Reisebericht Elba 2010

Törn Elba - 2010

vom 04. bis 11. September 2010

Bericht Segeltörn 2010 Elba und Toskanische Archipel - Basis Portoferraio - vom 04.09. bis 11.09.2010

Für unsere traditionelle Segelwoche in 2010 haben wir uns das Toskanische Archipel ausgesucht.

Die Legende berichtet, als Venus aus den Wellen des Meeres stieg, lösten sich sieben Juwelen von ihrem Diadem. Daraus tauchten sieben wunderschöne Inseln aus dem Meer: Giglio, Giannutri, Capraia, Pianosa, Gorgona, Montecristo und Elba, als die größte von ihnen. So erzählt die Legende von der Entstehung des toskanischen Archipels
Elba hat im Laufe ihrer wechselvollen Geschichte auf alle Herrscher eine große Anziehungskraft ausgeübt. Die Bewohner von Elba und den anderen Inseln erlebten Plünderungen, Fremdherrschaften und Piratenüberfälle. Elba wurde schon von den Etruskern und Römern wegen seiner Eisenerzvorkommen geschätzt. Die Ausbeutung der Erzvorkommen und die Eisenerzeugung in Schmelzöfen brachte beiden Völkern bedeutende strategische Vorteile in Europa. Der Name des Hauptortes Portoferraio erinnert noch daran, Portoferraio bedeutet Eisenhafen. Später im Mittelalter wechselte Elba oft den Besitzer, Türken, Spanier, Franzosen, Engländer stritten sich um die Insel. Im 16.Jahrhundert fiel sie an das Großherzogtum Toskana. Elba kam 1802 in französischen Besitz, 1814 bis 1815 lebte Napoleon hier im Exil. Zwei kleine Museen erinnern an seine Zeit. 1815 fiel Elba zurück an die Toskana.

Als größte Insel hat Elba eine Ost-West Ausdehnung von 27 km und eine Nord-Süd Ausdehnung von 18 km, sowie mit 3,5 km kleinster Breite. Die Insel ist sehr gebirgig. Der höchste Berg ist der Mte. Capanne mit 1019 m. Die typische Vegetation sind Kastanien und Kiefer, dichte Macchia und Weinberge. Im gebirgigen Osten der Insel liegen jene großen Erzfelder, die Elba zur begehrten Beute vergangener Eroberer machte. Leider hat man die Überreste der Förderanlagen und verfallenen Gebäude nicht weggeräumt und somit der ganze Schrott die Landschaft verschmutzt, wie wir es später selbst empfanden. Die Bauwut, wie wir sie von anderen Urlaubszentren kennen, hat die Insel bis heute verschont.
Die bekanntesten Häfen und sichere Zufluchtsorte sind neben Portoferraio und Marciana Marina im Norden, Marina di Campo im Süden, Porto Azzuro im Osten und Cavo im Nordosten.
Mit Ausnahme von Pianosa und Giannutri sind alle Inseln gebirgig und steigen steil aus dem Meer auf. Es sind gute Wassertiefen bis dicht an die Küsten vorhanden.
Die "Isola del Giglio" ist die zweitbedeutendste Insel dieses Archipels. Sie liegt im Südosten von Elba, ca. 30 sm entfernt. Der einzige Hafen der Insel ist die malerische "Giglio Marina". Ein Besuch empfiehlt sich nur wochentags, da sonst meistens überfüllt.
Die Insel Giannutri besteht beinahe nur aus Wüste. Mit einem Ausflug zu einer römischen Villa könnte man von dort aus einen weiten Ausblick auf die Küste genießen.
Zu den Inseln Gorgona, im SO und Pianosa, im SW von Elba, ist der Zutritt verboten. Es sind Orte italienischer Strafkolonien.
Die Insel Montecristo im Süden von Elba ist ein Naturpark. Das Betreten, Anlegen und Ankern ist dort verboten.
Capraia liegt im NW von Elba. Der Hafen ist von einer höher gelegenen kleinen Ortschaft umgeben, beherrscht von den mächtigen Mauern der Burg "San Giorgio".

Die Mannschaft

von links: Michael, Hermann, Alfred, Claus und Hinni

Am Sonnabend, den 04. September um 08.35 Uhr,

hob unser Flieger pünktlich in Bremen ab. Der kurz bemessene Aufenthalt von 1,5 Std. in München reichte mal geradeso aus, um das Terminal 2 in einem anderen Gebäude per Eilschritt zu erreichen. Der Regionalflieger landete um 13.10 Uhr auf dem kleinen Elba Airport im Süden der Insel gelegen.

