Sardinien 2017

Törn Nord-Sardinien

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Team 2017

Von links: Hermann Goss, Alfred Lech, Michael Böhme und Fred Grabowski

Sardinien Ostküste

Bericht Segeltörn 2017 Sardinien-Nord

Basis: Cala dei Sardi / Portisco, Bucht von Cugnano

Vom 02.09. bis 09.09.2017

In diesem Jahr gibt es ein Wiedersehen mit der nördlichen Küstenlandschaft von Sardinien.

Im Jahr 2004 waren wir schon einmal in diesem abwechselungsreichen Inselrevier unterwegs mit einer Querung der sogenannten Strasse von Bonifacio (Bonifacio Strait), die als Seeschiffahrtsweg Sardinien und Korsika teilt. Dieses Vorhaben geschah damals allerdings mit einem Tag ungewollter Verzögerung. Am ersten Segeltag legten wir bei klarem Himmel vom Basishafen Portisco nach Norden ab und machten dann in der Mittagszeit unerwartet stürmische Bekanntschaft mit dem Mistral, dem Starkwind aus nördlichen Richtungen. Er vertrieb uns „vor Topp und Takel“ nach Süden entlang der Ostküste, wo wir am späten Abend eine geschützte Bucht im Golfo degli Aranci fanden. Wir waren daher vorgewarnt für unseren jetzigen Segeltörn.

Am nächsten Tag starteten wir dann wieder nach Norden für einen neuen Versuch die Strasse von Bonifacio zu queren, der dann gelang. Nach dem Besuch der schön gelegenen Stadt Bonifacio mit seinen beeindruckenden steil abfallenden weißen Felsen,segelten wir weiter südlich an die NW-Küste Sardiniens bis zur westlich gelegenen Stadt Castelsardo in der Bucht Golfo dell ' Asinara gelegen.

Unser diesjähriger Stützpunkt war die neue Marina Cala dei Sardi, ca. 500 m südwestlich der Stadt Portisco gelegen, in der tiefen Bucht Golfo di Congianus. Die Stege der kleinen Marina sind in T-Form angelegt. Cala die Sardi selber ist eine kleine Marina mit einer Bar und kleinem Restaurant, aber alles fein angeordnet. Die Möglichkeit zum Nachtanken gibt es wenig hundert Meter vor der Marina di Portisco.

Hier hat unser Vercharterer North Sardinia Sail (NSS) seine Charterbasis, wo wir eine Segelyacht, eine ziemlich neue Beneteau Oceanis 41.1, für eine Woche gechartert hatten und übernehmen wollten.

         
       
         

1. Tag - Sonnabend, 2. September

Pünktlich um 09.55 Uhr hob der Helvetic Airways Flieger der SWISS Fluggesellschaft vom Flughafen Hannover mit 4 Segelkameraden an Bord ab und erreichte pünktlich via Zürich um 13.50 Uhr den „Aeroporto Internazionale Costa Smeralda von Olbia“. Das vorbestellte Taxi war jedoch nicht vor Ort. Nach einiger Zeit, nach mehreren Telefongesprächen mit dem Vercharterer, fanden wir den Fahrer. Er hatte sich nicht, wie die anderen Taxifahrer mit einem Pappschild, kenntlich gezeigt. Das fängt ja gut an, waren unsere Gedanken.

Vor dem Flughafengebäude empfing uns hochsommerliches Wetter, an die 30 °C. Nach einer Fahrzeit von ca. 30 Min. in einem gekühlten Kleinbus erreichten wir die Marina Cala dei Sardi. Wir hielten am Eingang eines auf den ersten Blick mit kleinen Bäumen und Büschen bestandenem, mit dichtem Gras bewachsendes Gelände. Ein kleines weißes Haus mit Terrasse auf der linken Seite mit Blick auf die Steganlage, besetzt mit Seglern beim Kaffeetrinken. Auf der rechten Seite des Weges ein größeres aufgespanntes weißes schattenspendendes Tuch, dahinter ein größeres flaches weißes Gebäude, vermutlich das Charterbüro. Der kurze Aufgang war mit einer niedrigen Hecke eingefaßt und führte auf eine kleine Terrasse zu einem Büro, wo sich einige Segler aufhielten . Der Gehweg führte dann weiter durch zu einer Steganlage, die voll mit Segelyachten belegt war. Die ganze Areal machte einen sehr gepflegten Eindruck. Es herrschte ein emsiges Treiben, bereits eingetroffene Seglercrews transportierten ihre Ausrüstung zur Steganlage, andere Segler hielten sich an schattigen Plätzen auf oder nahmen ein Sonnenbad.

Vor dem Büroeingang machten wir halt und ich meldete mich im Büro an. Das kleine Büro war voller Leute, Segler bei der Anmeldung vor dem Tresen und das junge Büropersonal des Vercharterers in einheitlicher Kleidung waren ständig in Bewegung, um verschiedene Dinge für die Seglercrews zu organisieren.

Ein junge Frau bat mich an einem Tresen vor dem Büro zur Aufnahme unserer Daten. Als ich ihr in Deutsch antwortete, sagte sie, bitte nur Englisch. Nachdem wir auf ihrer Liste identifiziert waren, folgte eine längere Pause. Dann war ich an der Reihe mit Vorlage der vertraglichen Unterlagen. Danach erhielt ich die Bootsdokumente. Es folgte für uns anschließend die obligatorische Frage, wo liegt unsre Segelyacht mit dem Namen ACHEMAR. Dann ein kurzes Telefongespräch und eine junge Frau führte uns zum Liegeplatz. Per Vertrag hatten wir ja eine moderne Segelyacht, eine Beneteau Oceanis 41.1, neuestes Baujahr, gechartert.

Der erste Eindruck bestätigte das. Eine geräumige Plicht, ein großer Klapptisch, zwei Steuerräder und dazwischen ein Digitalplotter, eine herunterklappbare Badeplattform. Ein Blick auf die Segel, ein Rollgroß, die Genua fehlte, denn nur das freie Vorstag war sichtbar. Der Termin für das neue Anschlagen der Genua würde ein Thema bei der Übernahme sein. Dann gingen wir an Bord, verstauten nur die nötigsten Sachen, um Platz für den nachfolgenden zu bunkernen Proviant zu schaffen. Währenddessen ging ich zum Charterbüro, um den Provianteinkauf und die Transportfrage zu klären.

Der nächste größere Supermarkt lag auf dem Wege nach Portsco, ca. 2 km entfernt. Der Halteplatz des Transporters war am Eingang zur Marina, denn dort müßten wir mit dem Fahrer die An-und Rückfahrzeiten festlegen.

