Segeltörnbericht Golf von Neapel 2005
Tyrrhenisches Meer - vom 27.August bis 3.September 2005
Basishafen: Neapel, Porto S. Lucia, am Castel dell' Ovo, 41 49,5'N 014 15' E Segelyacht: Jeanneau Sun Odyssey 40 'Rinella' (L.ü.a. 12,5 m), Bauj. 2001.
Crew: Hermann Goss (Skipper), Alfred Lech (Co-Skipper), Michael Böhme, Hinrich Dieckmann, Fred Grabowski.
|
|
.......................von links: Alfred, Hermann, Michael, Fred und Hinrich......................
|
Sonnabend, 27.08.: Anreise per Hapag-Lloyd Express (hlx) Flieger (Airbus 320-700) von Hannover an Neapel - Capodichino, und Transfer zum Hafen Porto S. Lucia. Der Fahrer des vorbestellten Kleinbus erwartete uns pünktlich um 1430 Uhr in der Ankunftshalle. Der Kleinbus setzte uns nach einer ca. halbstündigen rasanten Fahrt im Hafen ab. Wir machten uns auf die Suche nach der Charteryacht 'Rinella'. Wir fanden die Yacht 'Rinella' aber nicht an einem Steg im Hafen, wie im Törnvorschlag angegeben, sondern in einem großen Hafen mit dem Bug vor der Kaimauer und zu beiden Seiten am Kai lagen dichtgedrängt große und kleine Motorboote. Überall Leinen. Bei dieser dichten Ansammlung von Booten war kaum freie Wasserfläche zu sehen. Drumherum Ansammlungen von schwimmenden Kunststoffmüll und alles Mögliche was schwimmt. Das Wasser war erstaunlicherweise recht klar. Unsere Charteryacht lag mit dem Vorschiff zur Kaimauer, dahinter Restaurants, die bis dicht an die Kaimauer gebaut waren. In Fluchtlinie mit der Bb-Seite unseres Bootes zum Kai führte eine schmale gepflasterte Gasse vom Kai aus mit einer flachen Neigung ins Hafenwasser, vermutlich als Slipbahn genutzt. Eine andere Charteryacht war steuerbordseitig an unser Boot festgemacht und dessen Vorschiff lag vor der geneigten Slipbahn, so daß sie keinen eigenen Übergang zum Kai hatte. Ein Bohle war vom Vorschiff unseres Bootes an Backbord auf das noch freie schmale Stück Kaimauer gelegt. Es war eine kipplige Angelegenheit.
|
|
|
Da es noch zu früh für die Übernahme des Bootes war, machten wir es uns auf der Kaimauer gegenüber dem Vorschiff unseres Charterbootes bequem und schauten uns um. Auf beiden Booten wurde von Boots-Service Leuten 'Klar Schiff' gemacht. Einige Leute vom Nachbarboot stiegen über die Reling auf unser Boot und weiter über das kipplige Brett zu uns auf die Kaimauer. Dann passierte es, ein junges Mädel mit einem Mobiltelefon in der Hand kam vom Nachbarboot, stieg auf das Brett, verlor das Gleichgewicht und fiel ins Hafenwasser. Sie wurde geborgen und versorgt. Was mir aber bald klar wurde, dieses hier war nicht der kleine Hafen Molosiglio mit einigen Stegen, gemäß des Törnvorschlages des Vercharterers, sondern ein anderer größerer Hafen unterhalb einer großen Festungsanlage. Wohin waren wir eigentlich transportiert worden ? Ich hatte zwar dem Taxifahrer den Zielhafen genannt, aber abgesetzt waren wir in einem anderen Hafen. Ich versuchte mit den Boots - Männern Kontakt aufzunehmen, aber ich scheiterte an den italienische Antwortsalven. Einen anderen Mann verstand ich insofern, daß er telefonieren wollte. Später stellte ich fest, daß der Hafen zu einer kleinen vorgelagerten Felseninsel gehörte, Porto S. Lucia hieß, und zu Füßen einer alten Festungsanlage, Castel dell' Ovo, lag und über eine alte Steinbrücke mit Eingangstor mit der Stadt verbunden war. Inzwischen hatte sich endlich ein englisch sprechender Verantwortlicher von 'Elite Sailing' für die Bootsübergabe eingefunden, der sich im Laufe der Bootsübergabe als sehr kooperativ zeigte. Sein Einsatz auf unserem Boot wurde nach einigen Minuten jäh unterbrochen. Ein Telefongespräch auf Deck in der Hocke wurde beendet, er stand auf und plötzlich flog sein Mobiltelefon in Hafenwasser. Es wurde aus dem Wasser gefischt. Er meinte trocken, es wäre schon sein Drittes, das baden ging. Nach Trockenlegung seines Mobiltelefons, lief die Übernahme zügig und reibungslos ab. Wir hatten zwei Punkte zu beanstanden: das Boot war nicht aufgetankt worden, was sonst üblich ist und wegen der Rest Dieselmenge zu Diskussionen führen kann, und die elektrische Ankerwinsch machte keinen Mucks beim Aufholen des Ankers. Wir erhielten die Zusage für die Erledigung dieser beiden Punkte zum Sonntagvormittag. Wir hatten noch genügend Zeit und machten uns auf den Weg in die Stadt, um Proviant für die nächsten Tage zu bunkern.
