Reisebericht Sardinien - 2004
Törn Sardinien - 2004

12. bis 19.Juni 2004
Nordsardinien / Korsika - Tyrrhenisches Meer - vom 12. bis 19.Juni 2004
Basishafen: Marina di Portisco, nordöstlich Sardinien
Segelyacht Jeanneau 'Sun Odyssey 37 Legende' POLLUX
Crew: Hermann Goss(Skipper), Alfred Lech, Michael Böhme,
Hinrich Dieckmann, Fred Grabowski
Anreise: Sonnabend,12.06., per Hapag-Lloyd Express-Flieger von Hannover an Olbia, nordöstlich Sardinien, Transfer an Marina di Portisco, im Golfo di Congianus
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Sonntag, 13.06.: von Marina di Portisco>Golfo Aranci, südöstlich Portisco.
Um 10.00 Uhr legten wir ab mit Kurs Nordost, um aus dem 'Golfo di Congianus' zu segeln und dann Kurs Nordwest zu nehmen. Der frühmorgens blaue Himmel wurde nun durch eine aufziehende Wolkendecke langsam verdrängt bei ca.27/28 Grd.C. Der Wetterbericht hatte den Mistral angekündigt. Der Mistral ist ein kalter Mittelmeerwind aus dem Golfe de Lion und weht in dem Seegebiet zwischen den Balearen und Sardinien resp. Korsika aus Nordwest bis Nordost.
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Unser erstes Ziel sollte Bonifacio auf Korsika sein, dazu mußten wir die Meerenge zwischen Sardinien und Korsika queren. Das war der Knackepunkt, denn in der Meerenge, der 'Straße von Bonifacio', konnte der Mistral infolge der Düsenwirkung so hohe Windgeschwindigkeiten (>25 kn) mit starken Böen erreichen, dazu noch Strömung von bis zu 3 kn, daß wir eher Fahrt achteraus machen würden und somit vor dem Mistral ablaufen müßten. Wir würden uns einen geschützten Hafen südlich der Maddalenen Archipels suchen oder dort in einer Bucht vor Anker gehen.
Sollte sich der Mistral nicht zu stark entwickeln, würden wir die Inselgruppe der Maddalenen nördlich passieren und in die Straße von Bonifacio einlaufen und Abends in Bonifacio auf Korsika festmachen.
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Es sollte jedoch anders kommen. Wir waren aus dem 'Golfo di Congianus' ins offene Meer hinausgesegelt und gingen auf Nordwest-Kurs Vor Mittag frischte der Wind schnell auf, der Wellengang nahm zu, bis zu ca. 2m Welle, der Mistral nahm weiter zu, mit starken Böen bis über 27 kn. Wir liefen nur kurzzeitig mit Reff 2, wegen der Böen bargen wir die Segel und fuhren unter Motor weiter mit dem Beiboot im Schlepp Der Wellengang wurde stärker, der Versuch, das Beiboot am Heck festzumachen, scheiterte durch die abrupten Schaukelbewegungen des Bootes, und Segler Hinni hatte sein erstes Bad bis Hüfte genommen. Das Beiboot fiel wieder ins Wasser. Ein paar Minuten später, ertönte ein Ruf, das Dingi ist weg, es schwamm umgeschlagen hinter uns, in Sichtweite. Die Befestigungsschlaufen für die Schleppleinen waren ausgerissen. Nach mehreren Versuchen konnten wir das Beiboot an Bord holen.
Da Wetterbesserung nicht in Sicht war, gingen wir etwa in Höhe der kleinen Insel Nibani auf Gegenkurs und liefen vor dem Wind nach Süden ab.
Im Laufe des Nachmittags klarte es auf, und bei blauem Himmel, gegen 1600 Uhr, erreichten wir die südöstlich gelegene Bucht 'Golfo Aranci' und machten im gleichnamigen Hafen fest.