Das vorab reservierte Taxi brachte uns 5 Segelfreunde nach der Hafenstadt Portoferraio, 15 km entfernt, an der Nordküste gelegen.
Die Charterbasis ist auf dem Werftgelände der Edelnautica Werft, mitten in einem Industrie-und Hafenbereich am Rande der Stadt gelegen.. Das Taxi brachte uns direkt an die Pier. Es war eine ziemlich neue Schwimmpier mit Schwimmstegen an denen ca.20 Charterboote festgemacht waren. Da lag auch unsere Segelyacht "Naughty Girl", eine Sun Odyssey 39i. Die geplante Übernahmekontrolle erst gegen 18.00 Uhr erfolgen sollte, hatten wir somit genügend Zeit für den Provianteinkauf im entfernten Supermarkt. Ein Teil der Crew machte sich auf den Weg und 2 Mann blieben bei dem Gepäck zurück.

Die Sonne schien heiß von einem wolkenlosen, blauen Himmel. Eine leichte Brise fand den Weg vom offenen Meer über das Hafengelände und machte die Mittagshitze, von ca. 30 Grad C, etwas erträglicher. Eine schmale Buschreihe parallel zur Pier spendete Schatten, ein Tisch mit Sonnenschirm war schon besetzt.
Nach längerer Zeit des Wartens hielt ein Kombi mit dem Autokennzeichen VS an der Pier und herausstiegen unsere Provianteinkäufer. Welch eine Überraschung, es war kein Taxi sondern ein freundlicher Deutscher, der den Transport übernommen hatte. Schnell wurde der Proviant ausgeladen. Wir bedankten uns für den Transport, eine Einladung zum kühlen Getränk wurde freundlich abgelehnt und der freundliche Landsmann fuhr wieder davon. Wir zurückgebliebenen erfuhren, dass man in dem Supermarkt mit dem Deutschen aus Villingen-Schwenningen ins Gespräch gekommen war und er danach anbot, den Proviant direkt an die Pier zu bringen. Wie es sich herausstellte war es doch eine lange Strecke vom Supermarkt bis zum Hafen. So freuten wir uns über die Hilfsbereitschaft eines Landsmanns aus Deutschland.
Gegen 18.30 Uhr gab Stützpunktleiter Jörg Wagner von Sun Charter das Boot frei zur Übernahmekontrolle. Mittels einer Liste wurde, wie üblich, die Ausrüstung überprüft. Die Ausrüstung war in tadellosem Zustand. Anschließend wurde der Proviant verstaut Die weiteren technischen Überprüfungen und Einweisungen, einschl. des Riggs/Segel sollten dann am Sonntagvormittag vorgenommen werden.

Sonntag, 05. September

Hafen Portoferraio nach Golfo di Viticcio (Marciana Marina)

Mit der Übernahme des Bootes musste ich zu meinem Erstaunen einen neuen international gültigen Chartervertrag unterschreiben (insbesondere erforderlich für Segeltörns in Italien und Griechenland), wie Jörg Wagner sagte.
Einen wichtigen Hinweis gab uns Jörg Wagner mit auf die Reise: Wir sollten auf keinen Fall das Boot in einer Ankerbucht vor Anker unbeaufsichtigt lassen. Sollte die Küstenwache oder ein anderes amtliches Schiff (Zoll) das Boot ohne Bootswache vorfinden, würde es abgeschleppt werden und müsste gegen ein Strafgeld freigekauft werden. Weiterhin, sollte das Beiboot gestohlen werden, würde es nicht über die Schiffsversicherung gedeckt sein. Die Kosten müsste dann die Crew tragen. Da ich in anderen Reiseberichten gelesen hatte, dass es vorteilhaft wäre, sich einen Liegeplatz in der Marina von Capraia zu sichern, bat ich Jörg Wagner, uns einen Platz für Montagnachmittag zu reservieren. Er versprach sich darum zu kümmern.
Nach der allgemeinen Bordeinweisung, folgte die Einweisung "Sicherheit an Bord". mit Verteilung und Anpassung der Rettungswesten und lifebelts, die Betätigung der Notfalltaste (Distress) am Funkgerät, u.a.m...
Bei der diesjährigen Segelfreizeit hatten wir mit Claus wieder einen Neuen an Bord, der sich zum ersten Mal auf einer Segelyacht zurechtfinden musste. Er wurde daher auch besonders eingewiesen. Auch für Claus hatte ich einige Aufgaben in unserem Rollenplan vorgesehen, es sollte ihm nicht langweilig werden. Wir hofften, dass er im Falle, wenn das Boot bei Wind und Welle stark arbeiten würde, er gut damit klar kommen würde.