|
|
Sonntag, 28.08.: Am Sonntagmorgen nahmen wir nahmen wir bei angenehmen 25 C unser Frühstück im Cockpit mit Kaffee(nicht gefiltert), Ciabatta, Wurst, Käse und Schinken ein. Gegen 1045 Uhr wurde das Boot durch den Eigentümer persönlich betankt und die Ankerwinsch zum Laufen gebracht (der Stecker des Motors wurde mit Rostlöser behandelt). Gegen 1100 Uhr legten wir endlich ab. Draußen im freien Wasser setzten wir einen Kurs von 210 ab und starteten unseren Segeltörn 2005 in den Golf von Neapel, mit Kurs Pontinische Inseln. Es wehte eine leichte Brise aus SW, es war diesig. Es herrschte eine hohe Wolkenbedeckung(As, Ac) vor und es schien eine langweilige Hochdruckwetterlage zu werden mit abflauenden Winden. Wir setzten die Segel und nahmen Kurs auf die Insel Ils di Procida, die nordöstlich vor Ischia liegt, Entfernung, ca. 15 sm. Wenig später stellten wir den Ausfall der Logge fest, damit hatten wir keine Geschwindigkeitsanzeige. Mit unseren Hand-GPS, die wir vorsorglich mitgenommen hatten, konnten wir diese Lücke abdecken. Am Nachmittag schlief der Wind ein und die restliche Distanz zur Insel mußten wir mit Motorkraft überbrücken, die wir gegen Abend erreichten. In der oberen, östlich gelegenen Bucht, vor dem kleinen Hafen Chiaiolella, in malerischer Umgebung, gingen wir vor Anker (40 45,6'N 014 01,7'E). Der Blick auf die Bucht war beeindruckend, sie war ausgefüllt mit pastellfarbenen, sehr arabisch anmutenden Würfelhäuser in dichter Bebauung, umsäumt von grünen Hängen und zur rechten Hand eine hoch gelegene Festungsanlage.
|
|
Die Insel Procida ist eine Mini-Insel und wird durch vier Vulkankrater gebildet. Sehr arabisch anmutende pastellfarbene Würfelhäuser sind charakteristisch für die Bebauung, umgeben von Olivenhainen, Zitronengärten und Weinbergen. Da unser Handbuch vor Einfahrt in den flachen Fischerhafen warnte, machten wir unser Dingi klar und die 3-köpfige Minicrew startete zu einer Aufklärungsfahrt in Hafen, der sich hinter zwei langen Wellenbrechern versteckte. Später gingen wir an Land und nach einer Ortsbesichtigung ließen wir uns die Pizzen gut schmecken.
|
|
|
Montag, 29.08.: Am nächsten Morgen gegen 0900 Uhr hievten wir den Anker. Heute wollten wir einen Schlag von 30 sm nach der westlich, im Tyrrhenische Meer, gelegene Insel Ventotene machen. Es ist die erste der 5 Pontinischen Inseln. Sie sind ein Überbleibsel einer Vulkankette und vor allem unter Römern ein äußerst beliebtes Wochenendziel. Mit NO-Kurs verließen wir die östlich gelegene Bucht, um Procida nördlich an Backbord zu passieren. Es herrschte schwacher Seegang, bei leichten nordwestlichen Winden. Durch die Landabdeckung vom Festland wehte es zu schwach, um unter Segel eine gute Fahrt zu machen. Der Diesel wurde gestartet und wir motorten wir bei ca. 7 kn Marschgeschwindigkeit, um auf die westliche Seite von Procida das offene Meer zu erreichen. Hier erwarteten wir mehr Wind in die Segel zu bekommen. Nach ca. 2 Std., gegen 1100 Uhr hatten wir das offene Meer erreicht, nordwestlich von Ischia. Aus östlicher Richtung brieste es auf, ausreichend, um auf Vorwindkurs zu Segeln und auch unseren Booster, den Spinnacker (Spi), ins Spiel zu bringen. Wir setzten die Segel und bereiteten das Setzen des Spi vor. Durch die leichte Brise verzichteten wir auf den Windschutz durch das Vorsegel. Das große bunte Tuch wurde geheißt und das Boot nahm deutlich Fahrt auf.