Das klappte denn auch, drei Segler fuhren zum Supermarkt, ich blieb an Bord, um mit dem Vercharterer die Übernahme der Bootes durchzuführen. In der Wartezeit verschaffte ich mir eine Überblick über den äußeren Zustand der Oceanis 41.1. Es war eine moderne Segelyacht vom französischen Bootsbauer Beneteau (Baujahr 2017), Länge ü.a.: 12,43 m, Breite: 4,20 m, Tiefgang: 2,18 m, Motor mit 22 kW / 30 PS, 2 Steuerstände, dazwischen der große Digitalplotter, eine Sprayhood und Biminitop (Sonnenschutzdach). Das Rigg mit Rollgroß-Segel (84 m²) und die noch fehlende Genua, ein aufgestelltes Beiboot am Mast, es sollte auch ein Bugstrahlruder und Autopilot haben. Das Boot mit zwei WC/Duschen, der Küchenbereich mit Gasherd, ein integrierter Flaschenkühler (neu für uns), eine Kühlbox und eine komplette Küchenausrüstung mit „Pott und Pann“, als ein Manko empfanden wir die wenigen verschließbaren Hängefächer für den verpackten Proviant. Bei starker Krängung würden die Verpackungen und teilweise auch das Obst herausfallen. Die Navi-Ecke war wie immer eng, für die Arbeit mit der großen Seekarte war wenig Platz. Sonst machte das Interieur einen gepflegten Eindruck. Nicht lange darauf kam der Check-in Mariner (Techniker) und wir starteten mit der Überprüfung der Bootsausrüstung und die übliche Einweisung in die technischen Funktionen, die wegen des größer werdenden Komforts auf modernen Segelyachten immer weiter zunahmen, von der elektrischen Winsch für das Rollgroß bis zur elektr. Toilettenpumpe, usw..

Es wurde zügig und professionell durchgeführt. Wir gingen die Checkliste für die technische Ausrüstung auf Vollständigkeit durch, die Funktionen wurden überprüft, wurde eingewiesen in die Bord-und Sicherheitstechnik, sogar 2 Automatikwesten waren an Bord. Inzwischen wurde eine Selbstwende-Genua angeschlagen, das Rigg und das Rollgroß wurden überprüft. Nur der Außenborder war noch nicht montiert. Wir wollten ja am nächsten frühen Vormittag ablegen und das Beiboot ohne Außenborder, das ging nicht. Auf unser Drängen hin wurde der Außenborder dann bald geliefert.

Es herrschte den ganzen Nachmittag ein großes geschäftiges Treiben auf der Steganlage, einige neue Crews trafen ein, ca. 30 Segelyachten wurden zum Auslaufen vorbereitet, einige legten später schon ab.

Dann trafen auch meine Segelkameraden mit dem Proviant ein. Der Einkauf war komplett und der Transport erfolgte ohne Probleme. Nachdem wir den Proviant verstaut hatten, beschlossen wir keine Fahrt nach Portisco zu machen, sondern den Abend an Bord zu verbringen. Die Nachmittagstemperatur hier in Landnähe lag noch bei etwa 27-30°C. Wir waren durch die verzögerte Anreise richtig ausgetrocknet und in der Marina empfing uns die Sommerhitze.

Wir machten es uns auf der Cockpit-Polsterung bequem und mit Bier aus der Dose löschten wir unseren Durst und beobachteten das interessante Treiben auf dem Steg.

Mit einem leckeren Abendessen und eine Flasche sardischen Roten beschlossen wir den ersten Abend an Bord.

         
       
         

2. Tag - Sonntag, 3. September

Von Basis Cala dei Sardi, Pos. 41° 01,4'N 009° 31,1'E Fahrtrichtung nach Süden an Bucht P.T.A. Di Caneccilo, Pos. 40° 49,8'N 009° 41,5'E, Nähe Marina di Puntaldia.

Distanz: 25 sm.

Der Sonntagmorgen zeigte sich mit wolkenlosem Himmel und guter Sicht. Die sonstige Stille in den Marinas am frühen Morgen wurde hier durch eine leichte Brise abgelöst. Wir nahmen unser üppiges Frühstück ein, da es heute ein langer Segeltag werden könnte. Wir hatten uns vorgenommen, mit einem langen Schlag mit nordwestlichem Kurs durch das Maddalena Archipel zu fahren, um weiter in eine Bucht an der Nordspitze Sardiniens bei der Stadt S.Teresa di Gallura vor Anker zu gehen, ca. 35 sm. Da wir auch eine plötzlich auftretende Wetteränderung in Betracht gezogen hatten, die entsteht, wenn sich über Spanien ein starkes Hoch und über dem Golf von Genua ein starkes Tief entsteht, dann strömt kalte Polarluft durch das Rhonetal aus nördlichen Richtungen in den Golf von Lyon, der gefürchtete Mistral. Er kommt plötzlich aus blauem Himmel ohne Ankündigung daher. Die Luft wird klar, das Baro steigt wenig an. Vor allem die Seeschiffahrtsstraße von Bonofacio und die Sardiniens Westküste ist davon stark betroffen.

Ich prüfte das Seekartenmaterial für den Fall, dass wir uns doch für einen Fahrt an der Ostküste entscheiden müßten, und stellte fest, dass wir keine Karte für die Ostküste hatten. Ich pflege nach wie vor auf Papierkarte mit Stechzirkel und Bleistift zu navigieren, während der Plotter am Steuerrad dem Steuermann die schnelle Übersicht des Kurses angezeigt wird. Ich ging zum Charterbüro und bat um Kartenmaterial für Ostküste und um auch eine Wetterprognose für die nächsten Tage zu erhalten. Während ich vor dem Büro wartete, folgte die Überraschung, die Chartermanagerin kam aus dem Büro und sagte: es würde in Kürze Starkwind geben, kein Boot dürfe auslaufen.

Das konnte nur der Mistral sein, der kalte und trockene Wind aus nördlichen Richtungen. Kaum ausgesprochen, da fegten schon die ersten Böen durch den Mastenwalt in der Marina und nachfolgender kalter Wind. Ein ohrenbetäubender Lärm setzte nun ein, eine Art Hafenkonzert mit verschiedenen Geräuschquellen: die Fallen klapperten gegen die Metallmasten, nicht festgezurrte Segeltücher und Schoten fingen an zu flattern und zu schlagen, der Wind pfiff durch Masten, Wanten und Stagen, die einlaufenden Wellen aus der Bucht klatschten und spritzten hoch an den Stegen, Jeder suchte Schutz vor dem Wind. In dem Moment wurde mir auch eilig der Kartensatz in die Hand gedrückt, der mir fast aus der Hand entrissen wurde. Ich suchte Schutz mit anderen Leuten hinter der Bürowand.

