Sardinien-Süd 2018
Törn Sardinien-Süd

Team 2018
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Sardinien Südküste
Bericht Segeltörn 2018 Sardinien-Süd
Basis: Porto de Cagliari, Molo Sanita
Vom 02.09. bis 09.09.2018
In diesem Jahr eröffnete sich endlich für uns die Gelegenheit auch die südlichen Gestaden Sardiniens, mit den beiden südwestlich vorgelagerten Inseln San Pietro und Sant' Antioco, zu erkunden. Die Inseln waren schon in der Vergangenheit Ziel von handeltreibenden Völkern und nordafrikanischen Seeräubern. Afrika war hier schon so nah, gerade mal rund 200 km von der nordafrikanischen Küste entfernt, südlich lag Tunesien. Die Besiedelung der Insel Sant' Antioco begann schon in vorchristlicher Zeit durch die Phönizier, sie gründeten die Stadt Sulcis, die bekannteste Stadt Calasetta liegt an der Nordspitze. Die Insel San Pietro mit der an der Ostküste liegenden kleinen Stadt Carloforte, die erst Anfang des 17. Jahrhundert gegründet wurde. Davor etwa Mitte des 16. Jahrhundert siedelten aus Ligurien stammende Korallenfischer an der Küste.
Der Besuch von Carloforte war unser äußerstes Ziel.
Vor einem Jahr hatten wir die Ostküste Sardiniens besegelt und so war die südliche Küstenlandschaft für uns noch ein unbekannter grauer Fleck auf der Seekarte.
Der Flugreiseanbieter TUIfly hatte zu Anfang des Jahres 2018 eine Direktverbindung Hannover an Cagliari, Südsardinien, angeboten und ersparte uns somit den Verlust eines Segeltages durch Umsteigen und eine Übernahme der Segelyacht am nächsten Tag. Da dieses Mal unser Reisetag auf einem Sonntag fiel, lag unsere Erwartung sehr hoch, das wir nach Ankunft in der Marina ohne Wartezeit an Bord gehen könnten. Die Übergabe des Bootes durch unsere Vorgängercrew sollte ja schon am Sonnabend abgeschlossen sein.
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1. Tag - Sonntag, 2. September
Pünktlich um 11.10 Uhr hob der Flieger von Eurowings mit 4 Segelkameraden an Bord vom Flughafen Hannover ab und erreichte pünktlich um 13.30 Uhr den „Aeroporto Elmas Mameli“ von Cagliari. An der Absperrung zur Empfangshalle erwartete uns schon der Taxifahrer mit meinem Namensschild. Hier klappte es schon mal.
Vor dem Flughafengebäude empfing uns hochsommerliches Wetter, schätzungsweise über 30°C. Nach einer Fahrzeit von ca. 15 Min. in einem tief temperierten Kleinbus erreichten wir die Marina Molo Sanitá, Porto di Cagliari. Unterwegs erhielt ich ein Anruf vom CS Charter, ob wir unterwegs seien und auf meine Frage, ob wir sofort an Bord gehen könnten, wurde mit einem Yes beantwortet. Ein mit Baumaterialien vollgepackter Kai war unsere Endstation. Es gab keine schattige Sitzgelegenheit mit einer Getränkebar, die Lufttemperatur lag über 30°C. Es sah alles nicht sehr einladend aus. Zum Glück hatten wir keine Wartezeit. Unser Liegeplatz in einem Hafenbecken vor einem großen gläsernen Hafengebäude. Ein großer Parkplatz trennte unseren Liegeplatz von der Via Roma, an der Altstadt gelegen. Einige Segelyachten lagen am Kai. Keine weiteren Segelcrews warteten auf dem Kai, auf den Nachbarbooten waren einige Leute dabei „Klarschiff“ zu machen. Das gewohnte Treiben von Seglern fand hier nicht statt. Das Umfeld der Marina machte einen nüchternen und ruhigen Eindruck.
Unsere Segelyacht, eine Dufour 382 GL, fanden wir durch einen Klebestreifen, der auf dem Kai geklebt war, auf dem der Name REGOR stand, Die Heckklappe war heruntergeklappt und über ein Laufsteg gingen wir an Bord.
Kaum hatten wir unser Gepäck an Bord gebracht, stand auch schon ein Mann von CS Charter auf dem Kai. Er übergab uns eine Inventarliste mit dem Hinweis, schon mit der Überprüfung des Inventars zu beginnen. Mit unserer Frage nach einem Supermarkt stellte er uns mit seiner Armbewegung in östlicher Richtung Altstadt und einer Ortsbeschreibung schon sprachlich vor einer größeren Herausforderung. Der junge Mann sprach ein undeutliches schnelles englisch und heute war ja Sonntag. Einen kleineren Supermarkt gäbe es auch noch, nicht weit entfernt in westlicher Richtung. Während sich zwei Segelkameraden auf der Suche nach dem Supermarkt in der Altstadt machten, gingen wir anderen zwei mit der Inventarliste an die Arbeit, die Ausrüstung des Bootes zu überprüfen. Etwa eine Stunde später kam der Mariner vom Nachbarboot zu uns und klärte die restlichen noch offenen Punkte auf der Liste. Dann folgte die technische Einweisung .
Wir hatten eine französische Dufour 382 GL, eine moderne Segelyacht, Baujahr 2018, gechartert. Länge ü.a.: 11,25 m, Breite: 3,85 m, Tiefgang: 1,90 m, Motor: 22 kW/30 PS. 2 Toiletten/Dusche und viel Stauraum. Mit zwei großen Steuerrädern und einer breiten Plicht mit einem großen Tisch, dessen Seitenteile herabgeklappt waren. Den Abschluss bildete eine herunterklappte Heckklappe als Plattform. Das Biminitop war achtern weit nach unten gezogen, ein verbesserter Sonnenschutz. Allerdings vermissten wir einen großformatigen Plotter zwischen den Steuerrädern, wie es bei modernen Yachten üblich ist. Ein recht kleinformatiger Plotter war unten an der schrägen Kabinenwand installiert, was dem Steuermann die Sicht auf das Groß und die Windex erschwerte. Der Rudergänger muss, um die Kurslinie zu kontrollieren, sich etwas seitlich nach unten bücken, bei Sonnenreflexion sehr umständlich.