|
|
Unser Hand-GPS zeigte Geschwindigkeit über 6 kn an (der Geschwindigkeitsmesser an Bord hatte noch immer keine Anzeige). Der Wind nahm leicht zu auf über 12 kn (3-4 Bft), auch unsere Geschwindigkeit auf 8 kn raumschots. Da kam Freude auf. Nach 1,5 Std. unter Spi, der Wind nahm zu und es wurde böig, wurde der Spi geborgen. In dem Dunst wurden die Umrisse der Insel Ventotene langsam deutlicher. Gegen 1430 Uhr legten wir an der relativ neuen Pier der Marina von Cala Rossano (Porto Nuovo) an. Die Insel Ventotene mit einer Länge von 2,8 km und einer Breite von 800 m, die höchste Erhebung von 139 m, ist vulkanischen Ursprungs mit niedriger Vegetation. Der kleine Hafen Porto Romano war ursprünglich ein römischer Galeerenhafen, der aus dem örtlichen Tuffstein geschlagen wurde. Bei der Einfahrt von NO in die Bucht Cala Rossana fielen uns die roten, senkrecht abfallenden Felsen, an der Stb-Seite auf, die wie rechteckig ausgehauene Klötze aussahen. Fast ohne Übergang fängt die dichte Bebauung der Bucht an, auch hier, wie auf Procida, die enge Bebauung mit würfelförmigen Häusern in hellen pastellfarbenen Tönen.
|
|
Bei unserem Landgang sahen wir, daß sich die Bucht, ausgehend von den roten Felsen, weiter erstreckte bis zu einer inneren Bucht mit einem kleinen Hafen, der mit kleinen Fischerbooten und Motorbooten belegt war. Ein kleiner Strand und eine steile Felswand mit Höhlen bildeten den Abschluß der Bucht. Die Höhlen waren entweder durch örtliche Tauchsportgruppen oder andere Geschäfte belegt. Es gibt einen Durchbruch, römische Grotte genannt, durch die man zu einem kleinen Hafen gelangen kann, der ehemals ein römischer Galeerenhafen war und aus dem örtlichen Tuffstein geschlagen wurde. Unser Landgang hatte wie immer zum Ziel, neben der Besichtigung der Kulturgütern des Ortes und des Hafens ein gemütliches Restaurant mit preisgünstigen Fischangeboten für unser Abendessen auszumachen. In einer Hafenecke, ein paar Meter abseits vom Restaurant, stand ein offener Grill mit frischen Fischen, der gerade angeheizt wurde, den wollten wir nach einem Rundgang durch die Ortschaft Ventotene anlaufen. Die Häuser sind an steil abfallenden Hängen gebaut, so daß wir steile Treppenaufgänge und schmale Gassen bewältigen mußten. Außerdem war es etwa gegen 2000 Uhr noch etwas zu früh zum Abendessen. Bemerkenswert noch die hohe Lufttemperatur von ca. 28 C am späten Abend und kein kühles Lüftchen brachte uns eine Abkühlung. Bei unserem Rundgang vorbei an kleinen Läden, durch schmale Wohngassen, unseren Proviant und Getränkenachschub schleppend, erreichten wir die Grillstelle am Hafen. Inzwischen war es stockduster geworden. Fast zu spät waren wir zurückgekommen, nur wenig Fisch lag auf dem Grill, die Restaurantplätze auf dem Vorplatz waren fast belegt.