Es war der Mistral, der in die nach Südwesten verlaufene Bucht – Golfo di Congianus – hineinstürmte und somit die Auslaufvorbereitungen der Crews in der Marina zum Erliegen brachte. Nachdem sich im Laufe des frühen Nachmittags das Hafenkonzert abgeschwächt hatte und wir uns im Büro über die Dauer des Starkwindes erkundigten, sagte man uns: früheste Auslaufen vielleicht am späten Vormittag möglich.

Dann kam der Nachmittag, inzwischen hatte sich der Wind merkbar abgeschwächt, aber Wellen liefen noch hoch in die Bucht hinein und verursachten ein starkes Arbeiten der Boote an den Festmacherleinen und Fendern zwischen den Booten.

Dann war es endlich soweit: die Chartermanagerin stellte auf Anfrage der Skipper der Besatzung frei auf eigenes Risiko auszulaufen. Als die ersten Boote gegen 1530 Uhr ablegten, schauten wir uns an und nach Zustimmung aller Kameraden, jetzt abzulegen, folgte eine kurze Durchsprache des Ablegemanövers. Die Nachbarboote wurden nun über unser Ablegemanöver informiert. Jetzt nahm jeder seine Arbeitsposition ein und nach dem Kommando „Leinen los“ gab der Steuermann Halbgas und mit Rückwärtsfahrt lösten wir uns in Windrichtung vom Steg, kamen frei von den Achterschiffen, das Boot fiel dann um 90° nach Bb ab und kam dann mit Vollgas sofort in Vorwärtsfahrt, dabei drückte der noch heftige Wind aus Nordost sofort auf die Stb-Seite. Das Vertreiben auf die steinige Küste wurde durch die schnelle Vorwärtsfahrt vermieden. Wir hatten es geschafft, durch eine funktionierende Seemannschft gut freizukommen.

Mit einigen anderen Booten fuhren wir in Marschfahrt gegen starken böigen Wind und heftigen Wellen aus der Bucht. Während die anderen Segler nach Nordosten fuhren, nahmen wir eine Kursänderung nach Südosten vor. Wir setzten die Segel und navigierten in südöstlicher Richtung und setzten den Kurs auf das nordöstliche Kap der Insel Tavolara ab. Nach ca. 2 Std. passierten wir das Leuchtfeuer Pta Timone. Nach einer weiteren Std. passierten wir die kleine Insel Molara. Jetzt wurde es Zeit, eine geschützte Ankerbucht ausfindig zu machen, der Wind hatte sich zwar weiter abgeschwächt, aber er konnte über Nacht wieder auffrischen.

Hinter Capo Coda Cavallo lag eine gegen nördliche Winde geschützte Bucht vor uns, wo schon einige Boote vor Anker lagen. Um 1910 Uhr hieß es Anker fallen in Bucht P.T.A. Di Caneccilo, in Nähe der Marina di Puntaldia, Pos. 40° 49,8'N 009° 41,5'E.

Nach dem Abendessen saßen wir zufrieden in der Plicht und ließen den Abend mit Stärkungen und Ankerwache bis nach Mitternacht ausklingen.

         
       
         

3. Tag - Montag, 4. September

Von Bucht P.T.A. Di Caneccilo, Nähe Marina di Puntaldia an Golfo di Orosei,

Pos. 40° 22,3'N 009° 43,9'E, Distanz: 33 sm.

Der erste Blick am Montagmorgen galt dem Himmel, der sich zur See mit einer hohen dünnen und milchigen Schleierbewölkung (Cs), durchbrochen von hellblauen Streifen, zeigte, und zur Küste hin mit aufgelockerter Cumulusbewölkung über das Küstengebirge, Schönwetterwolken genannt, das hier bis 970 m Höhe zum Gipfel Pta Maggiore anstieg. Diese Wolkenbildungen deuteten auf einen schönen ruhigen Segeltag hin. Das Baro stand auf 1013 hPa.

Durch die absenkbare Heckklappe und einem versenkbaren Duschkopf, genossen wir ausgiebig die Morgenwäsche mit Warm-und Kaltwasser, die uns diese supermoderne Segelyacht jetzt zur Verfügung stellte. Dann wurde die Frühstückstafel in der Plicht gedeckt, auch durften die Frühstückseier nicht fehlen und bald stand auch der Filterkaffee in Thermoskannen auf dem Tisch.

Der Tageskurs war nach Süden entlang der Küste bis nach der Stadt La Caletta, ca.15 sm, sollte es unter Segel gut laufen, wolllten wir bis zu der Stadt Orosei segeln, weitere 15 sm. Wir hatten uns für heute vorgenommen, keine Strecke zu bolzen, sondern, soweit keine Flaute aufkam, den Wind ausgiebig zu nutzen und für den Motor Betriebsruhe.

Für die Übernachtung gab es hier einige Buchten, um vor Anker zu gehen, allerdings waren sie bei östlichen Winden ungeschützt.

Um 1030 h war Anker auf und außerhalb der Bucht bekamen wir leichten Wind östlichen Richtungen, setzten die Segel und mit Kurs 140° kam das Boot schnell in Fahrt. Gegen 1200 h passierten wir das Leuchtfeuer l.d'Ottolu. Der Himmel klarte weiter auf, der Wind schwächte sich auf etwa 2 Bft ab, die See wurde glatter, schwach bewegt.

Der letzte Blick achteraus fällt auf das entfernt liegende beeindruckende langgestreckte und steil abfallende Bergmassiv aus Kalkstein der Tavolarainsel, das sich unvermittelt aus dem Meer bis nahezu 600 m erhebt und jetzt in hellem Sonnenlicht im schönsten hellgrau leuchtete. Durch eine mystische Brille gesehen, könnte der Eindruck aufkommen, den zackigen Rücken eines riesigen aufgetauchten Seeungeheuers zu erkennen.

Mit 4 bis 5 kn Fahrt liefen wir gemächlich an der Küste entlang. Die begrünten Berghängen des Küstengebirges fielen vom Pta Maggiore (970 m) teilweise steil bis auf den Strand hinab. Soweit wir den schmalen Strand einsehen konnten, war er mit Steinen bedeckt, einige schmale Badestrände waren an den hellen Sandstreifen zu erkennen, denn von den Berghängen führten auch schmale Pfade dort hinunter.