Ein weiterer Mangel war, dass es keine Haltebügel hinter den Steuerrädern gab. Diese Bügel dienen der Sicherheit, um sich beim Gieren des Bootes (Ausscheren bei Vorwindkursen) oder beim Rollen sicher zu steuern und festhalten zu können.
Das Großsegel mit Latten, zwei Winschen am Niedergang für das Trimmen der Segel, eine kleine Selbstwendegenua ersetzte eine große Genua. Davor lag das Dingi.
Unter Deck fiel mein Blick auf den ungewöhnlichen Einbau des Schaltpanels und der Funkanlage, denn die waren waagerecht liegend vor dem Navitisch installiert. Es gab ausreichend Stauraum, vor allem die Kabinen waren damit gut ausgestattet.
Als wir mit der Checkliste durch waren, es waren noch einige offene Punkte zu klären, kam der Check-in Mariner und wir starteten mit der technischen Einweisung und Funktionsprüfung.
Kurz vor Abschluss der Einweisung kamen die beiden Segelkameraden aus der Stadt zurück, gleich darauf kam ein Taxi mit dem Proviant. Einige fehlende Sachen zum Inventar für den täglichen Gebrauch, z.B. Weingläser, u.a., besorgte uns noch der sehr hilfsbereite Mariner. Da unser Proviant noch nicht vollständig war, machten wir uns auf den Weg zum kleineren Supermarkt, der heute am Sonntag noch geöffnet hatte. In der Kaffeebar nahmen wir noch eine kleine Stärkung zu uns und holten die fehlenden Sachen ein, die wir noch auf dem Zettel hatten.
Abends machten wir uns auf Weg zu einem Spaziergang zum Marinaviertel, früher das Viertel der Fischer und Seeleute. Wir querten die Via Roma und vor uns ein großes Bauwerk mit breiten Arkaden. Es herrschte hier ein reges Treiben und die kleinen Tische waren voll belegt, denn nebenan waren kleine Geschäfte und ein Bistro. Wir spazierten entlang der Hafenpromenade mit seinen großen Gebäuden aus dem letzten Jahrhundert und schauten uns ein wenig um. Es herrschte starker Verkehr auf der Via Roma und lebhaftes Treiben in den angrenzenden engen Gassen. Wir zogen uns bald zurück und schauten uns das angrenzende Hafenbecken an. Hier lagen hinter einem eingezäunten Areal mit Torwache und einer zweiten Absperrung einige große Luxus-Superyachten.
Wir gingen an Bord zurück, entkorkten eine Flasche Wein und planten die nächsten Tage.
Inzwischen herrschte große Stille in der Marina, ein paar Spaziergänger gingen noch vorbei und mit der Torwache zur Marina, die zur Stadt abgesperrt war, waren wir hier die einzigen Bewohner.
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2. Tag - Montag, 3. September
Montag, 3. September: Von Liegeplatz Molo Sanità (Porto Pontile della Sanità) an Südspitze Sardinien, in der Bucht vor Capo Malfatano, genannt Beach Tuerredda. Distanz: 28 nm.
Unser erster Segeltag begann dieses Mal am Montagvormittag, nicht wie all die Jahre zuvor an einem Sonntagvormittag. Auch nicht in einer ruhig gelegenen Marina, sondern durch einen breiten Parkplatz getrennt von der vielbefahrenen Hafenpromenade Via Roma. Schon am frühen Morgen kündigte sich der Wochenbeginn durch entferntes Rauschen und durch lauten Verkehrslärm auf der Via Roma und im Hafenbereich an.
Ein wolkenloser blauer Himmel begrüßte uns am frühen Morgen und weckte Lust auf die Küstenfahrt unter Segel.
Während der Frühstücksvorbereitungen versammelten sich nach und nach Segler auf dem Kai hinter ihren gecharterten Segelyachten.
Nach dem üppigem Frühstück, bei dem es keine Eile gab, machten wir uns alle mit unserem Boot vertraut, gingen noch einmal die Einzelheiten durch verteilten die Schwimmwesten. Unser Plan sah vor, die große Bucht, Golfo di Cagliari, in südwestlicher Richtung zu verlassen und an der Küste entlang zu segeln, um einer der Buchten an der Ostküste oder weiter im Süden zu erreichen.
Gegen 1130 Uhr hieß es Leinen los und wir verließen die Molo Sanità, durch den Inner Harbour entlang der langen Hafenmole, bezeichnet als Nuovo Molo di Levante, und passierten bald das grüne Molenfeuer der Hafenanlage Porto di Cagliari.
Der Kurs wurde auf südsüdwest abgesetzt, an Landmarke Pta Zavorra (Pta heißt Landspitze), dort wo die westliche flache Küste des Golfo di Cagliari in das bergige Land übergeht. Dieser flache Küstenabschnitt ist mit Industrieanlagen bebaut. Einige Frachter lagen dort auf Reede.
Gegen 1330 Uhr passierten wir Pta Zavorra, gleich darauf kam unterhalb des Bergabhangs auf einem Felsvorsprung der erste Nuraghen-Turm in Sicht, genannt Diavolo. Die Nuraghen sind imposante Steinkonstruktionen in Form von kegelstumpfförmigen Türmen, gebaut bis zu einer Höhe von 20 m. Sie zeigen sich auf Anhöhen, an Taleingängen, aber auch an der felsigen Küste und im Landesinneren. Man spricht auch von einer Nuraghenkultur, die sich über ganz Sardinien ausbreitete. Vermutlich kamen im 2. Jahrtausend v. Chr. aus dem Orient stammende Völker nach Sardinien und bauten diese einmaligen Monumente in großer Anzahl im Lande. Noch heute findet man etwa 7000 dieser Nuraghen-Türme. Sie dienten nicht nur als Wohnstätten, sondern auch als uneinnehmbare Burgen oder als Kultstätten (entnommen aus Reiseführer Sardegna, Sardischer Tourismusverband). Etwa ab dem 1. Jahrtausend v. Chr. verdrängten die Phönizier die Nuraghen ins Innere der Insel.