|
|
|
Es wurde noch ein Tisch hergerichtet und wir sollten auch noch gegrillten Fisch bekommen. Es kam Wind auf. Während wir unser Essen einnahmen wehte es heftiger, die ersten Böen fegten über den Platz und in der Ferne gab es Wetterleuchten. Wir hatten die Luken unseres Bootes offen gelassen, um die Kojen unter Deck zu belüften, denn am Tage lagen die Temperaturen bei ca. 30-32 C und Nachts kühlte es sich kaum ab. Diese stürmischen Anzeichen des Wetters deuteten auf heftigen Regen hin, begleitet von Gewitter. Wie schnell würde uns das Wetter erreichen ? Da wir die klimatischen Besonderheiten dieses Reviers nicht kannten, war also Eile geboten und daher legten wir eine höhere Gangart beim Essen ein. Schon fegten die ersten Sturmböen über den Hafen und ließen den Staub und Sand zu einer hellen Wolke aufwirbeln. Nun wurde es höchste Zeit zur Rückkehr. Rechtzeitig konnten wir die Luken schliessen, kurz darauf schüttete es wie aus Kübeln. Gemütlich ließen wir den Tag ausklingen. Auf dem Nachbarboot mit einer bayrischen Crew hatten sich einige Segler ein Nachtlager auf dem Bootsdeck vorbereitet, das hatte sich jetzt auch erledigt.
|
|
Dienstag, 30.08.: Unser heutiges Ziel war die zweite Pontinische Insel Ponza, in WNW-Richtung, die Wegstrecke etwa 23 sm. Seit unserem Ablegen in Neapel war ein leichter Anstieg des Luftdrucks von 1012 auf 1016 hPa zu beobachten, also weiterhin eine Hochdruckwetterlage, das auf ruhiges Wetter schließen ließ. Über der See lag leichter Dunst mit hoher Wolkenbedeckung(As). Eine flotte Fahrt unter Segel war also derzeit nicht zu erwarten, aber wir hatten ja noch den Spi, der konnte uns eine flotte Fahrt ermöglichen. Wir setzten den Spi und bei 8 bis 10 kn Wind ging es flott vorwärts in Richtung Ponza. Am frühen Nachmittag erreichten wir die große Bucht von Ponza (40 54'N 012 58'E). Vor uns lag Ort Ponza, im Süden der Bucht, mit seinen malerischen pastellfarbenen Häusern, die sich an den Hängen um die Bucht herum verteilten. Die Insel Ponza ist die größte der Pontinischen Inseln, die auch durch einen Vulkanausbruch entstanden ist. Sie erstreckt sich von Nordosten in einem Bogen nach Süden. Man nennt sie auch Insel der Römer. Einst schickten die römischen Kaiser unliebsame Rivalen und Familienmitglieder nach Ponza ins Exil. Heute ist die Insel ein beliebtes Ausflugsziel.
|
|
Einen Liegeplatz konnten wir nicht ausfindig machen. Der Hafen war hauptsächlich mit großen Motoryachten und vielen kleinen Motorbooten voll belegt. Nur wenig Segelyachten waren zu sehen. Wir gingen in der Bucht vor Anker. Eine Erkundungsfahrt mit dem Dingi nach einem öffentlichen freien Anleger, nahe dem Ortszentrum, brachte kein Ergebnis, die Anlegestellen waren voll belegt oder wenn es eine freie Lücke gab, wurden wir abgewiesen. Die zweite Erkundungscrew war erfolgreicher und brachte die Telefonnummer eines Bootstaxis mit, das uns nach Absprache zu einem etwas abseits vom Ort gelegenen Anleger bringen und später wieder zum Boot bringen wollte. So konnten wir doch gemeinsam an Land kommen und unser motorbestücktes Dinghi war an Bord in Sicherheit. Um 1830 Uhr wurden wir abgeholt und nach einem ca. halbstündigen Fußmarsch erreichten wir den Ort Ponza. Bei der Suche nach Wetterinformationen am Fährhafen stießen wir auf einen englisch sprechenden Einheimischen, der sich als ehemaliger Seemann vorstellte und uns helfen wollte. Er führte uns zu einem Mann an einer Ticketstand am Kai, der uns mit "derzeit gibt es kein Problem mit dem Wetter" informierte. Ein Hafenbüro mit schriftlichen Wetterinfos gab es nicht. Der freundliche Einheimische empfahl uns dann sogleich sein Restaurant, das auf der gegenüberliegenden Seite des Fährschiff - Anlegers, das einen ansprechenden Eindruck machte. Es war voll begrünt mit Weinlaub und sah einladend aus, ungewöhnlich für ein Restaurant am Hafen.