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Besondere Merkmale des Hafens von Golfo Aranci:
der Hafen optisch dreigeteilt, auf der rechten Seite ein kleiner Fischereihafen mit einer kleinen Werft für Reparaturen an Sport-und Fischerbooten. In der Nähe das Gebäude der 'Guardia Costiera', die uns mit einer Wettervorhersage für den Kurs nach Korsika unterstützte,
auf der linken Seite, ein Hafen für Luxusyachten in Ruhestand und gegenüber ein ca.50 m langer, steriler Wohnkomplex, 2-geschoßige Bauweise und weiterlaufend, ca. 50 m lange garagenähnliche Boxen, das alles aus Beton und mit einer blassen, pastellähnlichen, Farbe angestrichen, wie für PKW's oder Motorboote gedacht, steril das Ganze anzusehen und kein Publikum zu sehen.
hinter dem Hafenbecken der Fährhafen Golfo Aranci für die Eisenbahnfähre von Olbia, wegen der geringen Wassertiefe des Hafens von Olbia
das Städtchen Golfo Aranci ist an einem steilen Hang gelegen, ca. 2 km entfernt. Ein Taxi brachte uns in das Zentrum und ersparte uns das mühselige Bergsteigen. Die Altstadt mit vielen kleinen Geschäften und Restaurants mit schmalen steilen Gassen und Treppen zum Bummeln.
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Montag, 14.06.: von Golfo Aranci, > Bonifacio auf süd-westlich Korsika durch die Straße von Bonifacio
Heute wollten wir Korsika erreichen, ca.40 sm lagen vor uns. Die Vorhersage für das Seewetter für unseren Kurs war günstig, der Mistral war abgeflaut, laut Vorhersage der 'Guardia Costiera' konnten wir nördliche bis nordöstliche Winde der Windstärke 5 erwarten, eine gute Sicht mit veränderlicher Bewölkung. Also Leinen los und auf nach Norden. Zunächst fuhren wir unter Motor, später nahm der Wind zu und wir setzten die Segel. Unser Kurs führte vorbei an der Costa Smeralda (Smaragd-Küste), Sardiniens schönste Küste, passierten Cap Ferro, weiter nördlich die Inseln Caprera und Maddalena passiert, dann Kurs Südwest auf die Insel Spargi, diese südlich passiert und dann den Kurs Nordwest auf Korsika abgesetzt, Querung der 'Straße von Bonifacio'. Bei nordwestlichen Winden gibt es hier eine west-östliche Strömung der Stärke 0,5 bis 3 kn.
Im Laufe des Tages klarte es auf, die Wolken verzogen sich und gab nur eine Himmelsfarbe, die war blau. Was uns weiter auffiel, war das blaue Meerwasser, in verschieden Tönen. In den folgenden Tagen segelten wir durch blaues Meerwasser, sogenanntes Blauwasser-Segeln.
Abends, gegen 1900 Uhr machten wir in Bonifacio, auf Korsika, fest.
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Besondere Merkmale des Hafens von Bonifacio:
Der Hafen wird von einer großen und klotzigen Festungsanlage aus alter Zeit überragt, die dem Hafen Schutz gegeben haben muß.
Mehrere moderne Super-Yachten mit bis zu 47 m Länge, dazu elegante Motoryachten und Segel-Yachten lagen im Hafen, auch einige Fischerboote, die wohl mehr geduldet waren.
Mit der Marina erlebten wir einige Überraschungen:
der Stecker unseres Stromkabels paßte nicht auf die Steckdose des Landanschlußes. Eine Auskunft beim 'Hafen-Management' ergab, daß ich einen Adapter für 5 Euro mitnehmen konnte, einschl. Duschmarken für 2 Euro das Stück.
Bonifacio hat eine schöne Altstadt mit vielen kleinen Geschäften, feinen Restaurants und schmale Gassen zum Bummeln. Die Zahl der Turis hielt sich noch in Grenzen.
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Dienstag, 15.06., von Bonifacio, ein Schlag mit Kurs nach Südwest an Castelsardo, Nordwestküste Sardinien.
Der heutige Tagestörn sollte uns nach Castelsardo führen (ca.30 sm).
Unter Segel, bei blauem Himmel und sehr angenehmer Lufttemperatur, über 25 Grd.C., nahmen wir Kurs auf Castelsardo, Kurs Südwest.