An der Küste sahen wir auf einigen Bergrücken Ruinen von Befestigungsanlagen und Türme, die von den Genuesen und Pisanern im 16.und 17. Jahrhundert, zur Frühwarnung und Verteigung, vor Angreifern errichtet wurden. Beide Seemächte versuchten sich damals, Macht über das westliche Mittelmeer zu erringen.

Gegen 13.20 h passierten wir die Küstenstadt La Caletta. Da wir noch gut im Plan unserer Reise waren, entschlossen wir uns, weiterzufahren. Gegen 14.00 h jedoch schwächte sich der Wind ab, der blaue Himmel bezog sich mit einem milchigem Schleier, er war nur noch blass zu erkennen. Um unser nächstes Ziel, die Küste von Orosei, im Golfo di Orosei, zu erreichen, wurde der Motor gestartet. Mit flotter Fahrt kamen wir voran. Das Leuchtfeuer von Capo Comino, das östlichste Kap der sardischen Küste.

Der Küstenstreifen von Orosei kam in Sicht, bald lag vor uns ein breiter Strand, Foce del Cedrino. Die Stadt Orosei lag wenige Kilometer tief im Hinterland, unterhalb eines steil ansteigenden Berges, des etwa 800 m hohen Mte Tuttavista. Wir hielten nun Ausschau nach einem sicheren Ankerplatz vor dem Strand.

Etwa 20 m vor einem breiten Strandabschnitt wurden zwei orangefarbene größere Kugeln im Wasser sichtbar, die irgendwie nach einem gesperrten Strandabschnitt hinwiesen.

Um 16.30 h gingen wir im guter Distanz querab zu den Kugeln vor Anker, auf Pos. 40° 22,3'N 009° 43,9'E). Wir machten es uns in der Plicht bequem und entspannten uns bei kühlem Bier. Gegen 18.00 h wurden wir auf ein paar Leute aufmerksam, die sich auf dem Strand im Bereich der orangefarbene Kugeln versammelten.

Bald darauf kam in schneller Fahrt eine kleine Fähre, reduzierte die Fahrt und fuhr dann in langsamer Fahrt zwischen den orangefarbene Kugeln auf den Strand. Eine lange Leiter schwenkte vom Bug auf den Strand, bald darauf stiegen die Leute an Bord. Einige Minuten später schwenkte die Leiter wieder an Bord zurück, dann eine Fahrt achteraus und nach einem Wendemanöver fuhr die Fähre wieder in schneller Fahrt davon.

Wir waren über dieses simple und gefahrlose Anlegemanöver mit Personenaufnahme vollkommen überrascht. So etwas einfaches und gefahrloses Anlegemanöver ist doch noch möglich in unserem hochtechnisierten Europa.

Jetzt machte sich der Hunger bemerkbar. In Gemeinschaftsarbeit wurde ein leckerer Tomatensalat mit Fetakäse und anderen Zutaten zubereitet, dazu gab es helles Brot und mit echtem sardischen Roten wurde das Abendessen abgerundet.

Die Abenddämmerung setzte langsam ein, die See war ruhig, die Wolken verzogen sich und das Abendrot über das westliche Küstengebirge ließ die Wasseroberfläche in orangefarbenen Tönen wiederspiegeln.

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4. Tag - Dienstag, 5. September

Von Stadt Orosei am Foce del Cedrino (Mündung des Flusses Cedrino) im Golfo di Orosei an La Caletta,

Pos. 40° 36,7'N 009° 45,2'E. Distanz 23 sm.

Schon früh am Morgen erwartete uns ein blitzblanker Himmel, der uns das Aufstehen leichter machte.

Ein erfrischendes Bad vor dem Frühstück durfte jetzt nicht fehlen. Wie erfrischend das Bad nun werden sollte, mußte erst noch gemessen werden. Auf meinem schwimmenden Badethermometer wurde 26°C abgelesen. Die Heckklappe wurde abgesenkt, die Badeleiter heruntergeklappt und dann der Abstieg ins kühle Naß.

Nach dem erfrischenden Bad schmeckte uns das Frühstück nun besonders lecker.

Würden wir unserer Streckenplanung folgen, wäre die südlichste Wendeposition die Küstenstadt Arbatax, also noch weitere 20 sm nach Süden. Der blaue Himmel und die schwachen Winde aus nordöstlichen Richtungen deuteten auf wenig Segelwind hin, wie auch der SMS-Kurzwetterbericht übermittelte. Wir entschieden uns daher, heute unsere Fahrt nicht weiter nach Süden fortzusetzen, sondern auf Gegenkurs wieder nach Norden zu segeln.

Lange Distanzen unter Motor von Süden wieder zurück, das wollten wir uns nicht antun. Die Hafenstadt La Caletta, Distanz 23 sm, sollte unser Zielhafen sein, um frische Lebensmittel nachzubunkern. Verbunden mit einem Landgang in ein gutes Restaurant einzukehren um neben der Bordverpflegung mal wieder ein lokales maritime Speisen zu genießen.

Sonntag

Mit einem letzten Blick zurück auf die versandete Mündungsebene des Flusses Cedrino mit der dahinter liegenden Stadt Orosei und dem 800 m hohen Monte Tuttavista gingen wir um 09.30 h Anker auf und mit Kurs 120° schob uns der Motor auf die offene See, wo wir wenig später Vollzeug setzten, um mit dem noch schwachen Wind in Fahrt zu kommen. Bis zum Nachmitag kamen wir mit 2 bis 4 kn voran, dann wurde die See glatt und der Motor wurde zur Unterstützung gestartet.

Die Küste nördlich der Cedrinomündung zeigte sich hier mit steil abfallenden felsigen Abhängen, mit Macchia und Buschwerk bewachsen, von dem 800 m hohen Monte Albo bis hinunter ins Wasser. Schmale steinige Strände mit vorspringenden Steinhaufen säumten die Wasserlinie entlang der Küste. Vereinzelt waren kleine Badestellen zu sehen, zu denen schmale Pfade herunterliefen.

Gegen 15.00 h passierten wir das große, strahlend weiß leuchtende Leuchtfeuerhaus am Capo Comino. Weit oberhalb auf dem zerklüfteten Bergkamm waren mehrere größere Gebäude mit einem hohen Funkmast zu sehen. Mit einer Kursänderung von N nach NNW liefen wir die Stadt La Caletta an.