Es war mittlerweile später Sonntagvormittag geworden. Die Sonne strahlte vom blauen Himmel, eine frische Brise wehte aus nordöstlichen Richtungen in den ungeschützten Hafen und brachte etwas angenehme Kühlung. An diese Temperaturen um die 30 Grad C mussten wir Norddeutsche uns noch rasch gewöhnen.
Ein Blick in die Marina zeigte uns, das die ersten Boote schon ausliefen.
Ein wichtiges Thema war jedoch noch abzuklären, welche Kurs sollten wir wählen. Bei den vorherrschenden leichten östlichen Winden wäre der Kurs in nordwestlicher-Richtung auf die Insel Capraia daher sinnvoll. Danach weiter in südwestlicher Richtung an die Nordostküste von Korsika zur Marina Macinaggio. Entweder, je nach Wetterlage, nach Süden entlang der korsischen Küste und retour nach Elba.

Eine alternative Route wäre in östlicher Richtung die Insel Elba zu runden und in westlicher Richtung Korsika, die ehemalige Hauptstadt Bastia anzusteuern. Danach retour über Capraia nach Portoferraio. Da eine ausführliche Wetterprognose in der Marina bis Mittwoch östliche Winde versprach, danach rückdrehend auf West, wählten wir den ersten Vorschlag.
Da uns immer nur noch ein halber Tag zur Verfügung stand nutzten wir die Zeit auch, um uns mit dem Boot vertraut zu machen. Es wurden Segelmanöver und Navigationsdaten ermittelt. Das Tagesziel sollte der Golf von Viticcio sein, eine westlich gelegene Bucht auf der nördlichen Inselseite, in Nähe Marciana Marina.
Dann war es soweit. Nach Klarmachen zum Ablegen und Leinen los liefen wir langsam aus der Marina in die Bucht Rada di Portoferraio. Nachdem wir die Bucht verlassen hatten, setzten wir einen westlichen Kurs auf das Capa d`Enfola ab, setzten Vollzeug mit großer Genua. Bei leichten raumen Winden und bestem Sommerwetter kam unser Boot leicht in Fahrt. So hatten wir uns unsere Segelfreizeit vorgestellt. Mit Ausführung einiger Segelmanöver, Betätigung der Rollreffanlage und Einreffen der Genua machten wir uns wieder mit dem Trimmen vertraut. Die SO 39i war für uns ein bekanntes Boot, denn in unserer Segelfreizeit 2008, Mallorca-Ibiza, fuhren wir auch mit dieser Bootstype. Bei leichten raumen Winden kommt sie leicht in Fahrt.

Gegen 16.30 Uhr hieß es Fallen Anker in der Bucht von Viticcio (Golf di Viticcio), Pos.42 49,4"N 010 16,04"E inmitten anderer Boote. Die Bucht war mit Bojen abgesperrt, viele Leute tummelten sich im Wasser, kleine Boote mit Jugendlichen schipperten umher und genossen den Sonntagnachmittag. Wir schauten uns zunächst um. In Strandnähe stand ein weißes Gebäude, aus dem Leute ein und aus gingen. Mit dem Fernglas war zu erkennen, dass sie kleine weiße Päckchen trugen, vermutlich etwas essbares. Wir beschlossen der Sache auf den Grund zu gehen. Nachdem wir unsren ersten Durst mit einem kühlen Bier abgelöscht hatten, kam uns auch ein Hungergefühl auf. Ehe wir an unseren Proviant gingen, wollten wir klären, was es mit dem weißen Haus so auf sich hatte. Unser Beiboot wurde jetzt für eine Aufklärungsfahrt klargemacht. Zwei Freiwillige schwangen sich ins Beiboot und fuhren vorsichtig zum Strand. Sollte dort tatsächlich essbares zu holen sein, so könnte unser Abendessen eine andere Geschmacksnote bekommen, als unser Proviant es hergeben konnte. Den einheimischen Rotwein dazu konnten wir selbst beisteuern.