|
|
Da es aber noch recht früh zum Abendessen war, so setzten wir unseren Erkundungsgang weiter fort. Durch den Fährbetrieb herrschte im Hafen reger Betrieb. Über eine Treppe gelangten wir in eine Ebene höher in eine Gasse, die parallel zum Kai verlief. Es herrschte ein reges geschäftiges Treiben. Es war dunkel geworden und in der Ferne sahen wir Wetterleuchten. Da wir die Wetterentwicklung von gestern noch in Erinnerung hatten, suchten wir doch vorsichtshalber das begrünte Restaurant auf, um zumindest ein Abendessen zu bekommen. Inzwischen war Wind aufgekommen, erstes Anzeichen eines nahenden Unwetters. Wann es uns wohl heimsuchen würde, vor oder nach dem Abendessen ? Es kam vorher, es kündigte sich plötzlich mit einer heftigen Böe an, die den Wind -und Regenschutz aus leichten Kunststoff - Wandvorhängen nach innen drückte. Es folgte weitere Böen, es fing an zu donnern und dann setzte Starkregen ein. Durch den böigen Wind hoben sich die Wandverkleidungen und der Regen wurde bis zu den Tischen geweht. Wir zogen uns in den hinteren geschützten Raum zurück. Unser Gedanken waren bei unserem Schiff, würde der Anker halten ? Wir lagen in der östlich der Insel gelegenen, großen offenen und ungeschützten Bucht und das Unwetter zog von Osten in die offene Bucht. Diese bange Frage war nicht ohne Einfluß auf unseren Appetit. Draußen tobte das Unwetter mit Donnerkrachen und nach etwa einer halben Stunde, gegen 2115 Uhr, war der Spuk plötzlich vorbei. Vereinzelt gab es noch Wetterleuchten, aber die Vorstellung war beendet. Auf dem Hafenvorplatz hielten wir Ausschau nach unserem Schiff. Mit Hilfe von Michaels digitaler Videokamera, konnten wir über die starke Restlichtverstärkung unser Schiff ausmachen, die Schiffsposition schien sich kaum verändert zu haben. Wir waren schon erleichtert. Würde jetzt auch der Mann mit dem Bootstaxi noch sein Versprechen einhalten, uns auch nach 2130 Uhr zu unserem Boot bringen ? Mein Anruf hatte Erfolg und 10 Minuten später setzten wir über. An Bord war alles in Ordnung. Das Schiff war etwas in Richtung Hafen vertrieben. Der Wind war noch nicht ganz abgeflaut und wehte noch in die offene Bucht. Es gab nur noch vereinzelt Wetterleuchten. Aus Sicherheitsgründen haben wir bis spät nach Mitternacht noch Ankerwache geschoben, da möglicherweise das Gewitter noch zurückkehren könnte. Ein andere Gefahr wurde durch eine schwojende Segelyacht verursacht, die zwischen uns und einem parallel zu uns liegenden Motorboot vor Anker lag, etwas versetzt nach achtern mit dem Bug zur See. Sie mußte während unserer Abwesenheit vor Anker gegangen sein und trieb mit dem Achterschiff langsam auf uns zu. Was uns verblüffte war der Umstand, daß die Schiffe in unserer Umgebung, wie wir auch, mit dem Bug zur See lagen, drehte sich die Yacht langsam mit dem Heck über Stb auf unsere Bb - Seite zu und es entstand somit eine Kollisionsgefahr. Es war schon nach Mitternacht. Ich rief die Yacht mehrmals an, es zeigte sich ein Kopf aus dem Vorluk, die Gefahr wurde erkannt. Nach einiger Zeit kam ein schwerer Zodiac (schweres Gummi-Motorboot) und drückte das Boot zurück. Das Yacht(ca. über 40 ft.) war uns schon vorher aufgefallen da sie nicht wie all die anderen Boote in die gleiche Richtung schwamm, sondern oft entgegengesetzt. Gab es in dem Bereich etwa Grundströmungen. Die Ankerwache wurde gegen 0215 Uhr aufgehoben, da sich das Wetter beruhigt hatte. Das Nachbarboot lag jetzt auch ruhig vor Anker. Später in der Nacht verließ die Yacht ihren Ankerplatz ohne Lichter in Richtung offenes Meer und am nächsten Morgen lag sie wieder vor Anker, aber vor uns. Merkwürdig.
