senkrecht abfallenden Klippen gehauen wurden und die man entlang der Küste finden kann. Die lykische Küste besitzt wenige, dafür aber schöne Badestrände. Der Ausgangspunkt des Segeltörns war die Ada Agzi Bucht, ca. 5 km südöstlich von Marmaris gelegen. Unsere gecharterte Segelyacht war eine ziemlich neue SY Bavaria 39 Cruiser, die Ende April 06 in den Dienst gestellt wurde. Die crew setzte sich zusammen aus Hermann Goss (Skipper), Alfred Lech Co-Skipper), Michael Böhme, Hinrich Dieckmann, Fred Grabowski und Ralf Düvelshaupt, der neu dazu gekommen war.
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Sonnabend: Am nächsten Morgen nahmen wir unser Frühstück auf der Terrasse des Hotelrestaurants ein, mit herrlichem Blick auf die mit Palmen und Pinien umsäumte weite Bucht von Aga Agzi und auf die Segelyachten, die zu beiden Seiten des Steges an Muringleinen festgemacht waren. Über uns spannte sich blauer Himmel, die Lufttemperatur lag bei ca. 28 C und ein leichtes Lüftchen sorgte für Wohlbefinden. Die Segelfreizeit konnte beginnen.
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Unsere Anreise, am Freitag 25.08.06, erfolgte mit dem Flieger direkt von Hannover nach Dalaman. Ein Kleinbus (Dolmus genannt) brachte uns Abends von Flughafen Dalaman über bergiges Land nach fast 2 Std. Fahrt (ca. 100 km) nach Marmaris-Ada Agzi zur Charterbasis. Es war inzwischen 23.00 Uhr geworden und zu unserer Überraschung empfing uns noch der Stützpunktleiter der Charterbasis von Pupa Yachting. Wir waren noch mehr überrascht, als er auf unsere Frage: wo wir noch eine Kleinigkeit zu Essen und Trinken bekommen könnten, uns erklärte, er könne uns noch ein warmes Abendessen zubereiten lassen. Das ließen wir uns nicht zweimal sagen und nahmen das Angebot sehr gerne an. Es schmeckte vorzüglich und nach einem abschließendem Glas Rotwein auf unserem Charterboot hatten wir die nötige Bettschwere erreicht und suchten unsere Kojen auf.
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Am Vormittag übernahmen wir dann die SY Bavaria 39 C "MILOS". Mit der Übernahme des Bootes erhielten wir auch eine Telefonliste, unter dessen Telefonnummern sollte immer jemand 'rund um die Uhr' erreichbar sein. Das gab uns über die lange Distanz entlang der Küste eine große Sicherheit. Das Schiff bot sehr viel Platz, die Kojen waren geräumig. Mit 6 Personen saß man bequem um den Tisch in der Plicht. Das Schiff war mit einem Rollgroßsegel ausgestattet, hatte eine geräumige Plicht, der Salon komfortabel, genügend Stauraum für Proviant und geräumige Kojen. Nachdem wir unseren Proviant an Bord genommen hatten, legten wir am frühen Nachmittag ab. Bald setzten wir die Segel und fuhren mit guter Fahrt und südlichem Kurs durch die Marmaris Limani (Bucht). Draußen auf See setzten wir dann einen östlichen Kurs ab mit dem Ziel, Ekincik Limani (Bucht von Ekincik) anzulaufen. Von hier aus kann man eine Fahrt zum Kaunos (lykische Felsengräber) machen. Nach ca. 20 sm Fahrt unter Segel liefen wir in die Bucht ein. Hier ankerten wir auf Pos. 36 49,8'N 028 33,1'E gegen 18.00 Uhr. Es ist eine weiträumige Bucht mit einigen Badestränden, sonst eingerahmt durch steile, dicht bewaldete felsige Berge. Im NW der kleinen Bucht wird die gebirgige Umrandung durch ein Tal unterbrochen, weiter dahinterliegende Häuser des Ortes Ekincik. Im SO der Küstenlinie, ca. 3 sm entfernt, liegt das Mündungsdelta des Dalyanflusses. Weiter im Norden des Mündungsgebietes die antike Stadt Kaunos, das heutige Dalyan, bekannt durch die flußaufwärts gelegenen, in die Felswand gehauenen, lykischen Felsengräber. Wir waren bisher durch den Fahrtwind gekühlt und durch das Bimini vor der intensiven Sonne geschützt. Jetzt vor Anker liegend und vor der See geschützt, wehte kein Lüftchen und die hohe Lufttemperatur von über 32 C machte sich schweißtreibend bemerkbar. Eine sofortige Abkühlung war jetzt angesagt und über die Badeleiter wurde ein erstes Bad genommen. Die erhoffte Abkühlung wurde aber nur teilweise erfüllt, denn das Wasser hatte fast Badewannentemperatur, das Thermometer zeigte ca.29 C Wassertemperatur an. Die Borddusche danach brachte uns mehr Kühlung.