Das Landschaftsbild hatte sich jetzt geändert. Mit niedrigem Buschwerk, der als Macchia genannten Mittelmeervegetation, bewachsene Hänge zogen sich von den höchsten Erhebungen bis zu 700 m bis zur Küste herunter, wo sie als Strand übergingen oder steil abfallende Felsenküste mit Felsvorsprüngen bildeten. Einige Meilen weiter südlich von Pta Zavorra lag der Ort Perd'e Sali an einem breiten Sandstrand. Der imposante alte Turm von Pta Perd'e Sali war schon von weitem gut sichtbar, auch als Ansteuerung für den Yachthafen.
Mit gutem Segelwind aus südlichen Richtungen kamen wir gut voran und verlegten unser Tagesziel weiter nach Südwest. Dann kam ein ebenfalls imposanter Turm auf dem Capo di Pula in Sicht, der auf einem sehr hohen Felsvorsprung gebaut war und weit in die See vorsprang. Hier sahen wir im Schutze des Capo geschützte Buchten.
Wenige Meilen weiter, gegen 1650 Uhr, passierten wir den Turm Cala d'Ostia unterhalb an einem steil abfallenden Berghang, davor ein breiter Sandstrand.
Unser Segelwind schwächte sich langsam ab. Jetzt musste uns der Motor weiterschieben, denn es wurde Zeit an der unbekannten Küste, die immer steiler und schroffer wurde, nach einer Ankerbucht Ausschau zu halten. Das nächste Ziel unserer terrestischen Navigation kam in Sicht, der auf einer Anhöhe stehende Wehrturm Torre di Chia, lag um 1745 Uhr querab. Unterhalb eine schöne halbkreisförmige flache Bucht, die zum Baden einlud.
Wir hatten jetzt die südliche Landspitze, das Capo Spartivento passiert. Auf einem hohen Bergplateau ein großes schönes Gebäude, in schönen Pastelltönen abgestimmt. Dahinter hatte ich eine passende Bucht ausgemacht, die vor dem alten Wachturm von Capo Malfatano lag. Es lagen dort schon einige Boote. Wir fanden auch noch einen Platz. Hier hatten wir Schutz vor östlichen Winden.
Um 1830 Uhr fiel der Anker in 6m Wassertiefe in der Bucht genannt Tuerredda Beach vor einem Strand. Schon in phönizischer Zeit wurde diese Bucht als Naturhafen genutzt.
Mit einem leckeren Abendessen und dem sardischen Rotwein Cannonau ließen wir den Abend ausklingen.
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3. Tag - Dienstag, 4. September
Dienstag, 4. September: Von Bucht Tuerredda, (liegt vor Capo Malfatano), nach Cala Su Truccu (38°56'N 008°32'E), nördlich Pta Menga, im Golfo di Palmas.
Es wurde eine unruhige Nacht. Der Schwell, bzw. die lange Dünung vom offenen Meer aus dem Süden ließ unser Boot vor Anker arbeiten und wurde verstärkt durch Strömungen in der Bucht. Das Boot schwojte, rollte und knarzte laut. Es weckte uns einige Male zu Wachgängen. Auch die bei uns liegenden Boote schwojten mit, die Abstände zu den anderen Booten veränderte sich wenig.
Der frühe Morgen zeigte sich freundlich bei leichter Bewölkung und milder Temperatur.
Nach dem Frühstück war um 0945 Uhr Anker auf. Die 3-Tage Wetterprognose von WetterWelt sagte durch ein Hoch südlich von Sizilien ein Wettergeschehen mit trockenen Verhältnissen und einem großräumig moderaten S-SE-lichen Windfeld über Südsardinien voraus. Für unsere vorgesehene Route versprach der östliche Wind also gutes Vorankommen unter vollen Segel.
Über die Mittagszeit wurden Windstärken von 2-3 Bft, mit Böen bis 5 Bft vorhergesagt.
Die Südküste wird durch den Golfo di Teulada geformt, der tief nach Norden in das Land hineinragt. Die Felsenküste von Capo Spartivento in Richtung Teulada bestehend aus Granit und Schiefer war sehr steil und schroff, vorspringende Felsen, lange Strandabschnitte, teilweise davor vom Wasser umspülte Felsbrocken waren Warnung genug näher an die Küste zu navigieren. An markanten Landstellen waren Nuraghen-Türme zu sehen. Im Norden der Bucht lag eine Marina, Porto Teulada, als Ansteuerung der Naraghen-Turm mit Namen Budello.
Bei einer Weiterfahrt nach der Isola di San Pietro hätten wir das Risiko genommen, zum späten Nachmittag eine voll belegte Marina von Carloforte vorzufinden, denn Carloforte ist ein beliebtes Ziel der Segler. So waren wir uns einig, am nächsten Tag zum frühen Nachmittag in der Marina Carloforte festzumachen.
Nachdem wir uns unter dem Sonnenschutz (genannt Bimini) bei einem kühlen Bier entspannt hatten, schauten wir uns um. Auf der westlichen Seite der Bucht lagen einige kleine Boote, die auf dem Strand gezogen waren. Dort konnten wir vermutlich an Land gehen. Später machten wir unser Dingi startklar. Ein Segler hatte eine prima Idee, er hatte eine Taschenlampe dabei, die konnte er auf Blinksignale einschalten. Da unser Aufenthalt an Land durchaus bis zur Dunkelheit andauern konnte, schlug er vor, die Blinkleuchte hoch am Mast zu befestigen. Unser Boot könnten wir somit in der Dunkelheit unter den anderen Booten mit gesetztem Ankerlicht gut ausmachen.
Wir querten die Bucht, vertäuten unser Dingi an einem Betonsockel. Ein Weg führte zu einer mit Pinien bewachsenen Anhöhe. Ein Segler aktivierte sein Smartphone und suchte nach einem Restaurant.
Wir verließen die Bucht an der Costa del Sud und steuerten 4 sm mit SW-lichem Kurs in die offene See, um dann auf einen Steuerkurs von 270°, die weit vorspringende Landzunge Capo di Teulada in sicherem Abstand zu passieren. Nachdem wir frei von der Landabdeckung der felsigen Küste von Capo Spartivento waren, packte der Wind die Segel und wir erreichten in schneller Fahrt die offene See. Wir querten die große Bucht Golfo di Teulada und bei guter Sicht bekamen wir einen Eindruck über die teilweise schroffe sardische Südküste.