Die Aufklärer kamen bald mit leeren Händen zurück. Nanu, Fehlanzeige, eine Fata Morgana? Nein, sagten die Beiden, erst später am Abend würden die bestellten Portionen bereitgestellt werden. Unsere Fragen, was das wohl für Portionen wären, zuckten die Aufklärer mit den Schultern und meinten, die Inselsprache nicht verstanden zu haben. Das konnte ja was werden, meinten wir. Wir mussten nun geduldig warten und hungrig waren wir auch. Nach einer Stunde war es soweit, die Beiden legten wieder ab und kamen bald zurück. Wir übernahmen vorsichtig die Verpackungen aus dem unruhigen Boot, denn wir wollten ja nicht die Fische füttern. Wir öffneten die gut verpackten Wundertüten, es war kein Grillfleisch, es waren verschiedene Fleischsalate mit Antipasta. Wir hatten Hunger und machten uns sogleich an die Arbeit. Die Antipasta schmeckte würzig und lecker, mit dem heimischen Rotwein wurde dann zwischendurch abgelöscht. Es war ein allseits gelungener erster Abend auf See.

Montag, 06. September

Von Golfo di Viticcio nach Insel Capraia

Nach einem ausgiebigem Frühstück, hieß es gegen 10.00 Uhr Anker auf und mit Kurs 315 nahmen wir unter Segel bei leichter Brise Fahrt auf in Richtung Insel Capraia, Entfernung ca. 25 sm. Der SMS-Kurzwetterbericht unseres Vercharterers Scansail meldete leichte Winde aus nordöstlichen Richtungen um 2 Bft. Der Himmel war teilweise bedeckt, hohe Bewölkung. Bei guter Sicht und Lufttemperatur von 24 C genossen wir den Segeltag, wir hatten ja keine Eile.

Ab frühen Nachmittag kamen wir nicht mehr recht voran, so mussten wir doch den Motor zu Hilfe nehmen. Am Nachmittag erreichten wir Capraia. Der Himmel war inzwischen voll bedeckt und der schwache Wind würde uns keine Schwierigkeiten beim Anlegen bereiten. Wir schoben uns sachte in den Hafen und befanden uns in einem Minihafen, geformt durch eine Bucht, eingerahmt von Norden nach Süden umgebende, durch sanft abfallende, begrünte Felshügel, im Süden bewacht von den mächtigen Mauern der Burg "San Giorgio".

Es gibt hier nur diesen einen Steg für Dickschiffe und einige Plätze an der Pier. In den Sommermonaten müsste es hier ein rechtes Gewusel geben. Es war ein niedlicher kleiner Hafen, der gegen Schwell von Osten durch eine flache Betonmole gesichert war, jedoch bei östlichen Winden könnte es sehr unruhig werden. Viele Motor-und kleine Fischerboote ließen den Hafen sehr eng werden. Da die Felshügel der Vulkaninsel, bis über 400 m aufsteigend, dicht bis zum Hafen abfallen, umsäumt nur ein schmaler Landstreifen mit Häusern den Hafen. Die Farben der Häuser in Terrakotta, Rosa oder Beige, darüber das Grün der Hügel, sind für die Augen ein Genuss. Auf dem südlichen und höher gelegenen steilen Felshügel beherrscht die mächtige Burg "San Giorgio" den Hafen. Das Dorf Capraia im Schutze der Burg gelegen, erreicht man zu Fuß oder per Bus über eine, steile und schmale, gut ausgebaute Straße.

Nachdem wir die Hafenidylle genossen hatten, machten wir uns auf den Weg in das höher gelegene Dorf auf der Suche nach einem Restaurant zum Abendessen. Am Ausgang des Hafens kamen wir an eine Bushaltestelle vorbei. Ein Blick auf den Fahrplan und es lohnte sich zu warten. Mit dem Bus fuhren wir bis zum Kirchplatz, was gleichzeitig die Dorfmitte war, und der freundliche Fahrer sagte uns, dass wir von hier aus auch wieder mit dem letzten Bus zurückfahren könnten, gegen 23.00 Uhr.

Wir fanden das sehr komfortabel, wie es sich auch später herausstellen sollte. Bald fanden wir ein kleines Restaurant, wo wir noch etwas zu Essen bekamen.
Auf dem Weg zur Bushaltestelle fing es an zu Regnen. Bald kam auch pünktlich der Bus und brachte uns zum Hafen. Etwas durchfeuchtet erreichten wir unsere "Naughty Girl" und den trockenen Salon.

Es war abwechslungsreicher Tag, den wir mit einer Flasche Roten abschlossen. So konnte es weitergehen.