Nach 2/3 der Strecke tauchten plötzlich Delphine auf, pärchenweise glitten sie elegant aus dem Wasser, tauchten rund um unser Boot auf und begleiteten uns eine kleine Weile, ein schöner friedvoller Anblick.
Das Wetter zeigte sich zwischendurch durch hohe Quellwolken, die Anzeichen eines nahenden Gewitters zeigten, mit einem Donnergrollen und nach einem kleinen Schauer verabschiedete es sich in Richtung Festland.
Besondere Merkmale von Castelsardo:
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Ein altes burgbekröntes Festungsstädtchen, das sich terrassenförmig an den Hängen eines Tafelberges hochzieht, und auf einer Landzunge liegt, an drei Seiten vom Meer umgeben, die alte genuesische Festungsruine liegt auf dem Tafelberg, 114 m über dem Meer, sie diente zur Sicherung der Meerenge von Bonifacio. Der Glockenturm der Kathedrale ist von weitem zu erkennen.
Eine alte Stadt mit pulsierendem Leben, uns fielen besonders viele Alte auf, die in der Sonne auf dem kleinen Marktplatz saßen, klönten und die Besucher beobachteten, die engen Straßen und Gassen, verbunden mit kleinen Treppen, eröffneten beim Bummeln reizvolle Aussichten.
Alter Fischerhafen mit vielen kleine Fischerbooten und ein schöner Yachthafen liegt geschützt bei allen Windrichtungen.
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Mittwoch, 16.06., von Castelsardo wieder nach Nord-Sardinien an Santa Teresa di Gallura, Nordspitze Sardinien.
Der erste Teil unseres Segeltörns lag hinter uns, der zweite Teil sollte uns über zwei alte Hafenstädte, Santa Teresa di Gallura und La Maddalena wieder nach Portisco führen, zu unserem Basishafen
Am frühen Vormittag legten wir wieder ab und nahmen Kurs auf nördliche Spitze von Sardinien.
Wieder hatten wir herrliches Segelwetter, 10 bis 16 kn Wind, blauer Himmel und blaues Wasser. Unterwegs sichteten wir wieder die eleganten Delphine, sie begleiteten uns für eine kurze Weile wie alte Bekannte.
Besondere Merkmale von Santa Teresa:
Ein sehr schön gelegener Yachthafen, die natürlichen riesigen Granitsteine auf der einen Hangseite des Hafens sind ein sichtbarer Teil der Hafenumgebung. Einige Ruinen der alten römischen Siedlung sind weiter oben auf dem Hang zu sehen. Das Hafenbecken wird zum Ort hin durch eine Kaimauer und ein dahinter liegendes neues Gebäude begrenzt, ein Casino mit einem sehr schönen Innenhof.
Der Yachthafen, auf der einen Seite mit Fischerbooten belegt und auf der anderen Seite waren moderne Motor- und Segelyachten festgemacht, der Hafen selbst machte einen eleganten Eindruck, alles ziemlich neu. Am Abend lag große Stille über dem Hafen, vermutlich waren die anderen Segler auf Stadttour, wir waren in der Vorsaison.
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Unser Landgang in das Städtchen, das auf einem Felsplateau hoch über dem Meer inmitten einer herben Granitlandschaft thront, wurde durch einen herrlichen Weitblick über die Hafeneinfahrt belohnt. Auffallend war die terrassenförmig angelegte Piazza, auf dem ein buntes Treiben auffiel, viele kleine Gassen mit Cafè, Restaurants und Souvenirläden ließen keine Langeweile aufkommen. Für uns hungrige Segler wurde der Besuch durch schmackhafte eßtellergroße Pizzen auf der großen Piazza belohnt, dazu wurde roter Landwein genommen.
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Donnerstag; 17.06., von Santa Teresa nach La Maddalena, Hauptinsel des Maddalena Archipels.
Das schöne Segelwetter begleitete uns auch nach La Maddalena.