Gegen Mittag lag die Landzunge Capo Teulada querab. Der Wind verstärkte sich böig auf über 4 Bft, so dass wir das Groß herunternahmen und das Vorsegel stehen ließen. Wir änderten jetzt den Kurs auf NW, um die Bucht von Porto Pino anzulaufen, die uns vom Vercharterer empfohlen wurde. Mit Hilfe des Motors erreichten wir eine Stunde später die Bucht, die nach Süden und Westen offen war. Der aufkommende Wind hatte sich inzwischen gedreht und kam jetzt mehr aus S-SE-licher Richtung. Jetzt wären wir gegen Wind und Wellen ungeschützt gewesen, zumal das Küstenbergland baumlos und zur Bucht flach abfallend war. Die andere Option, die ich noch hatte, war die weiter nördlich gelegen nach O-liegende Bucht Cala Su Truccu, nördlich Pta Menga, die durch eine östlich gelegene Erhöhung, 116 m, etwas Schutz gab. Nach kurzer Fahrt hatten wir die Bucht erreicht, dort lagen schon einige Boote. In sicherer Entfernung zum Strand, seewärts vor den anderen, fiel um 1330 Uhr der Anker bei 6 m Wassertiefe, Pos. 38° 56'N 008° 32'E. Die Bucht hat etwa eine Breite von 500 m und einen nach Osten tiefen Einschnitt von etwa 300 m. Dazu etwas geschichtliches (aus Törnhinweise des Kreuzer Yacht Club D): Die Bucht war in der frühen Neuzeit ein Schlupfwinkel nordafrikanischer Piraten.
Er machte ein Restaurant aus, das am Wege lag, ca.30 min. Ein schmaler Pfad führte über eine Anhöhe durch einen trockenen Pinienwald, vorbei an einigen Häusern auf eine befestigte Straße. Ein Hinweisschild führte uns zu dem Restaurant „Cormorano“. Vor einem niedrigen Gebäude eine einladend breite Terrasse vorbereitet für Abendgäste. Wir hatten Glück und bekamen einen freien Tisch. Kaum hatten wir unsere Getränke bestellt, da attackierten uns die ersten Mücken. Zwei Kameraden wurden sogleich an den Beinen gestochen. Mit den Getränken erhielten wir auch das Mückenabwehrmittel-Spray „Autan“. Seitens des Restaurants sprach man von einer derzeitigen Mückenplage und jeder Tisch mit Gäste würde Autan dazu bekommen. Bald waren die Plätze belegt und das Mückenspray war Trumpf.
Nach dem leckeren maritimen Essen mit passenden Getränken suchten wir unseren Pfad mit einem Smartphone-App durch den stockdusteren Wald. Nach einer kurzen Unsicherheit über den Verlauf des Pfades in Richtung zum Strand, fanden wir auch unser Dingi unversehrt. Nach kurzer vorsichtiger Fahrt in der stockdunklen Nacht durch die ankernden Boote sahen wir schon bald als Seezeichen unser Boot mit dem roten Blinklicht und stiegen an Bord. Es war ein interessanter Ausflug mit Mückenplage inbegriffen.
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4. Tag - Mittwoch, 5. September
Mittwoch, 5. September: Von Bucht Cala Su Truccu, (38°59'N 008°34,5'), nördlich von Pta Menga, nach Isola di San Pietro.
Es war eine ruhige Nacht. Der frühe Morgen zeigte sich auch heute freundlich mit milder Temperatur, es war windstill bei leichter Bewölkung. Für Segelwind sollte ein Randtief über den Balearen zuständig sein, das ostwärts und südlich an Sardinien vorbei ziehen sollte. Es sollte heute nicht wetteraktiv werden, keine Schauer und Gewitter, nur schwach-windig bei wechselnden Windrichtungen. Es sollte aber am Vormittag doch anders kommen.
Eine Wetter-App von Michaels Smartphone sagte jedoch für den späten Vormittag Windstärken von 4 Bft mit Böen 5 Bft an.
Nach dem Frühstück war um 0945 Uhr Anker auf, die kleine Selbstwendegenua wurde ausgerollt und das erste Reff eingezogen. Der Kurs mit 255° wurde auf Südspitze der Insel Isola di Sant' Antioco, Capo Sperona, abgesetzt. Die Sonne verschwand unter der Wolkenbedeckung.
Gegen 1000 Uhr briste es plötzlich unerwartet auf etwa 4 Bft und mit Böen über 5 aus südlicher Richtung auf. Das Boot nahm Fahrt auf, der aufkommende Starkwind schob uns in rasanter Fahrt durch die Bucht, Golfo di Palmas. Wir nahmen Kurs auf die Durchfahrt zwischen der Südspitze der Insel Isola di Sant' Antioco und der kleinen unbewohnten Insel Isola la Vacca (94 m hoch), die etwa 1 sm südsüdöstlich von der Küste entfernt liegt.
Die See wurde unruhig, bis ca. 1,5 m hohe Wellen bauten sich auf, es waren sich nicht brechende lange Wellen. Das Boot fing an zu gieren und zu rollen und nahm mit schneller Fahrt ein Wellental nach dem anderen. Vom Bug flogen breite Spritzwasserfahnen nach achtern, wenn der Bug in einen Wellenberg eintauchte und sich wieder aufrichtete. Durch den Wellengang wurde das Achterschiff einige Male angehoben und der Ruderdruck ging kurzzeitig verloren. Unser Steuermann Alfred musste hart arbeiten um das Boot auf Kurs zu halten. Jetzt hätte ein zweites Reff wegen der einsetzenden Böen die Arbeit des Steuermanns erleichtert. Zu Glück gab es keine Regenschauer. Der Gedanke, in der Windabdeckung der kleinen Insel Isola la Vacca das zweite Reff einzuziehen, war aussichtslos. Die Insel war zu schmal und lieferte keine Windabdeckung.
Bald lag Capo Sperone an Stb und mit sicherer Distanz zur SW-Küste von der Insel Sant'Antioco, um nicht in Legerwall zu kommen, gingen wir auf den neuen Kurs 350° mit sicherem Abstand parallel zur Küste.
Nach über einer Stunde schwächte sich der Wind ab und der bockige schnelle Ritt ermüdete sich.