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Sonntag: Am Vormittag verließen wir die Bucht von Ekincik. Unser heutiges Tagesziel war Göcek, im tief eingeschnittenen, nördlichen Teil vom Fethiye Körfezi (Golf von Fethiye) gelegen. Mit südwestlichen Winden, bei 3-4 Bft unter wolkenlosen Himmel, machten wir unter Segel eine gute Fahrt. Der Meltemi (auch Etesienwind genannt) ist in dieser Zeit der vorherrschende Wind. Er weht hier aus westlichen bis nördlichen Richtungen, wobei er beständig seine Richtung, Stärke und Dauer ändert. An der Westseite des Golfs nahmen wir Kurs auf die Reede von Göcek. Wir nahmen den Kurs zwischen den Inseln Domuz und Tersane, vorbei an der Insel Göcek Adasi und machten in der Göcek Marina (Stadthafen) an dem uns zugewiesenen Liegeplatz am Kai fest. Hier lagen wir durch einen Zaun getrennt an der parallel laufenden Uferpromenade. Eine gepflegte und mit blühenden Sträuchern bepflanzte Uferpromenade mit hohen Palmen spendeten bei der herrschenden Hitze angenehmen Schatten. Es herrschte ein reges Treiben durch Einheimische und Touristen. Die Marina war mit Gulets (Ausflugsboote in traditioneller Holzbauweise mit Besegelung), Segelyachten und Motorbooten dicht belegt. Draußen auf der Reede von Göcek ankerten Megayachten, Segelyachten und einige Großsegler. Göcek ist ein kleines Städtchen, sehr schön von dicht bewaldeten Bergen und Hügeln umgeben.
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Der Ort hat sich auf Yachttourismus eingestellt und bietet neben der Göcek Marina (Stadthafen) noch die Edelmarina Port Göcek, Skopea Marina und Göcek Club Marina an. Ein abendlicher Stadtbummel zeigte, daß wir uns in einer der touristischen Zentren der Türkei befanden. Auffällig waren in der Einkaufsstraße, wo sich Laden an Laden reihte, die sehr aktiven Verkäufer vor ihren Läden, die die Passanten unermüdlich animierten mit ihnen ins Geschäft zu kommen. Nach einem maritimen Abendessen verlegten wir den gemütlichen Teil des Abends auf unser Schiff, um näher zum Wasser auf eine kühle Brise zu hoffen. Für uns war es schon erstaunlich, das die Lufttemperatur zur Nacht nur wenig abnahm und die Nacht nicht die Abkühlung brachte, wie wir es gewohnt waren.