Dienstag - 7. September

Nach Port de Macinaggio (Nordostküste Korsika)

Der Morgen begann freundlich, die Sonne strahlte vom blanken Himmel. Einige nutzten die klare Sicht am frühen Morgen, um Erinnerungsfotos zu machen. Draußen auf See fuhr die bunt bemalte Fähre "Moby"in Richtung Elba davon.

Inzwischen zog dichte Bewölkung auf, der Wind frischte auf. Die pünktliche SMS-Wetterinfo für das Ligurische Meer übermittelte SE-S 4 bis 5 Bft, in Böen 6 bis 7 Bft, 1 m Welle. Unser Plan war, die Insel Capraia nördlich zu runden und mit südwestlichem Kurs Macinaggio anzulaufen. Der böige Wind könnte uns am Nachmittag vermutlich mit Regenschauer erreichen. Nachdem wir beim Hafenmeister mit 60 Euro die Liegegebühr entrichtet hatten, hieß es um 10.30 Uhr, Leinen los und Kurs Nord. Wir setzten Vollzeug und mit achterlichen Wind nahmen wir schnell Fahrt auf. Eine Stunde später rundeten wir die Nordspitze von Capraia, den "Punta della Teia", und mit neuem Kurs 245 und halbem Wind, der jetzt auf offener See auf ca. 4-5 Bft zunahm und liefen mit ca.7 kn Fahrt. Das Boot krängte einige Male über, der Wind wurde böiger und es war an der Zeit zu reffen. Mit dem Rollgroß war das eine sichere Aktion, die große Genua wurde schon vorab gerefft, denn keiner musste auf das schwankende Deck, zumal die ersten Schauerböen in die Segel rauschten.
Nachdem die Regenfront durchgelaufen war, klarte es wieder auf, aber der böige Wind verstärkte sich noch auf ca. 5-6 Bft. Nach schneller Fahrt erreichten wir gegen 15.00 Uhr Port de Macinaggio. Bei der Einfahrt wurden wir auf eine 12 m-Yacht aufmerksam, die ein Bojenmanöver fuhr, um eine Leine durch den Bojenring zu bringen. Der böige Wind vertrieb immer wieder das Boot von der Boje, sodass die crew schließlich aufgab. Wir waren auf Wartestellung gegangen. Nun fuhren wir das Bojenmanöver. Der Ehrgeiz hatte uns gepackt, das musste doch zu schaffen sein. Die bereits an den Bojen liegenden Boote ließen uns ja wenig Freiraum. Beim vierten Anlauf konnten wir eine Leine durch den Bojenring bringen und die Heckleinen an der Gästemole "Quai d`honeur" ausbringen. Unsere Naughty Girl" war nun fest vertäut an den Leinen und konnte keine Zicken mehr machen. Erstaunt waren doch, als das neben uns liegende Boot den sicheren Liegeplatz verließ. Gemeinsam mit dem wartenden Boot, das vor uns vergeblich versucht hatte an der Boje festzumachen, verließen sie den Hafen.

Die freiwerdende Lücke wurde auch Minuten später durch ein ankommendes Boot ausgefüllt. Bis zum Abend heulte und pfiff der böige Wind durch die Wanten und lose Fallen klapperte an den Masten, obwohl klare Sicht herrschte und die Sonne durch die aufgelockerte Bewölkung für schönes Wetter sorgte bei sommerlichen Temperaturen.
Gegen Abend suchten wir das vom Vercharterer empfohlene Fischrestaurant "Vela d Oro" auf, das in einer Seitenstraße vom Hafen liegt. Es war gut besucht, mit Glück bekamen wir noch einen Tisch. Es wurde ein lustiger Abend mit gutem Fischessen.

Mittwoch - 8. September

Nach Bastia.