Unsere Annahme, dass der Wind unser Boot entlang der Küste mit Kurs auf die Einfahrt zwischen Isola di San Pietro und Isola di Sant' Antioco, Canale di San Pietro, Breite ca. 2 sm, zunehmen würde, war nicht eingetreten. Das Gegenteil trat ein, es wurde ruhiger, der Wellengang ging zurück und mit raumen Wind segelten wir auf den Canale zu.
Die restliche Wegstrecke zum Hafen schob uns der Motor.
Durch einen Hafenmariner wurden wir zum Steg eingewiesen und um 1400 Uhr lagen wir vertäut in der Marina Carloforte, Marinatour Steganlage, an der Altstadt gelegen. Hier spürten wir wieder die hohe Lufttemperatur an Land, von über 30°C gegenüber der Seeluft von ca. 27°C.
Ein kühler Anlegeschluck war jetzt angesagt. Wir schauten uns die Marina an. Die Stege waren nur mit einigen Segelyachten belegt. Jetzt am Nachmittag war die Mehrzahl der Segler noch unterwegs, gegen Abend würden die Stege schnell belegt werden. Nach einer kleinen Pause an Bord suchte ich das Hafenmeisterbüro auf, das aber noch geschlossen war.
Nebenan lag einladend ein kleines Café mit einer Terrasse unter einem Sonnendach. Hier machten wir es uns bequem bei einem Cafè. Die Inhaberin sprach für uns überraschend recht gut deutsch, sodass wir neben einer netten Unterhaltung auch nützliche Infos erhielten.
Nach einer Stunde kam die Hafenmeisterin. Mit Fred meldete ich unser Boot bei der Hafenmeisterin an, mit Zahlung der Liegegebühren. Wegen der Nachmittagshitze verzichteten wir vorerst auf einen Stadtbummel. Wir nahmen wieder Platz auf der schattigen Terrasse und beobachteten das Geschehen in der Marina mit dem Einlaufen der Segelyachten.
Am späten Nachmittag, die Mittagshitze hatte nachgelassen, machten wir uns auf den Weg zu einem Supermarkt, um unsere Vorräte aufzufüllen. Danach gingen wir in die Altstadt. Von der Hafenpromenade aus liefen wir durch enge ansteigende gepflasterte Gassen und Treppengassen hoch zu hellen Plätzen, gebildet durch schöne, pastellfarbene mehrstöckige Häuser.
Schließlich fanden wir uns unten auf der Piazza Repubblica, an der Hafenpromenade gelegen, unter einem der riesigen uralten Olivenbäume wieder, der von einer Sitzbank umgeben war. Inmitten von Einheimischen und Touristen, saßen wir dort und schleckten genüsslich gutes Speiseeis, das nebenan im Bistro angeboten wurde.
An einer Hafengasse wählten wir ein kleines Restaurant aus, das uns ein sardisches Menü versprach. Während der Wartezeit, störten nicht nur die durchfahrenden PKWs, sondern die ersten Mücken hatten uns ausfindig gemacht. Mit dem Mückenabwehrspray im Einsatz konnten wir in Ruhe unser Abendessen genießen. Nach einem Bummel durch den Hafen gingen wir wieder an Bord und entkorkten eine Flasche Roten.
,Carloforte ist ein kleiner Ort, der einzige bewohnte Ort auf der Insel, an der Sardinien zugewandten Ostküste der Insel San Pietro. In Carloforte, Anfang des 18. Jh. gegründet, hatten sich Flüchtlinge und Korallenfischer aus dem ligurischen Genua niedergelassen. Später kamen weitere Siedler, versklavte und freigekaufte ligurische Fischer aus der tunesischen Bucht von Tabarca hinzu, die unter dem Schutz des Savoyerkönigs Carlo Emanuele III. lebten (aus Reiseführer).
Carloforte gilt als das Zentrum des sardischen Thunfischfangs. Hier werden seit der Antike noch immer mit einer speziellen Technik Thunfische gefangen, denn große Thunfischschwärme ziehen durch den Kanal zwischen Sardinien und San Pietro.
Einige Fotos über den Thunfischfang sind am Hafenbüro zu sehen. Davon zeugt das Gebäude der „Villamarina Thunfischfangstelle“ auf der an der Nordostspitze liegenden Insel Isola Piana.
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5. Tag - Donnerstag, 6. September
Donnerstag, 6. September: Von Carloforte, auf Isola di San Pietro, nach Porto Pino, Bucht südlich Pta Menga, Pos. 38°56,6'N 008°37'E, Westküste Sardinien.
Heute konnten wir es ruhig angehen lassen und uns genügend Zeit lassen für ein ausgiebiges Frühstück. Nach Auskunft bei der Hafenmeisterin bei der Anmeldung, könnten wir bis Mittags in der Marina bleiben.
Damit blieb uns auch noch Zeit, um noch unsere Vorräte aufzustocken, denn vor uns lagen noch etwa 3 Tage Fahrt bis zur Rückgabe des Bootes in Cagliari am Nachmittag.
Bei der Abmeldung ließ ich mir die Wettervorhersage geben. Danach konnten wir mit Wind aus westlichen Richtungen der Stärke 2-3 Bft (ca. 8 - 12 Kn), rechnen.
Um 1215 Uhr warfen wir die Leinen los und verließen den großen Hafen mit Kurs nach Süden. Nach der Durchfahrt des Canale di San Pietro setzten wir die Segel und der leichte Wind aus Südwest schob uns mit Kurs 1XX entlang der Westküste der Insel Sant` Antioco.
Die Küste ist anfangs flach ansteigend und wird steiler und felsiger bis zur Südspitze der Insel, dem Capo Sperone.
Dann erfolgte eine Kursänderung auf 090°, der auf Sardiniens Westküste zeigte, auf den Ort Porto Pino in der langgestreckten Bucht südlich von Pta Menga (Landspitze).
Mit entspannter Fahrt unter Segel erreichten wir gegen 1700 Uhr die Bucht, wo schon einige Segler vor Anker lagen. Wenig später fiel unser Anker, Pos. 38°56,6'N 008°37'E.
Da die Bucht nach Süden offen war, mussten wir auch hier während der Nacht mit Seegang durch Dünung und Windsee rechnen, die das Boot zum schwojen bringen würde.
Nach einer kurzen Ankerpause, zur Kontrolle des sicheren Verankerns, machten wir das Dingi klar. Das Signallicht wurde am Mast angebracht, um unser Boot wieder sicher in der stockdunklen Nacht zwischen den anderen Booten zu erkennen.