Um 16.45 h machten wir am Gästekai fest. Mit der Anmeldung im Hafenbüro wurde uns ein Liegeplatz zugewiesen. Mit den Achterleinen und den Mooringleinen wurde das Boot fest vertäut. Hier im windgeschützten Hafen machte sich hochsommerliche Temperatur von über 30°C recht bemerkbar.

Wir genehmigten uns in aller Ruhe einen ausreichenden Durstlöscher und beschlossen den Hafen zu erkunden. Bei der Suche nach einem lokalen Restaurant war uns der junge Hafenmeister sofort behilflich und zeigte um die Ecke des Hafengebäudes mit dem Hinweis, nicht zu spät zu gehen. Wir gingen in die Richtung, etwa 50 m weiter in einem Kiefernwäldchen lag ein kleines dunkles Gebäude mit einem Vorplatz. Wir schauten es uns näher an, es gefiel uns und somit sparten wir die Fahrt in die Stadt.

Nachdem wir uns frisch gemacht hatten, gingen wir frühzeitig ins Restaurant, das schon gut besucht war. Es gab noch einige frei Plätze, die bald alle belegt wurden.

Wir hielten uns an die lokalen geschmackvollen maritimen Speisen, die mit dem offenen Hauswein abgelöscht wurden. Mit einem abschließenden Spaziergang durch den nächtlichen Hafen, verabschiedeten wir den Tag zufrieden an Bord.

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5. Tag - Mittwoch, 6. September

Von La Caletta an Bucht Golfo Spulatta, südwestlich der Isola Molara,

vor Anker auf Pos. 40° 50,7'N 009° 41,7'E. Distanz: ca.21 sm.

Unser heutiges Ziel war die weiträumige Bucht Golfo Spurlatta, südwestlich der Isola Molara, Distanz ca.20 sm.

Der morgendliche Himmel empfing uns mit lockerer heller Hochbewölkung, was auf zunächst störungsfreies Segelwetter hinwies. Der Kurzwetterbericht übermittelte Winde aus südlichen Richtungen, Stärke 1 bis 2. Beeinflußt durch die wechselhafte Topographie des Mittelmeerraumes mit gebirgigen Küsten im Norden und ausgedehnten Wüstengebieten im Süden, kommt es zu Störungen des Oberflächenwindes.

Wechselnde Winde sind die Folge. Ihre Wirkung verstärkt sich durch lokale Föhneffekte und Fallwinde durch die vielen Inseln und hohen Steilküsten, wie man sie im Sommer auch regional im Segelrevier vor Sardinien und Korsika beobachten kann. Unterschiedliche Erwärmung der Luft über Land und See verstärken den Effekt. Dazu kann der Wind auch starke Strömungen verursachen, was wir gerade in Buchten vor Anker oft erlebt haben. Diese Störungen lassen oft kein stetiges Segeln zu, sondern erfordern ein oftmaliges Trimmen der Segel, was uns dann auch in Bewegung hielt.

Am späten Vormittag warfen wir die Leinen los und mit Kurs 30° steuerten wir auf die offene See zu, in der Hoffnung, guten Segelwind einzufangen und Fahrt zu machen. Mit 3 bis 4 kn fahrt kamen wir voran. Gegen 1300 h standen wir auf der Höhe des Leuchtfeuers L. d'Ottiolu, änderten den Kurs auf 270° und steuerten auf das Leuchtfeuer Pta Sabbatino zu.

Der Blick auf die bergige Küste mit steilen Abhängen zeigte auch hier eine typische Mittelmeervegetation mit Macchia, Pflanzen und Sträucher, wie Ginster, weniger mit Bäume wie Wacholder und Pinien, mit zunehmender Höhe kam blanker Fels hervor. Hart vor der Küste dann Kursänderung auf 30°, um das sehr flache vorspringende Kap Capo Coda Cavallo zu passieren. Ein weißes Motorboot kam gerade um das Kap hervor. Dann schob sich das steil aufragende und langgestreckte, noch im Schatten von leichter Cumulus-Bewölkung liegende Kalksteinmassiv der Isola Tavolara in unser Blickfeld. Mit einer Höhe von 560 m überragte der Pta Cannone Isola Tavolara beträchtlich den Gipfel (161 m) der Isola Molara, die jetzt vor uns lag.

Nun steuerten wir in die langverlaufene Bucht des Golfo Spurlatta ein, auf der Suche nach einem geeigneten Ankerplatz. Wegen der zu vermutenden wechselnden Strömungen in der Bucht mußten wir uns in gehöriger Distanz von der steinigen Küste freihalten, um nicht beim schwojen (Boot pendelt vor Anker) auf Grund zu kommen. Einige Segelyachten lagen dort schon vor Anker. Auch wir fanden gleich in der ersten Bucht einen Ankerplatz.

Um 1600 h hieß es Anker fallen auf Pos. 40° 50,7'N 009° 41,7'E, ca.1 sm südwestlich der Isola Molara.

Jetzt hatten wir die beeindruckende Insel Tavolara mit ihrer vorspringenden flachen Landzunge in voller Größe und Länge beim Abendessen und abendlichen Klönschnack im Blick.

         
       
         

6. Tag - Donnerstag, 7. September

Von Ankerbucht südwestlich der Isola Molara, Pos. 40° 50,7'N 009° 41,7'E, nach der Bucht bei Porto Liccia (Pta Capaccia), auf Pos. 41° 06,3'N 009° 34'E, Distanz: ca.18 sm.

Ein strahlend blauer Himmel empfing uns an diesem frühen Morgen. Der Wind hatte über Nacht auf West gedreht, was wir auch des Nachts durch Schwojen des Bootes mitbekommen hatten. Kontrollgänge zeigten, dass durch aufkommender Wind und Strömung in der Bucht auch unsere Nachbarboote gleichermaßen mitdrehten. Der empfangene SMS-Kurzwetterbericht meldete Windstärke 2-3 aus W, später verstärkend aus N, das bedeutete frischer Segelwind für unser Boot.

Nachdem wir uns für den Tag gestärkt hatten, hieß es Anker auf und unter Motor erreichten wir das freie Wasser zwischen dem Festland und der Insel Molara. Wir setzten unser ganzes Zeug und bald darauf füllte frischer Wind die Segel. Wir setzten den Kurs auf die Passage zwischen der kleinen Insel Reulino und der Insel Tavolara ab, die wir eine halbe Stunde später erreichten. Dann Kursänderung auf 270°, um in die enge Durchfahrt zwischen der südwestlich liegenden Insel Piana und die sehr weit nach SW in das Fahrwasser hineinragende schmale Landzunge von Tavolara zu treffen.