Der frühe Morgen empfing uns mit wolkenlosem Himmel und klarer Sicht. Für unser heutiges Etappenziel konnten wir das ca. 20 sm entfernte, südlich gelegene Bastia wählen oder wieder Kurs auf Elba nehmen. Wir hatten noch 3 Tage Segelfreizeit.
Sollten wir noch Bastia besuchen, die ehemalige Hauptstadt Korsikas, dann bliebe uns nur noch ein Tag für die Überfahrt nach Elba, ca.40-50 sm, um dort an der Südküste zu Ankern und am Freitagnachmittag das Boot in Portoferraio wieder Sun Charter zu übergeben.
Das SMS-Wetter übermittelte Windstärken von 5-6 aus SW bis S mit Böen (Ligurisches Meer). Es war ein Tief im Anmarsch, das uns vermutlich mit Starkwind und Regenschauer die Überfahrt nach Elba stark erschweren würde. Am Donnerstag hätten wir es weniger stürmisch und trocken.
Also auf Kurs Süd an der Küste entlang nach Bastia.
Die Ruhe im Hafen wurde jetzt durch Windgeräusche und Schlagen von Fallen unterbrochen. Erste Wolkenfetzen schoben sich über den Gipfeln der umgebenden Felsenhügel in Richtung Meer. Jetzt wurde es Zeit, aus dem Hafen zu kommen. Ich eilte zum Hafenmeisterbüro, um die Bootsdokumente zu holen. Mit Zahlung der Liegegebühren von 34 Euro konnten wir Auslaufen. Inzwischen war aus den Windgeräuschen ein Pfeifen, Zischen und Heulen geworden, die Boote arbeiteten heftig in den Leinen. Der Wind fiel von den steilen Felsenhängen in den Hafen und fuhr böig in die Boote. Entweder wir kamen hier raus oder wir konnten einen Hafentag einlegen.
Der Wind stand auf den Bug. Würde der Motor es schaffen, bei Bojenleine los, das Boot vorwärts in Fahrt zu bringen ? Wir warteten auf ein Nachlassen des Winddrucks. Dann hieß es Vorleine fieren und aus dem Bojenring freikommen, der Steuermann gab Vollgas. Der Winddruck war in dem Moment doch größer und drückte das Boot nach achtern gegen das backbord liegende Nachbarboot. Jedoch die Fender federten den Berührungsdruck ab. In einer kleinen Windpause und mit vereinten Kräften und volle Motorkraft brachten wir das Boot frei vom Liegeplatz und in Fahrt voraus aus dem Hafen.

Draußen auf See wurde es ruhiger. Wir hielten uns ab von der Küste, um uns von den böigen Fallwinden fernzuhalten. Nach einer Stunde Motorfahrt setzten wir die Segel, gerefft. Der Wind kam jetzt aus südlichen Richtungen, mit SO-Kurs segelten wir weg von der Küste in Richtung Bastia.
Später kam auch noch eine Schauerfront schnell auf, die uns noch frisch machte. Nach Durchzug der Front kam die Sonne wieder durch und der Himmel klarte schnell auf.

Um 16.30 Uhr erreichten wir den malerischen alten Stadthafen von Bastia, Vieux-Port. Wie in Capraia erwartete uns auch hier Italienische Atmosphäre. Die Häuser an den Felshängen, parallel zur Küstenlinie bis hoch in die Hänge hinein gebaut. Die Farben der Häuser vorwiegend in Beige, Terrakotta und Rosa, ein Haus am Hafen in Zinnoberrot mit schmalen weißen Streifen herum abgesetzt, darüber das Grün der Hügel und darüber das helle Grau der Hügelkuppen. Sehr pittoresk anzusehen.
Im Hintergrund eine große Kirche mit zwei hohen Glockentürmen überragt die vielen Häuser in Hafennähe.

Gleich an der StB, dort wo die Mole in den Quai übergeht, machten wir noch einen Liegeplatz aus, den sich aber eine andere Segelyacht sichern wollte. Der Mann brachte die Vorleine nicht durch Bojenring und gab schließlich auf. Wir hatten mehr Erfolg und konnten unser Boot an der Boje fixieren. Mit Heckleinen und Spring wegen Schwell von See war unser Boot vertäut.

Bei einem kühlen Bier schauten wir uns um. Vereinzelt fuhren einige Lieferwagen auf den schmalen Straßen am Hafenbecken entlang. Es gab aber keinen laufenden Durchgangsverkehr, obwohl die Küstenstraße am Rande von Bastia verläuft. Eine mutige Lösung: die Stadt hatte einen Tunnel unter dem Hafen bauen lassen und somit den Hafenbereich zwischen dem Altstadtviertel (Terra Vecchia) und dem höher gelegenen Terra Nova, bei der Zitadelle, nicht geteilt. Somit ist das Altstadtviertel und der alte Hafen als historischer Stadtteil erhalten geblieben. Ein eigener Charme, den diese Stadt ausstrahlt. Die Genuesen, als große Handelsmacht in jener Zeit, bauten den Hafen als wichtigen Handelsstützpunkt aus.