Bei der Annäherung an die Landspitze südlich von Pta Menga erkannten wir eine kleine Bucht. Etliche kleine Motorboote lagen dort schon auf dem flachen Strand. Daneben sahen wir eine kleine betonierte Slipanlage. Ein paar Meter weiter parkte ein PKW, das deutete auf eine Zuwegung zum Strand hin. Damit stellte sich für uns wieder die Frage, konnten wir das Beiboot mit Außenborder unbeobachtet lassen und uns für einige Zeit entfernen, z.B. bei der Suche nach einem Restaurant.
Da wir bisher immer wieder unser Dingi vorgefunden haben, machte es uns sicher, es wieder vorzufinden.Wir vertäuten das Dingi an der Slipanlage. Ein etwas höhergelegener breiter Weg führte uns zu einem großen weiten Platz. Er war landseitig von einem Pinienwald und seeseitig von einem breiten Kanal begrenzt, auf dem einige Boote vertäut lagen. Eine schmale Holzbrücke führte zu der anderen Seite des Kanals, wo einige Holzhäuser standen. Wir schlenderten weiter auf den breiten Platz zu, wo einige Verkaufsstände standen. Interessierte Besucher spazierten herum und schauten sich die Auslagen an. Es sah nach einem beginnenden Wochenmarkt aus.
Nach einigen Minuten wurden wir auf ein Schild am Pinienwald aufmerksam, mit der Inschrift „Restaurant MEDUSA“. Das Restaurant Medusa hatte Michael gestern schon auf seinem Smartphone gefunden. Der Hinweis auf das nahe Restaurant weckte in uns Hunger und kurz entschlossen kehrten wir ein. Wir bekamen noch gute Plätze auf der Terrasse und somit blieb die Bordküche heute wieder einmal kalt.
Unser komplettes maritimes Abendessen, mit lokalem Wein abgelöscht, wurde trotz eingeschalteter Lampions auch hier wieder von Mücken begleitet. Das Restaurant stellte uns auch das bekannte Mückenabwehrmittel zur Verfügung. Die sonstige Verweildauer nach dem Essen wurde hier auf das nötigste begrenzt. Einige Mückenattacken waren trotzdem erfolgreich.
Der Rückweg führte uns wieder auf den großen Platz zurück, der jetzt hell erleuchtet war und jetzt mit vielen Verkaufsständen voll belegt war. Es herrschte reger Betrieb, es war inzwischen 2100 Uhr geworden, die noch sehr warme Nachtluft lud zum Verweilen ein. Auch wir mischten uns unter die Leuten und schauten uns die Auslagen an. Es wurden handwerkliche Sachen, Kleinkunst, gemalte Landschaftsbilder, Spielzeug, Kleidung, Esswaren, Kleinkram und v.a.m. angeboten.
Bald leerte sich der Platz und auch wir machten uns auf den Weg zu unserer Fähre. Wir fanden es so vor wie wir es verlassen hatten. Einige Leute hielten sich noch in der Nähe auf, es lagen keine Boote mehr auf dem Strand. Der Außenborder ließ uns nicht in Stich, er startete sofort. Nach einigen Minuten, schnell hatten wir das Signallicht unseres Bootes ausgemacht, lagen wir an der Heckklappe. Wir stiegen an Bord, nahmen auch den Außenborder aufs Boot.
Der Besuch auf dem überraschenden nächtlichen großen Markt rundete den schönen Segeltag ab, wobei wir genüsslich auf unseren Weinvorrat zurückgriffen.
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6. Tag - Freitag, 7. September
Freitag, 7. September: Von Porto Pino, Bucht südlich Pta Menga, Westküste Sardinien, nach Bucht südlich Pta Perd' e' Sali, Pos. 39°01,3'N 009°02,5°E, Ostküste Sardinien.
Nur noch zwei Tage unserer Segelfreizeit lagen vor uns. Heute war die Rundung der Südküste Sardiniens in östlicher Richtung angesagt. Als Landmarken waren es die südlichen Landspitzen Capo Teulada, die Querung Golfo di Teulada und das Capo Spartivento, ehe wir auf einen nordöstlichen Kurs eindrehen konnten. Als Tagesziel bot sich eine Bucht von Porto d'Agumu an, südlich von Capo di Pula an der Ostküste Sardinien.
Nach der Windvorhersage für Freitag, die ich von der Hafenmeisterin in Carloforte erhalten hatte, würden uns westliche Winde der Windstärke bis 3 Bft.(8 kn) nach Osten schieben. Also müsste unser Motor notfalls nachschieben, falls der Wind schwächeln sollte. Die heutige Fahrstrecke lag etwa bei 30 sm. Dazu zeigte die Wetter App von Michael eine von Westen aufkommende Regenfront ab Mittag an, die erhaltene DWD Wetter SMS Windstärke SW 4-5 Bft.
Um 0940 Uhr hieß es Anker auf. Unter Motor ging es entlang der Küste, das Capo Teulada passiert, dann mit neuem Kurs 090° die Querung des Golfo di Teulada eingeleitet. Obwohl wir in großer Distanz von der Küste fuhren um mehr Wind einzufangen, waren Versuche gescheitert, unter Segel zu fahren. Mehr als 2-3 kn Fahrt bei achterlichen Winden ging nicht. Inzwischen zog langsam eine Wolkendecke (Altostratus) auf, die Sonne war nur noch schwach zu erkennen, die See glättete sich.
Die Küste des Golfo di Teulada war stark zerklüftet, mit schroffen und steilen Felsabstürzen, durch Winterstürme ausgewaschen. So entstanden auch breite und tiefe Einschnitte in das Land, die als geschützte Ankerbuchten gegen Winde aus südlichen Richtungen jedoch nicht geeignet waren. Tief im Innern der Bucht gibt es einen Yacht und Fischereihafen ohne Ort, Porto Teulada, am östlichen Ende eines militärischen Sperrgebiets, den wir uns nicht angesehen haben. Das Küstenland stieg steil bis auf 300 bis 400 m an, ohne Baumbestand. Auf den Kuppen oft Wachtürme aus alter Zeit oder ein moderneres Gebäude mit hohem Leuchtfeuer, wie das weit sichtbare auf dem Capo Spartivento.