|
|
|
Mittwoch, 31.08.: Heute wollten wir mit einem Schlag von über 45 sm die Insel Ischia erreichen. Der Wind hatte über Nacht auf NO gedreht und war somit günstig für eine Rückkehr in Richtung Golf von Neapel. Der Luftdruck war leicht gefallen, der Wetterbericht über Funk gab für südlichen Bereich des Tyrrhenischen Meeres(nördlich Sizilien) Wetterwarnungen bekannt, aber hier im zentralen Tyrrhenischen Meer war kein Tief in Sicht. Die Wetterlage war wie am Vortage, leichter Dunst, eine hohe Wolkenbedeckung(As), aufgelockert mit etwas Blau dazwischen. Am frühen Vormittag wurde der Anker gehievt und mit Kurs 100 verließen wir Ponza. Nachdem wir von der Windabdeckung von Ponza frei waren, setzten wir volles Zeug bei jetzt NW-lichem Wind von ca. 2-3 Bft und später noch den Spi. Gegen Mittag schlief die schwache Brise ein und wir mußten motoren. Nachmittags wurde es noch sehr diesig, die See war fast glatt und am späten Nachmittag tauchten die Umrisse von Ischia aus dem Dunst auf. Die Insel Ischia ist die größte Insel im Golf von Neapel. Steile hohe Berge haben ihren Ursprung in einen um das Jahr 1300 erloschenen Vulkan. Eine üppige subtropische Vegetation bedeckt die gesamte Insel. Auf dieser grünen Insel gibt es eine Reihe von Thermen für Heilungssuchenden. Die Lavaerde ist ein Boden für kräftige Weine. Der ansonsten schöne Hafen Porto d'Ischia ist in der Hauptsaison überfüllt und durch den starken Fährverkehr würde uns ein unruhiger Liegeplatz erwarten. Da die Hauptsaison gerade beendet war, erwarteten wir aber günstigere Bedingungen.
|
|
Gegen 1830 Uhr liefen wir in Porto d'Ischia ein. Wir machten eine Hafenrundfahrt, um uns einen Überblick zu verschaffen. Der erste Eindruck war, daß es ist ein großer Hafen war mit Anleger für große und kleinere Fährschiffe. Ein paar Segelyachten lagen dort, vermutlich einheimische Boote. Der Hafen war voll belegt, meist mit Motoryachten und kleineren Booten. Wir stellten wiederum fest, daß es für Gastsegler keine ausgewiesenen Anleger gab, niemand der uns ein Zeichen gab. Im Bereich des Fährhafens, von hier laufen die großen Autofähren nach Capri, Sardinien und Sizilien aus, erhielten wir von einem Steg aus ein Zeichen zum Festmachen. Dort lag schon eine Segelyacht mit der Flagge unseres Vercharterers Elite Sailing. Wir konnten zwar keinen freien Steg ausmachen, aber wir hielten auf das vor uns liegende Boot zu. In Rufweite fragten wir nach den Liegegebühren, es wurde 80,- Euro geantwortet. Da wir auch jetzt noch am rätseln waren, wo denn wohl der freie Platz für 80 Euro sein konnte, boten wir 60 Euro dagegen. Es wurde abgewinkt. Wir hatten keine andere Wahl, der Hafen war rappelvoll. Wir mußten wohl oder Übel in den sauren Apfel beißen. Wir hätten auch eine Meile unterhalb des Kastells 'Castello d'Ischia' ankern können und mit dem Dingi die Überfahrt zur nahen Küste machen können, aber ob wir das Dingi bei der Rückkehr wieder vorgefunden hätten, war nicht sicher. Außerdem war es schon nach 1830 Uhr und die Zeit wurde schon knapp, um noch etwas bei Tageslicht von unserer Umgebung zu sehen. Die mit der Backbordseite vor uns liegende Segelyacht war mit dem Bug an einer Boje festgemacht, hatte auch keine Fender gesetzt und es ließ sich dort auch niemand an Deck blicken. Man gab uns ein Zeichen, um das Achterschiff der liegenden Yacht zu verholen, da lag aber eine große Autofähre im rechten Winkel zur Yacht. Wir manövrierten zwischen dem Achterschiff und der ca.20 m entfernt stehenden Bordwand einer Autofähre, die für uns die Höhe eines ca. 3-4 stöck. Wohnhauses hatte, um auf die Stb-Seite der Yacht zu kommen. Jetzt sahen wir, daß die Yacht nicht an einem Steg lag, sondern an einer Boje. Die Männer wiesen uns an, an die Stb-Seite der Yacht festzumachen. Unser Vorschiff wurde ebenfalls an der Boje festgemacht. Trotzdem blieben uns noch ca. 50 m Wasser bis zum Kai. Wofür mußten wir eigentlich 80 Euro berappen ? Es war ärgerlich, wir empfanden das als reine Abzocke. Mit einem Bummel im Hafenbereich und einem komfortablen Abendessen, Fisch war angesagt, beschlossen wir den Abend und kehrten wieder zurück auf unser Boot.