Alfred in Rot am Vorstag

Später machten wir uns auf, durch die schöne Altstadt zu bummeln bis hoch zur Zitadelle. Von oben bekamen wir weiten Blick über die Stadt und das weite Meer..
Abends wurde es umtriebiger und lauter auf den Straßen und Gassen. Leute saßen vor Cafés und vor Restaurants. Auch wir fanden einen netten Platz.

Donnerstag, 09. September

Dieser Morgen empfing uns mit teilweise blauem Himmel und klarer Sicht. Von Süden zog eine hohe Wolkendecke auf. Wir nahmen uns wieder Zeit bei bestem Morgenlicht viele Fotos von dieser alten Stadt mitzunehmen.
Heute war die Rückfahrt nach Elba angesagt. Als Ankerplatz boten sich an der Südküste von Elba einige Ankerbuchten an. Stützpunktleiter Jörg Wagner hatte uns einige Ankerbuchten empfohlen, von Golfo di Campo bis zum Golfo Stella, denn an der West-und Südküste gibt es keinen Hafen. Der Wetterbericht für das Tyrrhenische Meer sagte W-SW 5-6 Bft voraus, klare Sicht, keine Schauerböen (Einfluß des Mistrals). Das könnte Schwell von Süden bedeuten und damit konnte es in der Ankerbucht sehr unruhig werden.
Nach einem ausgiebigem Frühstück, es konnte eine längere Faht werden, sagten wir Adieu Bastia. Mit Kurs 87 auf Punta di Fetovaia abgesetzt bei leichten südwestlichen Winden kamen wir gut voran.

Der Wind drehte später auf S-SO bei 3 Windstärken. Die Bewölkung blieb weiterhin aufgelockert mit wechselndem Sonnenschein. Ein Blick zurück, Korsika wurde von dunklen Wolken eingehüllt.
In der Ferne kam Elba in Sicht. Aufgefallen war uns bisher nicht die Dünung, die langsam von Süden anrollte, die durch Ausläufer des Schirokko von Süden her auf die See eingewirkt haben. Wenige Segler begegneten uns weit entfernt, sonst gab es außer Wellengang und Möwen, bei immer noch teilweise bedeckten Himmel, nichts auffallendes zu sehen. Am Nachmittag schlief der Wind ein und damit war es vorbei mit der Ruhe. Nun musste uns der Motor nach Elba schieben, mit einem Motor, der nicht so lärmig war.
Ein letztes Mal vor Anker gehen in eine der Buchten, die einladend aussahen, war nicht zu empfehlen, der Schwell rollte direkt in die offene Buchten. Also volle Fahrt um die SO-Spitze, Punta dei Ripalti, die wir gegen 19.00 Uhr erreichten. Die nächste geschützte Bucht lag im Osten von Elba, in der Bucht von Porto Azzurro. Da wir keine Unterwasserfelsen zu fürchten brauchten, die Küste fiel hier steil ab, fuhren wir etwas näher an der Küste entlang. Verlassene Steinbrüche, verlassene Fabrikgebäude, verfallene Förderanlagen und Hallen waren gegen das Abendlicht gut zu erkennen.

Bei fahlem Dämmerlicht erreichten wir die Bucht von Porto Azzurro. Spät fällt der Anker in einer kleinen Bucht bei Capo Blanco, auch Bucht von Barbarossa genannt, auf Pos.42 46"N 010 24,5"E, in der schon einige andere Boote vor Anker liegen.
Hier genossen wir unseren vorletzten Segelabend auf dem Wasser.

Freitag, 10. September

Der neue Morgen empfing uns wie die Tage zuvor mit blauem Himmel und Windstille. Ideale Umgebung für unser letztes Segelfrühstück in der Plicht, umgeben in der kleinen Bucht von begrünten felsigen Felshängen. Hoch oben auf einem Felsen eine kleine Festung mit einem Turm.

Einige Wohnhäuser zeigten sich in dem Grün zwischen den Felsen und unten am Strand. Alles sehr idyllisch und friedlich.
Bevor wir die Barbarossabucht verließen, schauten wir uns noch den Hafen von Porto Azzurro an, des viel gepriesenen Ortes. Der Hafen ist einladend angelegt, die Bebauung nur im flachen Teil des Hinterlandes. Der Hintergrund mit den bräunlich felsigen Bergkuppen mit abfallenden begrünten Felsabhängen und die beigefarbenen Häuser. Sehr schön anzusehen.