Nach dem Capo gingen wir auf nordöstlichem Kurs. Die angekündigten stärkeren Winde kamen nicht, also weiter unter Motor. Bald lag der Wehrturm Torre di Chia Bb querab und breite Sandstrände entlang der Küste. Bis auf einige Segelboote, die unter der Küste fuhren, waren in großer Entfernung nur einige große Frachter zu sehen. Das Küstenland erstreckte sich hier flach ansteigend und hügelig, meistenteils bewaldet. Bald voraus wieder das vorspringende Kap, Capo di Pula, eine nach SE gerichtete Halbinsel. Vor dem Capo, lag eine größere halbkreisförmige Bucht, Porto d'Agumu, in der wir ankern könnten. Wir schauten hinein, sie war voll belegt. Hinter dem Capo di Pula lag ein langgezogener breiter Sandstrand, bei Pta Furcadizzo. dort fiel der Anker um 1545 Uhr auf 6 m Wassertiefe, auf Pos. 39°01,3'N 009°02,5'E.
In der Nähe findet man auch den Yachthafen Perd'e Sali. Ein Foto aus einem Segeltörnhinweis zeigte Motorboote und wenige Gastplätze an der Außenmole. In der Nähe befinden sich die Ruinen der in der Antike größten Hafenstadt Sardiniens - Nora. Die Phönizier gründeten die Stadt um 800 v. Chr..Später bauten die Karthager und zuletzt die Römer um 200 v. Chr. Häuser und Tempel über die alten Fundamente. Ein Teil der Hafenstadt wurde später vom Meer überspült.
Unser Ankerplatz lag direkt vor den Ruinen, von See aus war wenig davon zu sehen. Wir sahen einige Besuchergruppen, die durch die Ruinen geführt wurden.
Heute wollten wir an Bord bleiben und unsere Kombüse in Betrieb nehmen. Wir hatten ja noch ausreichende Bestände an Proviant, den Proviant wollten wir auf keinen Fall entsorgen.
Wir machten es uns in der Plicht bequem und schauten uns die Manöver der einlaufenden Yachten an. Später ging es an die Zubereitung des Abendessen, dann gab es einen leckeren maritimen Salat.
Wir genossen das Abendlicht bei versinkender Sonnen hinter dem westlichen Bergland.
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7. TAG - Sonnabend, 8. SEPTEMBER
Sonnabend, 8. September: Von Bucht bei Perd' e' Sali, Ostküste Sardinien, zur Basis Porto de Cagliari, Molo Sanita` am Calata(Kai) via Roma.
Nach einer ruhigen Nacht empfing uns der letzte Segeltag mit wolkenfreiem Himmel und milder Luft. Ich nahm noch ein letztes erfrischendes Morgenbad, wie an jedem Morgen der Segeltage.
Zum Frühstück kam alles auf den Tisch, was noch essbar war.
Um 0945 Uhr war dann Anker auf. Am Nachmittag wollten wir recht früh bei der Tankstelle sein. Die Ortsbeschreibung der Tankstelle in der großen Industrie-Hafenanlage vor dem Start des Segeltörns verstanden wir nur recht grob. Bei einer Suche gleich nach dem Start in der großen Hafenanlage würden wir Segelzeit verlieren. Während der Rückfahrt in den Hafen würde ich mit dem Vercharterer telefonieren.
Die Online Windvorhersage übermittelte für den Vormittag Segelwind mit 4 bis 5 Bft aus NW.
So kamen am letzten Segeltag noch zu einer flotten Fahrt bei halbem Wind. In der Bucht Golfo di Cagliari kreuzten noch einige Segelyachten und Boote. Gegen Mittag hatten wir die Mitte Fahrwassertonne für die Hafenansteuerung an Stb und eine halbe Stunde später ging die Fahrt zurück und wir holten die Segel ein. Wir änderten den Kurs auf NNW mit Sicht auf die hohen Silotürme als Landmarke.
Mit langsamer Motorfahrt passierten wir einige Frachtschiffe an Bb, die vor den Industrieanlagen auf Reede lagen. Bald lag vor uns eine grüne Fahrwassertonne für das Verkehrstrennungsgebiet der Hafenein-/ausfahrt, die wir an Stb passierten. Vor uns lag das weit in das Fahrwasser hineinragende Molenfeuer der Mole - Nuovo Molo di Levante. Von See aus verwirrten zunächst die vielen Molenfeuer (erkennt man am Ende einer Mole, auf einem hohen Sockel ist eine Laterne in grün oder rot installiert, das bei Nacht leuchtet). Wo lagen die beiden Molenfeuer zur Einfahrt in das Hafenbecken zur Tankstelle ? Ich telefonierte mit unserem Vercharterer, der mir mit Hilfe der mir vorliegenden Seekarte die Einfahrt in das entsprechende Hafenbecken erklären konnte. Das Hafenbecken lag in diesem Moment an Bb querab von unserer Position. Keine Segelyachten oder andere Schiffe waren dort auszumachen. Zweifel kamen auf. Jedoch beim Einfahren in den großen Teil des Hafens, auf Bb sahen wir alte vertäute Schiffe und recht voraus an Stb ein auf Stützen vorspringendes Gebäude, die Tankstelle (Pos.39°12,35'N 009°06'E) an der Nuovo Molo di Ponente. Jedoch lag kein Boot an der Tanke. Inzwischen war es 1430 Uhr geworden. War die Tankstelle überhaupt in Betrieb ? Ich telefonierte und erhielt als Antwort: es ist Mittagszeit, geöffnet wird ab 1500 Uhr. Pünktlich kam auch der Betanker und wir erhielten unseren Diesel. Noch eine Segelyacht kam zum Auftanken.