|
|
Donnerstag, 01.09.: Der neue Morgen brachte uns einen fast blauen Himmel und eine sehr angenehme Temperatur (ca. 23-25 C) im Hafen. Der Hafen wachte schon recht früh auf, die ersten Fährschiffe liefen schon aus. Ein zweiter Anleger für etwas kleinere Fährschiffe lag backbords an unserem Kai, so waren wir von Fährschiffen umgeben. Ein sehr reger Fährverkehr war schon im vollen Gange. Beim Entrichten der Liegegebühren von 80 Euro wurde ich noch einmal richtig beeindruckt. Bei meiner Bitte nach Wetterinformationen wurde mir geantwortet, es gäbe keine Wetterinfos,. meine weitere Frage nach einer Sanitäreinrichtung in der Marina wurde mit "die Marinas in Italien hätten keine Sanitäreinrichtungen". Was sollte ich von dieser Antwort wohl halten und das bei stolzen 80 Euro Liegegebühren. Nachdem wir uns noch mit Proviant versorgten, verließen wir die ungastliche Stätte und nahmen Kurs auf Capri, quer über den Golf von Neapel. Für Capri wollten wir uns doch mehr Zeit nehmen, um auf dem höher gelegenen Ort Capri einen ausgiebigen Bummel durch die berühmte Altstadt zu machen. Die Wegstrecke nach Capri/Hafen (Marina Grande) beträgt etwa 20 sm. Die Wetterlage hatte sich nicht geändert, auch heute wieder lag ein leichter Dunst über dem Wasser, der sich im Laufe des Tages noch verstärkte. Es wehte ein schwaches Lüftchen, die See war glatt. So mußte unser Diesel wieder ran an die Arbeit. In der Ferne tauchten schon bald im Dunst die Umrisse von Capri auf, zur linken Hand der höhergelegene Sattel von Capri und zur rechten Hand der steil ansteigende Teil von Anacapri auf. Wir nahmen Kurs auf die Marina Grande und bekamen sogleich einen guten Liegeplatz an einem Steg zugewiesen.
|
|
Capri gilt als die Perle des Golfs von Neapel. Die 10 Quadratkilometer Insel ist gebirgig mit steil abfallenden Küsten aus Kalkstein und vulkanischen Erhebungen, sie wird aus zwei Gebirgsmassiven gebildet. Die in die zwei Gemeinden Capri und Anacapri gegliederte Insel bietet ein bergiges Land mit zwei Gebirgsmassiven, dem Monte Tiberio im Osten und dem Monte Solaro im Westen verbunden durch einen, ca. 150 m hoch gelegenen grünen Sattel, auf dem die Häuser und Villen vom Ort Capri liegen. Die zerklüftete Küste hat zahlreiche Grotten, darunter die berühmte 'Blaue Grotte' im NW und die berühmten Faraglioni-Klippen im SO der Insel gelegen. Etwas Besonderes hat Capri zu bieten, eine Panoramaseilbahn (die Funiculare), sie verbindet den Hafen Marina Grande mit der berühmten 'Piazetta', auch 'Salon der Welt' genannt, einem kleinen Platz an der Kirche S. Stefano, dem Treffpunkt des Gesellschaftsleben im Zentrum von Capri, Die Seilbahn besteht aus zwei Wagenzüge und fährt auf einem Gleis, während der eine Wagenzug von der oberen Station 'Capri Ort' auf einem Gleis nach unten fährt, zieht er den anderen Wagenzug von der Hafenstation 'Marina Grande' nach oben, sie treffen sich jeweils auf zwei parallelen Schienenpaaren auf halber Wegstrecke, das ist äußerst ökonomisch.