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Montag: Nachdem sich der Dunstschleier am Morgen in Göcek gelichtet hatte, erwärmte sich die Luft sehr schnell durch die rasch aufsteigende Sonne in Richtung 30 C. Kein Wölkchen trübte den blauen Himmel, es schien wieder ein heißer Tag zu werden, von leichter Brise unterbrochen. Heute hatten wir einen längeren Schlag von über 45 sm vor uns an der Küste entlang nach Kalkan. Mit süd-südöstlichem Kurs segelten wir aus Fethiye Körfezi. Wegen der Küstennähe, durch die 600-800 m hohen steilen Felsabstürze des Taurus-Gebirges, kamen wir einige Male in Windabdeckung und mußten zwischendurch auf Motorkraft zurückgreifen. Gegen Mittag wurde es diesig und der Himmel wurde durch eine durchziehende Wolkendecke(As) für eine Weile getrübt. Nach ca. 2 Std. war die Hoffnung nach frischem Wind wieder dahin, die Wolkendecke wieder abgezogen. Der Fahrtwind brachte nur mäßige Kühlung. Auf eine plötzliche stramme Brise waren wir durch andere Reiseberichte ja eingestellt, aber noch spürten wir nichts davon. Am Abend liefen wir in die Bucht von Kalkan ein. Auf dem langen Schlag zwischen Göcek und Kas über 45 sm an der lykischen Küste entlang, ist Kalkan der nächste sichere Hafen mit einer Grundversorgung. Als Durchfahrt wählten wir den Kanal zwischen dem westlich gelegenen Festland und der Insel Yilan Adasi. Die Ortschaft Kalkan im NO der gleichnamigen Bucht gelegen breitet sich oberhalb des Hafens in einer halbrunden Form aus und erweitert sich in einem flachen Bergsattel, der durch die Bebauung ausgefüllt wird. Der kleine rechteckige, von SO nach NW angelegte, Hafen lag gleich unterhalb der Ortschaft. Ein besonders schöner Anblick bot sich uns bei der Einfahrt durch die in der Abendsonne liegende Ortschaft mit den würfelförmigen weißen Häuser, den großen cremefarbigen Hotelbauten und die langgezogenen Ferienwohnanlagen an den aufsteigenden bewaldeten Berghängen um die Bucht herum, sowie das blau-violett gefärbte Wasser der Bucht. Kleine Fischerboote querten die Bucht. Vor uns die langgestreckte Hafenmole mit den weißen Molenfeuern bestückt und die Masten der dahinter liegenden Segelyachten. Wir konnten noch ein der knapp bemessenen Liegeplätze ergattern. Mit Buganker und Heckleinen machten wir an der westliche Kaimauer fest.
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Die Ortschaft Kalkan ist eine alte griechische Siedlung. Es ist eines der Orte, die sich in kürzester Zeit vom verschlafenen Dorf zum beliebten Ferienziel an der Küste entwickelt hat. Von hier aus können die bedeutende lykische Stadt Xanthos und die versandete Hafenstadt Patara besucht werden. Der Kern der Ortschaft ist terassenförmig um den Hafen angelegt, steile Anstiege führen in den Kern der Ortschaft. Bei unserem Erkundungsgang durch den alten Teil von Kalkan sahen wir einige schön erhaltene Häuser, die wohl noch aus der Zeit der griechischen Besiedlung stammen konnten. Die Mehrzahl der Häuser hatten Dachterassen, auf denen Restaurants eingerichtet waren. Von dort winkte man uns zu und animierte uns heraufzukommen. Nachdem wir uns nach einigem Suchen entschlossen hatten, ein Angebot wahrzunehmen, wurden wir auch nicht enttäuscht. Wir genossen den schönen und weiten Ausblick über die Bucht bei einem maritimen Abendessen. Heute am Montagabend war Halbzeit unseres Segeltörns.