Die Durchfahrt mit einer Breite von etwa 450 m war von beiden Seiten von steinigen Untiefen begrenzt, die ein genaues Navigieren unter Segel erforderlich machten. Wieder wurden unsere Blicke nach Stb von dem steil aus dem Wasser in den blauen Himmel ragende impossanten Kalksteinmassiv angezogen. Das war ein Postkartenmotiv bei diesem traumhaften Wetter. Mit der Weiterfahrt kam jetzt die schmale Frontseite des Massivs mit der steil aufragenden Spitze des Pta Cannone (564 m) in Sicht. Dem steilen Abhang des Pta Cannone folgte übergangslos die flache und schmale, nach SW verlaufende, ca.1 sm lange Landzunge. Ein größeres und andere niedrige Gebäude und ein langer Sandstrand mit einer davor liegenden Segelyacht waren zu erkennen.

Nach der Durchfahrt lag der Golfo Spulatta vor uns, eine kleinere Bucht mit schmalem Strand. Wir setzten den Kurs auf das vor uns liegende Capo Ceraso ab, eine vorspringende flache und steinige Landspitze. Gegen 11.30 h passierten wir das Kap und steuerten mit 10° das Capo Figari an, mit dem Leuchtfeuer l.di Figarolo. Das Capo Ceraso und Figari bilden die Ansteuerung in den sehr breiten Golfo di Olbia. Der Golfo di Olbia ist eine große tief eingeschnittene geschützte Bucht, an deren Ende die alte Stadt Olbia liegt. Olbia wurde im 5.Jh. v.Chr. von dem Volk der Puniern gegründet. Ein großer Fähr-und Güterhafen, sorgen für lebhaften Schiffsverkehr im Golf. Der Flughafen von Olbia, Airport Costa Smeralda, sorgt für eine schnelle Verbindung zum Festland. Im Golfo di Olbia frischte dann der Wind kräftig auf, er kam jetzt aus West und unser Boot sprang auf eine Fahrt von über 5 kn an. Bei der Querung des Golfo di Olbia konnten wir starken Schiffsverkehr durch schnelllaufende Fähren und Handelsschiffe erkennen, die Kurs nach Genua, Civitavecchia und Livorno oder Cagliari nahmen.

Mit schneller Fahrt passierten wir gegen 12.00 h das 340 m hohe Capo Figari. Vor uns lag der breite Golfo di Congianus, an deren Ende lag unser Stützpunkt. Kaum waren wir um das Kap herum, das uns bisher gegen den Wind schützte, packte uns der freie Wind von W aus der Bucht, das Boot krängte stark und nahm dann plötzlich schnelle Fahrt auf. Die elektronische Logge zeigte über 7 kn an. Jetzt war es höchste Zeit zu reffen, um bei einsetzenden Böjen den Druck aus den Segeln zu nehmen. Mit dem Rollgroß und Rollfock erledigten wir das Trimmen sicher aus der Plicht. Mit über 7 kn, bei ca. 5 Bft preschten wir duch die Bucht. So machte das Segeln Spaß. Da es für die Rückkehr zum Stützpunkt viel zu früh war, entschieden wir uns spontan den Golfo di Congianus zu queren und uns südlich Porto Cervo an der Küste eine Bucht anzusteuern. Da keine Behinderungen durch Schiffe und Segler in Sicht kamen, konnten wir unsere hohe Fahrt halten und erreichten gegen 14.00 h die Insel Mortoriotto auf der anderen Seite der Bucht. Gleich hinter der Insel Mortoriotto, durch ein schmales Fahrwasser getrennt, die kleine Insel Isole Poveri mit dem Kap Pta Capaccia. Hier bot sich nach der Seekarte hinter dem Kap eine kleine Bucht an, die gegen westliche Winde geschützt war. In der Bucht eingelaufen, fanden wir uns in Gesellschaft anderer Yachten wieder. Um 14.30 h war ankerfallen auf Pos. 41° 06,3'N 009° 34'E in Bucht bei Porto Liccia (Pta Capaccia), am Fuße des Mte Moro (420 m).

Mit folgenden Kreuzpeilungen prüften wir nun die Sicherheit des Ankerplatzes. Die Wartezeit war für uns immer die Gelegenheit unseren Durst mit kühlem Bier zu löschen. Dabei hatten wir auch genügend Muße, uns das Treiben bei den anderen Yachten anzusehen. An Stb lag ein großer Katamaran, von dem Leute ein Bad nahmen. Dahinter eine elegante langgestreckte Segelyacht mit der Flagge von Malta, von dem ein Beiboot ablegte. Achtern lag eine supermoderne Segelyacht unter britischer Flagge, deren Badeplattform abgeklappt war und Leute im Wasser waren.

Am Abend beobachteten wir dann, wie die achtern liegende moderne Yacht den Anker hieven wollte, was aber nicht gelang. Auch nach mehrmaligem manövrieren der Yacht gelang es nicht, den Anker auszubrechen. Doch nach kurzer Zeit konnten wir beobachten, dass mit einem mal Jugendliche in einem Schlauchboot bei der Yacht waren. Sie schafften es dann, von dem Schlauchboot aus, mit Hilfe der Ankerwinch der Yacht, nach über 1 Std.,nach mehreren Tauchgängen, den Anker vom Grund auszubrechen. Wir sahen noch, dass die Jugendlichen noch ein Geschenk erhielten und danach lief die Yacht bei der Abenddämmerung aus der Bucht, mit dem geborgenen Anker.

Nach dem Abendessen ließen wir den schönsten Segeltag zu Ende gehen und genossen den milden Abend bis spät in die Nacht.

         
       
         

7. Tag - Freitag, 8. September

Von der Bucht bei Porto Liccia (Pta Capaccia), auf Pos. 41° 06,3'N 009° 34'E, nach Stützpunkt Cala dei Sardi, liegt 0,5 sm südlich Portisco, Distanz: ca.10 sm.

Heute an unserem letzten Segeltag, einige Segelstunden vom Stützpunkt entfernt, ließen wir es an diesem Vormittag ruhig angehen und genossen noch einmal den beginnenden Sommertag. Das sardische Sommerwetter zeigte sich auch heute morgen von der allerbesten Seite.

Am frühen Morgen, noch vor dem Frühstück, lief eine Segelyacht ein und ankerte achterlich tiefer in der Bucht. Ein Stimmengewirr klang herüber, es schienen junge Leute zu sein, die guter Stimmung waren und die vermutlich ein frühes Bad nehmen wollten.