Um 1530 Uhr lagen wir vertäut an der Molo Sanita' am Calata (Kai) via Roma. Ich meldete die SY Regor beim Vercharterer zurück und nun begann die Wartezeit bis zum Übergabe Check-out. Auf den anderen Booten am Kai herrschte reger Betrieb, hier waren Leute vom Vercharterer vermutlich beim Check-out anderer Boote. Mit unserer frühen Rückkehr und Rückgabe wollten wir ja, sobald wie möglich, in die Stadt kommen. Es war hier sehr warm im Hafen, kein Luftzug brachte hier ein wenig Abkühlung. Nach etwa 2 Stunden sahen wir den Taucher aus dem Wasser steigen, der die Schiffsrümpfe der hier liegenden Boote auf Schäden untersucht hatte. Kurz darauf waren wir an der Reihe zum Check-out. Das lief dann professionell ab: die Segel, der Motor, die Toilettenpumpen, die Ankerwinsch, der Außenborder und alle anderen technischen Funktionen wurden überprüft. Es gab keine Beanstandungen. Gegen 1830 Uhr war auch der vertragliche Teil abgeschlossen. Der Vercharterer reservierte uns für Sonntagmorgen um 1100 Uhr ein Taxi zum Flughafen, denn unser Flieger von Eurowings startete erst um 1405 Uhr. Über Nacht blieben wir ja noch an Bord.
Wir gingen durch das bewachte Ausgangstor des Hafens und querten die Straße Via Roma und standen direkt unter den alten Arkaden eines großen Gebäudes. Hier vor den kleinen Läden und den Bars war ein reges Treiben. Die kleinen Tische vor dem Bistro waren gut belegt. Im Bistro erkundigten wir uns nach einem Frühstück zum Sonntagmorgen, das wir bekommen könnten. So bummelten wir weiter auf der Promenade an den großen Gebäuden entlang, auf der Via Roma herrschte starker Straßenlärm. In der nächsten Gasse bogen wir ab, um in das ansteigende Hafenviertel zu gelangen und kamen zur Piazza Matteotti. Herrschaftliche Bürgerhäuser prägen den Platz. Enge Gassen, vom Hafen her steil ansteigend, münden hier in die Piazza Matteotti. Dichtgedrängte Besuchergruppen strömten durch die engen Gassen, viele kleine Lädchen liegen hier dicht nebeneinander. Nach unserem Eindruck war es wohl eine anziehend quirlige Stadt.
Die Reiseführer beschreiben sie als eine faszinierende Stadt, eine Mischung aus maurischen, iberischem und römischen Erbe, ein Schmelztiegel der Kulturen.
Wir hatten aber noch vor Beginn des Segeltörns eine Reservierung zum Abendessen in einem Restaurant vorgenommen.
Dort hatten wir gut zu Abend gegessen, weil eine deutsch sprechende Serviererin aus Dänemark uns die in italienisch beschriebene Speisekarte übersetzen konnte. Das gefiel uns natürlich gut. Wir bekamen unseren Tisch und konnte mit der netten Serviererin eine sichere Auswahl treffen. Aber auch hier mussten wir uns der Mücken erwehren.
Zurück an Bord entkorkten wir noch die letzten Flaschen roten Cannonau di Sardegna und weißen Vermentino di Sardegna und bei schummriger Tischbeleuchtung nahmen wir Abschied vom letzten Segeltag.
Am nächsten Morgen gingen wir rüber zu dem Bistro unter den Arkaden und nahmen ein italienisches Frühstück ein, Kaffee und ein großes belegtes Brötchen.
Das reservierte Taxi brachte uns nach knapp 20 Min. Fahrzeit pünktlich zum Flughafen Cagliari.
Im Direktflug ging es pünktlich um 1400 Uhr nach Hannover, wo unser Flieger um 1630 Uhr aufsetzte.
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Fazit der Segeltage
Mit der Segelfläche von ca.70 m² unserer Segelyacht Dufour 382 Grand'Large, Baujahr 2018, hätten wir uns mehr kräftige Brisen gewünscht. Im Mittel segelten wir bei 2-3 Windstärken, bei südlichen Winden, die sich zum Nachmittag hin abschwächten. Bis auf den Mittwoch, als wir es plötzlich unerwartet bei 4 Windstärken und Böen 5 es auch noch mit einem hohen Wellengang zu tun bekamen. Vermutlich ausgelöst durch ein großräumiges schwaches Tief über dem Mittelmeer, das sich bis zum Donnerstag hin wieder auflöste. Sonst war eine Hochdruckwetterlage bestimmend für unsere Segelwoche, ohne Luftdruckgegensätze bei 1017-1020 hPa.
Mit unserer Charteryacht waren wir nicht ganz zufrieden. Als wir es am Mittwoch mit hohem Seegang zu tun bekamen, hatte der Steuermann keine Möglichkeit, sich festzuhalten. Es fehlten die Haltebügel zum Abstützen hinter den Steuerrädern. Der Plotter, der üblicherweise zwischen den Steuerrädern installiert wird, war hier rechts unten an der Kabinenwand angebracht. Weg aus dem Blickfeld des Steuermanns. Störend war auch immer das Starten der Brauchwasserdruckpumpe bei geringer Wasserentnahme. Nachts vor Anker liegend, wenn der Schwell in die Bucht lief, waren die Knarrgeräusche des Bootes sehr störend. Das Boot lief gut mit dem durchgelattetem Groß auch bei schwachem Wind, nur wäre statt einer Selbstwendefock eine Roll-Genua II sinnvoller gewesen. Zu erwähnen sind noch die sehr guten Staumöglichkeiten für jede Kabine. Die Plicht bot ausreichend Freiraum für vier Segler. Das Schaltpanel und die Funke waren waagerecht hinter dem Navitisch eingebaut, ungewöhnlich.
Bei jedem Landgang und auch vor Anker hatten wir es mit Quälgeister zu tun, mit aggressiven Mücken. Sie attackierten uns vor allem beim Abendessen in den Restaurants und auch Abends in der Ankerbuchten beim Essen. Ohne das bewährte Mückenabwehrspray hätte es mehr Unruhe gegeben und schmerzhafte Schwellungen.
Die Wegstrecke über Grund betrug ca. 140 sm.
Der Transfer vom/zum Airport Cagliari (eine Fahrt 10 km) wurde vom Vercharterer organisiert.
Der Transport des Proviants vom Supermarkt zum Hafen wurde vom Supermarkt durchgeführt.
Wir haben wieder interessante Regionen kennengelernt, die Stadt Carloforte auf der Insel San Pietro, die Buchten von Porto Pino und die alte Stadt Cagliari.
Für das kommende Segelfreizeit in 2019 haben wir uns noch nicht auf ein Segelrevier festgelegt.
Auch für den nächsten Segeltörn wünschen wir uns eine gute Fahrt bei ruhigem Wasser und frischem Wind und immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel.
Hermann Goss, Skipper
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