Der Hafen war dicht belegt, einige größere Segler hatten dort festgemacht. Wir verließen die Bucht. Kaum waren außerhalb der Windabdeckung von Norden, bekamen wir es mit einer kräftigen Brise aus nördlicher Richtung zu tun. Wir setzten sofort Vollzeug und rauschten bei halbem Wind und über 7 Knoten in die offene See mit nordöstlichem Kurs hinaus. Das war Segeln vom Feinsten. Da wir nur noch eine Wegstrecke von ca. 25 sm bis Portoferraio zu fahren hatten, das SMS-Wetter gab N 5 Bft (Böen 6-7) durch, 1 m Welle, konnten wir daher weit entfernt der Küste hinaus segeln.

Wir passierten die Insel Palmaiola, mit einigen Kreuzschlägen rundeten wir die Nordspitze von Elba, Capo della Vita. Inzwischen hatten wir gerefft, der Wind nahm noch zu. Raumschots und mit hoher Fahrt rauschten wir in die Bucht.
Gegen 14.30 Uhr waren wir bei der Tanke, dort fanden wir dichtes Gedränge vor, der Tankwart hatte wohl noch Mittagspause. Wir manövrierten uns derweilen in eine günstige Position und kurze Zeit später wurden wir betankt. Damit entgingen wir dem Gewusel im engen Bereich der Schwimmstege vor der Edelnautica Werft bei dem herrschenden auflandigen Wind.
Das Anlegen an eine der Schwimmstege der Edelnautica Werft erforderte volle Konzentration, da der aufgebriste NW-Wind ungehindert von See her über das Hafengelände wehte und das Boot seitlich auf den Steg drücken würde. Mit nicht zu langsamer achterlicher Fahrt wurde das Boot an den Schwimmsteg manövriert. Die Männer von Sun Charter waren zur Stelle und sorgten für ein sicheres Anlegen. Da der Wind auch noch an Stärke zunahm, wurden die einlaufenden Boote nun mit Schlauchboote an den Anleger gedrückt. Von Sun Charter optimal organisiert.
Für uns war die Segelfreizeit beendet. Es war ein schöner und abwechslungsreicher Segeltörn bei bestem Wetter, auch weil wir fast immer unter Segel unterwegs waren.
Die Rückgabe wurde von Jörg Wagner von Sun Charter, professionell durchgeführt und die "Naughty Girl" ohne Beanstandung wieder übernommen.
Uns blieb noch ein Landgang in die Altstadt und dort beobachteten wir die großen Autofähren beim Ein-und Auslaufen.
Wir blieben noch eine Nacht an Bord. Am nächsten Morgen um 07.00 Uhr wurden wir dem Taxi pünktlich zum kleinen Flughafen gebracht. Um 09.05 Uhr startete der Regionalflieger von InterSky nach München und weiter nach Bremen.

von links: Alfred, Michael, Claus, Hermann und Hinni.

Fazit

Unsere Segelfreizeit wollten wir in dem geschichtlich stark geprägten Teil des westlichen Mittelmeeres verbringen. Die Wettervorhersagen für die See im Norden von Elba (Ligurisches Meer) sagten östliche Winde voraus, später nach westdrehend. Damit entschieden wir uns, Elba zu verlassen und nach Nord-Korsika zu segeln, dann nach Süden an der Küste entlang bis nach Bastia und schließlich Elba von Süden her zu runden. Diese Abschätzung ging auch voll auf. Die gefahrene Wegstrecke betrug 165 sm.
Wir hatten hochsommerliche Temperaturen zwischen 25 und 30 C, einige Schauer.
Mit dem obligatorischen Einsegeln nach der Übernahme machten wir unseren neuen Mann Claus mit der Organisation und den Sicherheitsmaßnahmen an Bord vertraut. Er hat auch während der Fahrt keine Probleme an Bord klar zukommen. .
Die Liegegebühren blieben bis auf Insel Capraia, mit 60 Euro, in den anderen Häfen, mit 30 bis 40 Euro, im Rahmen. In Port de Macinaggio, Nordkorsika, gab es noch eine ausführliche Wetterprognose vom Hafenmeister dazu. Auch in Portoferraio war eine 3-Tage Vorhersage ausgegeben. Die sanitären Einrichtungen waren akzeptabel und unter Verschluss.
Der Transfer vom Flughafen zum Hafen und später zurück funktionierte gut.
Es waren abwechslungsreiche und schöne Segeltage. Wir freuen schon wieder auf die nächste Segelfreizeit.

Mast und Schotbruch

Hermann Goss

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