Kurze Zeit darauf folgte ein interessantes Erlebnis in Zusammenhang mit der eingelaufenen Segelyacht.

Wir waren in Vorbereitung auf das Frühstück. Vorher wollte ich mir an unserem letzten Segeltag die Gelegenheit nicht entgehen lassen, ein Runde zu schwimmen. Ich war gerade wieder an Bord, da rief plötzlich ein Segelkamerad: dort treibt ein leeres Schlauchboot ! Tatsächlich, achteraus in etwa 30 m Entfernung trieb ein leeres Beiboot sehr langsam aus der Bucht. Das Beiboot hatte sich wohl von der an Stb liegenden neu hinzugekommenen Segelyacht gelöst. Mein sportlicher Ehrgeiz wurde nun geweckt, das Beiboot zu kapern. Da ich in der Sommerzeit gerne längere Strecken in freien Gewässern schwimme, sah ich für mich kein Problem das Boot zu erreichen und zurückzurudern. Mit einem Kopfsprung startete ich, um das Boot einzuholen. Während ich dem Boot langsam näher kam, schien es mir jedoch, als würde sich der Abstand nur langsam verringern Jetzt kam der Gedanke auf, ein schwacher Strom setzt aus der Bucht und treibt das Boot hinaus. Gerade lagen noch etwa 3-4 m zum Boot, da hörte seitlich ein Geräusch Ich drehte mich zur Seite und sah, wie ein freundliches junges Mädel schnell näher kam. Es wollte vor mir das Boot entern. Das wollte ich mir natürlich nicht abjagen lassen.

Noch einige schnellere Schwimmzüge und ich kletterte keuchend von achtern ins Boot. Das Mädel folgte sogleich und ich zog sie an Bord. Mir schien, obwohl sie eine längere Strecke zurückgelegt hatte, dass es ihr weniger angestrengt hatte und lächelte, während ich durchschnaufen mußte. Sie zeigte zu der weiter vorn liegenden SY und sagte, die Crew hatte sich zum Baden vorbereitet und hatten plötzlich das Fehlen des Bootes bemerkt. Ich nahm die Paddeln und fing an zu rudern. Nach einigen Metern tauchte plötzlich ein zweites Mädel auf, das auch von der SY nachgeschwommen war. Wir zogen sie an Bord. Nun waren wir Drei in einem Boot. Es war eine gute Stimmung an Bord. Es stellte sich heraus, dass sie ihre SY vom gleichen Vercharterer hatten und zum gleichem Stützpunkt gehörten. Dann zeigte ein Mädel auf unsere SY und wir sahen, dass ein Segelkamerad mit einem Fotoapparat auf der Badeplattform stand und Fotos machte. Wir rückten uns für ein lustiges Foto zusammen.

Die Mädels setzten mich ab und sagten, sie würden uns später in der Marina aufsuchen.

Es war doch klar, dass meine Segelkameraden sich die Rettung des Beibootes in der Situation, der Skipper mit 2 Mädels an Bord, nicht entgehen lassen wollte und so das seltene Ereignis bildlich dokumentieren.

Nach letztem ausgiebigen Frühstück auf See, war um 1100 Uhr ankerauf, setzten die Segel und passierten bald darauf an Stb die Inseln Isole Poveri und Motoriotto. Mit Kursänderung auf 240° segelten wir ruhiger Fahrt in den Golfo die Congianus ein. Vor Rückgabe der SY war noch ein Nachtanken erforderlich. Wir steuerten die Tankstelle an, die an der Hafeneinfahrt von Portisco quer vor Kopf der Hafenmole liegt.

Ein schwieriges Manöver zum Anlegerkai der Tanke stand uns bevor, da eine sehr große Luxusyacht quer vor dem Anliegerkai lag. Das Manöver wurde noch dadurch erschwert, da auch noch unter Wasser liegende Steine eine achterliches manövrieren unmöglich machten. Das Boot wurde auf den letzten Metern mit den uns übergebenen Leinen an den Anleger verholt, denn andernfalls wäre die Gefahr sehr groß gewesen, dass unsere Bugspitze den querliegenden Rumpf der großen Luxusyacht beschädigt hätte. Da hatte uns die Hafenbehörde, auch die anderen Boote, in eine gefährliche Situation gebracht.

Nachdem wir den Treibstoff übernommen hatten, steuerten wir unseren Liegeplatz im Stützpunkt Cala dei Sardi an und machten um 1530 h am Liegeplatz der Marina Cala die Sardi fest. Wir meldeten uns im Stützpunkt zurück und hatten jetzt eine Wartezeit bis zur formellen Rückgabe des Bootes. Wir machten es uns in der Plicht bequem, auch Getränke waren noch vorhanden, und schauten uns das Treiben an den Stegen der Marina durch die einlaufenden Boote an. Nachdem die Rückgabe unserer SY anstandslos erfolgte, gingen wir für eine kleine Stärkung in das kleine Bistro auf dem Gelände.

Am späten Nachmittag bekamen wir überraschend Besuch von den beiden Mädels und bedankten sich für den Einsatz zur Rettung des Beibootes. Sie kamen aus Niedersachsen und waren mit Freunden auf Segeltörn.

Wir beschlossen, den Abend an Bord zu bleiben und hier unser Abendessen einzunehmen.

Sonnenaufgang

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Am nächsten Morgen brachte uns das reservierte Taxi pünktlich zum Airport Costa Smeralda nach Olbia. Um 1430 h hob der Flieger von Edelweiss Air (Swiss) ab, nach einer Wartezeit von 2,5 Std. in Zürich ging es weiter um 1840 h nach Hannover, wo wir um 2000 h ankamen.

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Fazit der Segeltage

Am ersten Tag unserer Segelfreizeit wurden wir ausgebremst und mußten uns bis in den Nachmittag gedulden. Das sehr gepflegte und weitflächige Parkgelände der Marina mit dem kleinen Bistro machte das Warten bei der Vielzahl der Crews und bei der Registrierung sehr angenehm. Der berüchtigte Starkwind von Norden aus dem Golf de Lyon, der Mistral, zwang alle Charterboote zu einem Auslaufverbot. Hohe Wellen liefen in die Bucht und brachen sich an den Anlegern und Booten. Am Nachmittag wurde das Ablegen auf eigenes Risiko erlaubt.