|
|
Am Nachmittag machten wir uns dann auf den Weg zum höhergelegenen Ort Capri, den Haupttreffpunkt aller Capri Touris, um den Cafes an der Piazetta einen Besuch abzustatten. Irgendwie gelangten wir auf einen steil bergauf führenden festen schmalen Weg, der uns einige Kondition abverlangte. Schließlich standen wir auf der Piazetta und fanden noch freie Sitzplätze vor einem Cafe. Von hier aus führen drei sogenannte Flanierstraßen, bzw. z.T. schmale Gassen, in die verschiedenen Richtungen über die Insel. Leute flanierten an uns vorbei und wollten sie die Straßen nacheinander ablaufen, mußten sie immer über die Piazetta laufen. Nachdem dem wir uns gestärkt hatten, starteten wir unseren Stadtbummel. Eine Art Terrassengarten in Nähe der Piazetta an der Nordseite bot einen eindrucksvollen Ausblick auf den Hafen Marina Grande und über den Golf v. Neapel. Hier oben ging ein frisches Lüftchen und mit ca. 27-28 C war es recht angenehm. Für die Rückkehr zum Hafen stiegen wir in die Seilbahn. Unten am Hafen herrschte ein reges Treiben. Von hier aus legten die Fähren ab nach Ischia, Sardinien Korsika, Sizilien und zum Festland. Ausflugsboote brachten die Touris zu den Klippen und der 'Blauen Grotte'. Der vorletzte Abend wurde mit einem guten Abendessen abgeschlossen.
|
|
Freitag, 02.09.: Heute war der letzte Tag unserer Segelferien. Der Plan des heutigen Tages war 'Rund Capri' zu segeln, dann mit nördlichem Kurs auf Neapel den Golf zu queren, Distanz ca. 23 sm. Die Bootsübergabe in Neapel, in Porto S. Lucia, war um 1700 Uhr angesetzt. Wir entrichteten unsere Liegegebühren mit stolzen 80 Euro und legten ab. Wir ließen Capri an Stb liegen. Es wehte ein schwacher Wind, zu wenig, um die Segel zu setzen. Obwohl wir recht nahe der Küste fuhren, ließ der stellenweise starke Dunst, die Konturen der Insel teilweise unscharf erscheinen. Gegen Mittag lichtete sich der Dunst, aber eine Wetteränderung war in Sicht. Wir passierten die steil abfallenden Küsten aus Kalkgestein, die zahlreichen Höhleneingänge, die Faraglioni - Klippen und die nordwestlich gelegenen 'Blaue Grotte' (das Blau wird durch Lichtreflexe bei einem bestimmten Sonnenstand an den Wänden erzeugt) , deren Eingang von Ausflugsbooten umlagert wurde. Mit Kurs auf Neapel verließen wir die Insel. Am Nachmittag erreichten wir unseren Liegeplatz. Die Übergabe erfolgte ohne Probleme. Die zurückgelegte Wegstrecke in der Woche betrug 160 sm.
|
|
|
Fazit:
Es war ein Segeltörn bei vorwiegend moderaten Windverhältnissen, dasTyrrh. Meer im Sommer wohl ein Schwachwindrevier. Unseren bunten Ariane-Spinnaker, den wir als Fluggepäck mitgenommen hatten, konnten wir an drei Tagen optimal einsetzen. Die Liegegebühren in den Marinas waren unverhältnismäßig hoch, Insel Ventotene 50 Euro(mit Liegeplatz), Ischia 80 Euro(an Boje) und Capri 80 Euro(mit Liegeplatz). Es wurde kein Service für Segler geboten, weder Sanitäreinrichtungen in den Marinas und keine Wetterdaten waren verfügbar. In diesem Revier herrschen wohl nur moderate Windverhältnisse. Das Abendessen (Fischgerichte + dazu offenen Roten) war qualitativ gut und hat unsere Bordkasse aber arg dezimiert. Wer diese Inseln ansteuert, sollte eine gut gefüllte Bordkasse mitbringen, nicht nur wegen der Liegegebühren. Den Tagesproviant haben wir in kleinen einheimischen Supermärkten gekauft. Die Preise lagen z.T. höher als bei uns, insbesondere bei Käse -und Wurstwaren. Das Wetter machte Sommerpause. Am ersten Tag wehte es aus NW und in den folgenden Tagen wehte es aus östlichen Richtungen mit 2-3 Bft, kurzzeitig 4. Die restlichen Tage hatten wir mehr oder weniger Flaute. Bis auf die beiden kurzen und sehr heftigen Gewitterstürme über den Inseln passierte nichts weiter aufregendes, wenig Segler waren zu sehen, umso mehr große Motoryachten waren unterwegs. Die Lufttemperaturen lagen am Tage auf See bei ca. 27-28 C, Nachmittags an Land bei über 30 C, Nachts kühlte es sich bis auf ca. 25-27 C ab, Wassertemp. ca. 25 C.
Mast und Schotbruch Hermann Goss
|
|