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Dienstag: Heute war eigentlich nur eine kurze Wegstrecke, ca. 15 sm, nach Kas vorgesehen mit einem Abstecher nach der kleinen griechischen Insel Kastellhorizon. Nur 3 sm entfernt liegt Kastellhorizon von der türkischen Küste, dazwischen verläuft die türkisch-griechische Grenze. Hier wird der kleine Grenzverkehr ohne große Formalitäten praktiziert, der von den Behörden toleriert wird, sagt man, zugunsten der Touristen. In der Nähe von Kas liegt Myra. In Myra gibt es die schönsten lykischen Felsengräber zu sehen und ein berühmtes Theater, das zu den Weltwundern der Baukunst in der Spätantike zählt. Die Ortschaft Kas, wird von Jahr zu Jahr mehr vom Tourismus vereinnahmt. Die Touristen lassen sich von türkischen Gulets zum griechischen Kastellorizon transportieren, um sich die geschichtsbeladene Insel anzuschauen und dabei einen Abstecher nach Europa zu machen. Kastellorizon, die östlichste Insel im Dodekanes, entwickelte schon im Altertum eine intensive Handelstätigkeit, die die Bewohner wohlhabend machte. In wiederkehrenden Abständen erschienen immer neue Eroberer: Araber, Sarazenen, Piraten, Venezianer und schließlich die Kreuzritter. Die Kreuzritter erbauten das 'Castello Rosso', die rote Burg. Später nahmen es die Türken in Besitz und 1947 kam es zu Griechenland. Es gibt durch die lange Geschichte verschiedene Sehenswürdigkeiten. Kreuzfahrtschiffe legen dort an und einen Flughafen gibt es auch. In Kalkan hörten wir von dem Skipper des Nachbarschiffes, das es zeitliche Probleme beim Ausklarieren von Kastellhorizon für uns geben könnte, wenn wir von Kas noch einen Abstecher nach Kastellorizon und umgekehrt machen würden. Einen extra Hafentag war in unserer Törnplanung nicht vorgesehen. Sollte es noch unterwegs zu Zwangspausen kommen, würden wir wegen der Rückgabe des Schiffes in Kemer noch in Schwierigkeiten kommen. So verzichteten wir auf einen Abstecher nach Europa. Irgendwelche Anzeichen einer Wetteränderung war nicht in Sicht. Kein Wölkchen am Himmel, glatte See, keine Böen, Lufttemperatur unverändert bei über 30 C. Über die Funke (K 67) waren die Wettervorhersagen meistens in Türkisch, wenn englischsprachige Aussendungen dabei waren, waren sie unverständlich gesprochen. Fehlanzeige auch das Mittelmeerwetter von Radio Österreich, die Aussendungen sind seit Anfang 2006 auch eingestellt. Empfehlenswert ist ein eigener Wetterempfänger, bzw. über Internet für deutschsprachige Aussendungen.
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Dienstag: Wir legten am Vormittag in Kalkan ab mit dem Ziel eine Bucht im südlichen Teil zwischen Kas und Finike zu erreichen. Mit raumen Wind bei 2-3 Bft, manchmal kurzzeitig auffrischend, segelten wir in Küstennähe auf östlichem Kurs. Wir durchfuhren die Meerenge zwischen dem türkischen Festland und Kastellorizon. Wir umfuhren an Bb die Insel Ic Adasi, den südlichsten Teil der lykischen Küste. Am späten Nachmittag kamen wir in Nähe der langgestreckten Insel Kekova Adasi. Unser Ziel den Hafen von Finike, noch ca. 20 sm, unter Segel zu erreichen konnten wir uns schenken und Motorlärm wollten wir uns auch ersparen. Also entschieden wir die Kekova Reede anzulaufen, um dort vor Anker zu gehen. Es ist eine langgestreckte Bucht, die durch die davor liegende schmale Insel Kekova fast abgeschlossen ist. Es gibt zwei westliche und eine östliche Einfahrten in die Bucht Wir wählten die W-Ansteuerung zwischen das vom Festland vorspringenden Kap und das westliche spitze Ende der Insel. Die Einfahrt wird noch durch eine Ansammlung kleiner Inseln und Riffe behindert. Das Fahrwasser ist ausreichend tief. Diese Einfahrt könnte auch Nachts über ein Leuchtfeuer angesteuert werden. Nachdem wir die Durchfahrt passiert hatten, steuerten wir die Ankerbucht Tersane auf Kekova an. Ein Segler und ein Ausflugsboot füllten die kleine Bucht und oberhalb sahen wir eine größere Ruine, Überreste aus der Antike. Wir drehten nach N ab, dort gab es noch eine parallel zur Küste langgestreckte Bucht. Wir querten die Kekova Reede und suchten die Einfahrt der zweiten, langgestreckten Bucht, die nach der Seekarte wie eine Lagune dahinter liegen mußte. Gegenüber der Durchfahrt, an der Nordseite der Lagune die kleine Ortschaft Ücagiz. Auf der Seekarte waren in der Durchfahrt eine Menge aus dem Wasser ragender kleiner Felsen und Klippen verzeichnet, von Deck gesehen, schien es kein Durchkommen zu geben. Beim Näherkommen wurde eine Durchfahrt zwischen den aus dem Wasser ragenden Felsen sichtbar, nach Karte war das Fahrwasser auch ausreichend tief für unser Schiff.