Besondere Merkmale von Cala Gavetta, Hauptort und Hafen auf La Maddalena:
Etwas überrascht waren wir über die Ankündigung des Verantwortlichen für die Pier beim Einklarieren: für die Nichtbenutzung der Toiletten, sie waren noch geschlossen, würden wir einen Nachlaß von 0,15 Euro auf 0,65 Euro pro qm Bootsfläche erhalten, unglaublich, das war die Erlaubnis zur Verschmutzung des Hafenbeckens, es war noch Vorsaison.
Sehenswerte alte Stadt, gleich hinter dem Hafenbecken, die Gassen voller Leute, lauter Verkehr, sehr schöner Marktplatz, eine alte Markthalle, enge Gassen mit vielen kleinen Geschäften, ein sehenswertes altes Rathaus.
Auch hier ließen wir uns leckere Super-Pizzen servieren.
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Freitag, 18.06., von La Maddalena über Porto Cervo, am nördlichen Teil der Costa Smeralda, wieder nach Portisco zurück.
Das schöne Segelwetter ließ uns auch am letzten Tag unseres Törns nicht im Stich.
Wir ließen es uns daher nicht nehmen, den von Aga Khan, Anfang der sechziger, Jahre geplanten und gebauten mondänen Hafenort Porto Cervo an der nordsardischen Küste einen Kurzbesuch abzustatten. Aga Khan gab der Küste den Namen 'Costa Smeralda', die von Porto Cervo nach Süden bis Portisco und die dahinterliegende Bucht verläuft.
Eine Luxusstätte mit großem Yachthafen, First-Class Hotels und teuren Restaurents. Porto Cervo liegt gut geschützt in einer tief ins Land verlaufenen Bucht
Wir liefen für eine Ehrenrunde in den Hafen ein. Wir warfen ein Blick auf die Villenanlagen, die sich harmonisch in die Landschaft einfügten, keine Hochhäuser, sondern flache weite Gebäude der farblich der Landschaft angepaßt. Vor der Marina lagen ein schöner Zweimaster und ein Luxusyacht. Wir ersparten uns weitere 'Sehenswürdigkeiten' und liefen wieder aus mit Kurs auf die Basis Marina di Portisco.
Am Nachmittag, um 1520 Uhr, legten wir in der Marina di Portisco an.
Damit war der Segeltörn 2004 beendet.
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Kurze Zusammenfassung:
Unsere Törnplanung haben wir eingehalten, wir liefen ca.3/4 der Wegstrecke unter Segel. Das vorgesehene Manöver mit dem Vorsegel (Blister) haben wir wegen der plötzlich aufkommenden Winde und Böen nicht durchgeführt.
Die Logge zeigte 149 sm für die gefahrene Strecke.
Wetter: Die Lufttemperatur lag am Tage zwischen 25 und 30 Grd.C, Wassertemp..ca.20 Grd.C, 4,5 Tage blauen Himmel, immer blaues Wasser.
Die Windverhältnisse waren vom Mistral geprägt. Ein kurzzeitig stetiger NW bis NO-Wind mit 7-10 kn, wurde plötzlich durch heftige Böen, wie aus heiterem Himmel, ansteigend über 20 kn, abgelöst. Diese Windänderung erfolgte bei wolkenlosen Himmel.
Die Lebensmittelpreise waren in den kleinen Supermärkten teilweise teurer als daheim, das erste Bunkern in Portisco, allerdings im Lebensmittelladen, ging richtig ins Geld. Die Preise in den kleinen Restaurants waren ebenfalls auf unserem Niveau, bei Fisch noch höher. Unser traditionelles maritimes Fischessen nahmen wir in der Form als Fischsuppe ein.
Der Toilettenservice: in einigen Marinas akzeptabel, wenig Waschplätze, und in den Restaurants scheinen die WC"s nicht hohe Priorität zu genießen.
Liegeplatz: Jeden Abend bekamen wir einen Liegeplatz im Hafen, bzw. in den Marinas.
Mast und Schotbruch
Hermann Goss
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von links: Michael, Alfred, Hermann und Hinrich - Fred am Fotoapparat