Da bekanntlicherweise die Windverhältnisse noch 1 - 2 Tage weiter anhalten können, änderten wir unseren Plan, statt an der Nordwest-Westküste durch das Maddalen-Archipel zu segeln, mit einem südlichem Kurs einen Eindruck über die Küstenlandschaft an der Ostküste zu bekommen.

Für eine mittelfristige Wetterprognose hatte ich mir vom Wetterdienstleister -Wetterwelt- eine 3-Tage Vorhersage geben lassen, die auch eine Ankündigung und Warnung vor einem Mistral enthielt. Zusätzlich holte ich mir den täglichen SMS-Kurzwetterbericht für das Seegebiet ein. Die leichte Bewölkung am Vormittag löste sich immer rasch auf und hochsommerliche Temperaturen begleiteten uns.

Die Ausläufer des Mistrals schwächten sich am Montag ab. Die vorherrschenden Winde wehten moderat aus wechselnden Richtungen. Wir erlebten keine längeren Flauten. Nur am Donnerstag frischte der Wind böig plötzlich für eine kurze Zeit aus W mit 4-5 Bft auf und veranlaßte uns zum Reffen.

Unsere Segelyacht war eine Beneteau Oceanis 41.1 (12,4 m ü.a.) neuester Bauart (2017), die uns mit 4 Mann Besatzung (1 Segelkamerad hatte kurzfristig abgesagt) sehr viel Platz und Komfort bot. Eine absenkbare Plattform erleichterte uns nach dem Schwimmen das anbordkommen. Das Rigg mit Rollgroß und Rollgenua (ca.84 m²) brachte das Boot bei leichten Winden schnell in Fahrt. Der Bugstrahler erleichterte uns die Manöver in den engen Marinas.

Die Wegstrecke über Grund betrug ca.130 sm, bei nur 13 Motorstunden (ca. 60% unter Segel).

Bis auf den Besuch in Porto La Caletta haben wir in den weiten Buchten vor Anker gelegen.

Der Transfer von/zum nahegelegenen Airport Costa Smeralda Olbia (eine Fahrt 10 km) wurde vom Vercharterer organisiert. Für das Einholen des Proviants in Portisco stand ein Lieferwagen direkt bei der Marina zur Verfügung.

In unserer Segelfreizeit 2017 hatten wir wieder interessante Erlebnisse gehabt.

Für die kommende Segelfreizeit haben wir uns noch nicht auf ein Segelrevier festgelegt.

Auch für den nächsten Segeltörn wünschen wir uns eine gute Fahrt bri ruhigem Wasser und

frischem Wind und dabei immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel.

Hermann Goss

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Von links: Hermann Goss, Michael Böhme, Alfred Lech und Fred Grabowski.

         
       
         

Törn Nord-sardinien

La Maddalena

La Maddalena ist eine italienische Inselgruppe vor Sardinien. Sie besteht aus über 62 Inseln und Inselbergen, davon sieben Hauptinseln (Maddalena, Caprera, Santo Stefano, Spargi, Budelli, Santa Maria und Razzoli) sowie weiteren kleineren Inseln, und gehört zur historischen Region Gallura. Die Gemeinde hat 11.332 Einwohner.

Die Inselgruppe liegt an der Straße von Bonifacio vor der nordöstlichen Küste Sardiniens, zwischen Sardinienund Korsika. Sie bildet den Nationalpark La-Maddalena-Archipel, welcher mit korsischen Naturschutzgebieten zu einem grenzüberschreitenden Park ausgebaut werden soll. Die Inseln sind sehr felsig und haben sehr schöne Strände. Das Gemeindegebiet umfasst eine Fläche von 49,37 km ;, die Einwohnerdichte beträgt 236,33 Einwohner/km.

Die Römer nannten die Inseln Ilva, Fussa und Bucina. Nach dem Ende des Weströmischen Reiches blieb die Inselgruppe unbewohnt, bis sich dort im 12. Jahrhundert Benediktiner ansiedelten.
Wie ganz Sardinien war das Archipel zwischen den Seerepubliken Pisa und Genua umstritten, die in der Region gemeinsam gegen die Sarazenen gekämpft hatten.
Im Mittelalter war das Archipel unter dem Namen Bicinara bekannt, ab dem 16. Jahrhundert dann als Santa Maria Magdalena, wobei die umgangssprachliche Bezeichnung isole intermedie oder "Zwischeninseln" lange überwog.
Nachdem 1584 die Osmanen die Benediktinerklöster verwüstet hatten, blieben die Inseln wiederum verwaist.
Im 17. Jahrhundert ließen sich korsische Schäfer mit ihren Herden auf La Maddalena nieder, später folgten Fischer vom italienischen Festland.
1720 fiel das Königreich Sardinien an das in Turin residierende Haus Savoyen. Bald wurde das strategisch bedeutende Archipel an der Straße von Bonifacio zum Zankapfel zwischen den Savoyern und der Republik Genua, zu der Korsika bis 1769 gehörte.

Die Ostküste von Sardinien

Die Ostküste von Sardinien gehört zu den faszinierendsten Landschaften der Insel. Steil stürzen die hellen Kalkfelsen der Ogliastra im Golfo di Orosei ins Meer. Hier liegen berühmten Buchten wie die Cala Mariolu, Cala Biriola, Cala Sisine oder Cala Luna, die man nur per Wanderung oder per Boot erreichen kann. Und hier genießen Sie das Privileg, morgens eine Runde zu wandern und noch vor dem Mittag an einem der schönsten Strände der Welt zu baden. Besonders beliebt an der Ostküste ist das Hafenstädtchen Arbatax, mit seinen wunderschönen roten Felsen, die eines der Wahrzeichen von Sardinien sind. Hier hält die Schmalspurbahn „Trenino Verde“ und entzückt im Sommer mit Gerassele und Gehupe viele Urlauber.

Am Schnittpunkt zwischen der Steilküste des Golf von Orosei und den endlos langen Sandstränden der Ogliastra liegt der beliebte Ort Santa Maria Navarrese, in dem Sie in verträumter Kulisse herrlich baden können. Natur erleben Sie in Baunei auf den Wegen durch den nicht weit entfernt liegenden Supramonte. Hier haben Sie grandiose Ausblicke über die Küste. Auf der Hochebene Su Golgo startet die Wanderung zur berühmten Badebucht Cala Goloritzé. Kirchen bewundern können Sie in Orosei, die Kleinstadt an der Cedrino-Mündung zählt zu den schönsten der ganzen Ostküste. In unendlich schönen Hotels und Gästehäusern erwarten Sie mediterranes Design, köstliches Essen und grandiose Panoramablicke.

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