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Wir steuerten durch die zu beiden Seiten liegenden kleinen Felsen und Klippen und waren über den Anblick, der uns bot, doch sehr überrascht. Statt einer leeren Bucht, fuhren wir auf zwei lange Stege zu, die vor einer Gebäudereihe am Ufer in die Bucht hineinragten. In der Lagune lagen verstreut einige größere Segler vor Anker, an Stb ein kleiner Hafen mit vielen Ausflugsbooten. Unsere Blicke wurden von Leuten angezogen, die auf den Anlegerköpfen standen und verschiedene Nationalflaggen schwenkten. An einem Steg wurde auch zusätzlich die Flagge unseres Vercharterers geschwenkt. Diesen Empfang konnten wir uns wenig später erklären, denn es waren Animierer der dahinter liegenden Restaurants, die uns als Gäste haben wollten. In Nähe des gewählten Stegs zeigte unser Tiefenmesser nur noch 2 m an, nach Karte müßten es aber 2,5 m sein, für das Schiff gab der Vercharterer 1,85 m an. Am Kopf des Stegs war die Nenntiefe schon erreicht. Wir stoppten auf. Ein Mann kam auf dem Steg angerannt und rief auf Deutsch, hier wäre nur Schlickgrund. Wir legten längseits am Steg fest. Vor uns lag ein kleines Dörtchen, rechts hinter dem Hafen ein schlankes weißes Minarett, dahinter hügeliges Gelände und Berge. Ein recht idyllischer Anblick. In dem kleinen Hafen, rechts neben den Anlegern, lag ein Patrouillenboot der Küstenwache mit der Aufschrift (Sahil Güvenlik). Hier lagen wir sicher. Die Stege endeten jeweils vor einem Restaurant, unser Steg vor dem Restaurant "Hassan Bester Koch vom Mittelmeer" und der andere " Liman Marina Restaurant Ibrahim". Zu beiden Seiten aufgereiht weitere Restaurants. Er stellte sich als Hassan vor und führte uns auf seine schattige Terasse. Bald stand kühles 'Efes'-Bier auf dem Tisch, das war ein Genuß. Hier an Land stand die heiße Luft, hin und wieder wehte ein warmes Lüftchen. Unser Wirt sprach zu unserem Erstaunen fließend Deutsch. Auf unsere Frage, wo er das gelernt hätte, antwortete er mit einem Schmunzeln: von den österreichischen Touristen. Aus der Unterhaltung entnahmen wir, dass er sehr aktiv mit touristischen Angelegenheiten zu tun hatte. Der große offene Vorraum zeugte davon. Unter dem hölzernen Dach, dicht behangen, Segelklub-Wimpel, Fähnchen, Segelkappen, etc., die Seitenwände voller gerahmter maritime Bilder. Abends gab es nach der Vorspeise am Buffet, frische gegrillte Dorade. Das Essen war ein Genuß.
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Mittwoch: Am frühen Vormittag verabschiedeten wir uns von Hassans Familie, die uns sehr aufmerksam und gastfreundlich bewirtet hatten. Jeder von uns erhielt noch ein kleines Andenken überreicht. Heute war unser vorletzte Segeltag, an dem wir in Nähe der Stadt Kemer eine Ankerbucht suchen wollten, um mit etwas Reservezeit am Donnerstag am frühen Nachmittag in der Park Kemer Marina einzulaufen. Am Nachmittag würden wir dort vom Vercharterer zur Schiffsrückgabe zurückerwartet. Wir legten ab, verließen die Lagune und nahmen in der Kekova Reede Kurs auf die östliche Ausfahrt. Zum Segel setzen fehlte der Wind, so brummte unser Motor wieder und brachte uns in die offene See. Eine Wetteränderung war auch weiterhin nicht zu erwarten. Jetzt in freier See kam doch hin und wieder eine Front mit Kräuselwellen über das Wasser als Anzeichen einer kleinen Brise, die ausreichen konnte, um unsere Segel mit Wind zu versorgen. Die Brise wehte aus südöstlicher Richtung mit 2-3 Bft. Wir mußten in einem schwachen Hochdruckgebiet liegen. Wir setzten die Segel, stellten den Motor ab und mit leichter Fahrt ging an der Küste entlang in Richtung der Stadt Finike. Finike ist ein beliebter Startpunkt für Yachten, die nach Zypern segeln wollen. Bald erreichten wir Finike Körfezi (Golf von Finike). In weiter Ferne der Bucht waren nur einige Segler zu sehen. Wir querten die Bucht in östlicher Richtung auf Taslik Burnu (Kap Gelidonya) zu, das mit seiner Spitze weit in das Mittelmeer hineinragt und den Abschluss der Finike Körfezi bildet.
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Am Nachmittag erreichten wir Kap Gelidonya. Vor dem Kap, in seiner Verlängerung nach Süden liegen noch 5 Inseln. Wir wählten die Durchfahrt zwischen dem Festland und N-lichsten Insel. Nach etwa 3 sm passierten wir an Stb die Insel Suluada. Diese Insel fällt sofort durch ihre rostroten Klippen auf. Die Kontur dieser Insel erinnert an ein Fabeltier, ein dicker breiter Kopf mit Übergang in einen lang auslaufenden, höckrigen, Schwanzteil, etwa 200 m lang. Sehr interessant anzusehen. In ca. 4 sm Entfernung lag das ausgewählte Ziel, eine grosse Bucht, Cavus Limani (Adrasan) auf Pos. 36 18,0'N 030 28,7'E. Hier gingen wir am späten Nachmittag vor Anker. Cavus Limani ist eine grosse Bucht, mittelhohe bewaldete Berge umgeben sie, am westlich gelegenen Ufer verläuft ein langer heller Strand, einige Restaurants hinter dem Strand, im Hintergrund ein Pinienwald. Im südlichen Teil der Bucht liessen wir den Anker fallen. Auch hier war die gemessene Wassertemperatur 30 C. Kaum ein Lüftchen war zu spüren. Es war wieder Zeit ein Bad zu nehmen, wenn es auch ein Warmbad war, etwas Abkühlung brachte es doch. Am Abend fuhren wir mit unserem Beiboot an den Strand zu unserem Landgang. Es fiel sofort auf, hier war die Bebauung noch nicht abgeschlossen. In einem grösseren Areal standen eine Reihe von flachen Gebäuden im Rohbau, vermutlich Ferienwohnungen, sowie unbefestigte Strassen. Es gab einige Restaurants, die mit bunter Lichtreklame die Gäste zum Eintreten animierten.
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Donnerstag: Am frühen Vormittag liefen wir aus der Bucht aus und nahmen unter Segel bei leichter südöstlicher Brise Kurs auf die Park Kemer Marina, die in der Antalya Körfezi (Golf von Antalya) liegt, Distanz ca. 20 sm. Am frühen Nachmittag erreichten wir die Marina. Über Funk kündigten wir unsere Ankunft in der Marina beim Hafenmeister und auch beim Vercharterer an. Der Hafenmeister erwartete uns und nach dem Auftanken wies er uns einen Liegeplatz an der Pier zu, wo wir an der Muringleine mit dem Heck zur Pier festmachten. Später erfolgte die Rückgabe des Schiffes an den Vercharterer.
Unser Segeltörn 2006 Türkei war beendet.
Die gefahrene Wegstrecke in der Woche betrug 187 sm. Nun hatten wir noch ausreichend Zeit, um uns in Kemer umzuschauen. Einst ein unbedeutendes Dorf, wurde es zu einer Touristenstadt ausgebaut. Kemer liegt vor einer schönen Küstenlandschaft, an pinienbewachsenen Berghängen vor hohen Bergketten. Gleich hinter langen und hellen Stränden stehen Luxushotels, dazwischen kleine Parkanlagen und hoteleigene Swimmingpools. Die Marina ist vollgestopft mit Gulets und Yachten. Bei unserem Gang in das nur wenige Minuten entfernte Zentrum ging es recht quirrlig zu. In der Hauptgeschäftsstrasse lagen die Geschäfte dichtgedrängt unter Arkaden, die Gehwege mit Marmorplatten ausgelegt. Vor jedem Geschäft wurden die Touristen animiert, sich für die Waren zu interessieren, bzw. in eine Preisverhandlung einzugehen. Freitag: Am frühen Vormittag wurden wir pünktlich von einem vorab reservierten Dolmus abgeholt, der uns zum Flughafen Antalya brachte. Am Nachmittag landeten wir wohlbehalten in Bremen.
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Fazit:
Es war ein Segeltörn bei vorwiegend wechselhaften Windverhältnissen. Die ersten beiden Tage wehte es mit 3-4 Bft aus SW-licher Richtung. Die weiteren Tagen drehte der Wind auf S bis SO bei 2-3 Bft und schwächer, bedingt durch ein Hochdruckgebiet mit Kern über dem Festland mit geringem Luftdruckgefälle. Der erwartete Starkwind in der südlichen Ägäis durch das jährliche Hitzetief über dem Anatolischen Bergland blieb dieses Mal aus. Die Luft-und Wassertemperaturen waren gegenüber dem Jahresmittel sehr hoch, die gemessenen Temperaturen der Luft mit 30 bis 32 C und das Wasser mit 30 C.(in den Buchten). Des Nachts kühlte es sich nur um wenige Grade ab. Die von uns angelaufenen Marinas waren umzäunt und bewacht. Das Abendessen (Fischgerichte) war qualitativ gut bei moderaten Preisen. Als Getränk haben wir das einheimische Bier 'Efes' gewählt, das uns vorzüglich gemundet hat. Der Tischservice war sehr aufmerksam und angenehm, es wurde auch Deutsch gesprochen. Der Service für die Segler in den angelaufenen Marinas war gut, die Sanitäranlagen gepflegt, die Versorgung mit Tagesproviant aus den nahegelegenen Supermärkten war auf kurzen Wegen möglich. Die Liegegebühren lagen zwischen ?????? Als besonders herausragend empfanden wir die eingebauten Fäkalientanks im Schiff. Alle in der Türkei registrierten Yachten müssen per Gesetz mit Fäkalientanks ausgerüstet sein. In den Häfen und Buchten müssen die Tanks geschlossen bleiben. Das Ergebnis dieser Maßnahme konnten wir selbst beobachten, kein Unrat schwamm in den Marinas und in den Buchten klares Wasser und Sicht bis auf den Grund. Leider hatten wir uns keine Zeit eingeplant, um einige der bekanntesten antiken Stätten zu besichtigen, dazu hätten wir mindestens noch eine Woche anhängen müssen.
Mast und Schotbruch Hermann Goss
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